Brocken – Wetterwarte der Extreme

Man kennt die Bilder aus den Nachrichten im TV: Menschen werden bei Windgeschwindigkeiten bis Orkanstärke über das Brockenplateau getrieben, sie können sich kaum gegen den heftigen Wind stemmen. Der Brockengipfel weist ein eigenes, oftmals extremes Wetter auf, geprägt durch Wolken, Nebel, Sturm und Schnee. Daher spielen die Wetterbeobachtungen hier eine wichtige Rolle. Die Wetterwarte auf dem Brocken soll allerdings automatisiert und damit ein Großteil der Beobachtungen eingestellt werden.




Erreichbar ist der Brockengipfel mit der Harzschmalspurbahn oder auch zu Fuß, wobei aber einige Hundert Höhenmeter zu überwinden sind. Die Bahn – gezogen von einer Dampflok – hält direkt am Gipfel, der bei entsprechenden Wetterverhältnissen einen unvergesslichen Ausblick bietet. In einigen Fällen kann man am Horizont den Kahlen Asten in 163 Kilometer Entfernung sehen, an manchen Tagen sogar den Fichtelberg im Erzgebirge (ca. 230 km).

Das Brockenplateau mit dem Brockenhaus und einem Museum (rechts)

Bereits im Jahre 1736 wurde eine erste Schutzhütte errichtet, sie bekam den Namen „Wolkenhäuschen“ und befindet sich zwischen dem Brockenhaus mit der auffälligen Kuppel und dem Museum. Bereits 1836 erfolgten erste regelmäßige Wetteraufzeichnungen und am 01. Oktober 1895 wurde ein Observatorium eingerichtet.

Der Turm der Wetterwarte, im Hintergrund das Brockenhaus mit Fernmeldeturm

Der heutige Wetterturm entstand im Jahre 1937, er steht etwas abseits der eigentlichen Touristenanziehungspunkte am Rande des Brockenplateaus. Hier wurden schon extreme Wetterwerte registriert. Hitze sucht man auf dem Brocken vergeblich, bis 29,0 Grad stieg die Temperatur aber am 20. August 2012. Meist steckt der Gipfel in den Wolken und im Schnitt gibt es mehr als 300 Nebeltage im Jahr, 1958 waren es sogar 330 Tage. Dafür ist es oft sehr windig und 1952 wehte an 221 Tagen mindestens Windstärke 8. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde am 24. November 1984 mit 263 km/h gemessen. Der Schneehöhenrekord stammt vom 14./15. April 1970 mit 380 Zentimetern. Im Jahre 1973 lag an 205 Tagen eine geschlossene Schneedecke.

Das Messfeld der Wetterwarte, unter anderem Niederschlags- und Radioaktivitätsmessung

 

Herkömmliche Messgeräte, unter anderem Temperatur und Luftdruck, noch per Hand ablesbar

Ein Blick in die „Englische Hütte“ auf dem Dach des Turms mit den herkömmlichen Messgeräten, die noch per Hand abgelesen werden können. Hier werden unter anderem die aktuelle Temperatur, Höchst- und Tiefstwerte, die Feuchttemperatur und der Luftdruck gemessen.

So sieht das Innenleben der neuen Wetterhütte aus, alles läuft automatisch.

Direkt neben der herkömmlichen Wetterhütte befindet sich eine zweite Hütte mit den neuartigen Messgeräten. Hier kann man nichts mehr per Hand ablesen, alle Messungen erfolgen automatisch. Neben den Wetterhütten werden auch Messungen zur Feinstaubkonzentration vorgenommen.

Mast mit Windmessgeräten auf dem Dach des Turms

Es folgen noch ein paar Eindrücke vom Brocken und der Wetterwarte:

Der zentrale Brockengipfel

Auf dem Brockenplateau befindet sich ein Felsbrocken, an dem die Gipfelhöhe markiert ist. Rund um den Felsblock sind in allen Richtungen die Entfernungen wichtiger Punkte wie Städte und Berggipfel in anderen Mittelgebirgen angegeben.

 

Etwa 1200 Frösche befinden sich mittlerweile in der Wetterwarte.

Eine ungewöhnliche, aber sehr passende Froschsammlung findet sich in den Räumen der Wetterwarte wieder. Alles begann mit zwei Stofffröschen, inzwischen sind weit mehr als 1000 Frösche in allen möglichen Varianten zusammengekommen.

Standortkarte des DWD mit allen Wetterwarten, darunter auch der Brocken

Das Messnetz des Deutschen Wetterdienstes umfasst 182 Wetterstationen und Wetterwarten. Letztere sind mit Personal besetzt, hier werden noch Augenbeobachtungen durchgeführt. Neben Angaben zu Wolkenarten- und Wolkenhöhe gehören dazu unter anderem auch die täglichen Schneemessungen, die automatisch nur unzureichend erfasst werden können.

Radioaktivitätsmessnetz des DWD, zu dem ebenfalls der Brocken gehört.

Aus Kostengründen werden allerdings die Wetterwarten mehr und mehr in automatische Messstationen umgewandelt. Übrig bleiben nur wenige mit Personal besetzte Wetterwarten. Dadurch gehen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch viele langjährige Messreihen verloren. Auch der Brocken soll in eine automatische Station umgewandelt werden.

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




Ein Gedanke zu „Brocken – Wetterwarte der Extreme

  • Freitag, 20. Dezember 2019 um 22:54 Uhr
    Permalink

    Ich habe eine klitzekleine Anmerkung: Es handelt sich bei der abgebildeten Wetterhütte NICHT um eine standardmäßige englische Hütte, sondern um eine Spezialkonstruktion, die „Gießener Wetterhütte“ genannt wird und insbesondere den extremen Nebelfrostablagerungen auf dieser exponierten Bergstation entgegenwirken soll.

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