Stärkere Hurrikane durch Klimawandel?

Im September 2017 richtete der verheerende Hurrikan MARIA unglaubliche Schäden auf der Insel Puerto Rico an. Vor einigen Wochen zerstörte der Hurrikan MICHAEL einige Orte in Florida. Gibt es einen Trend zu verheerenderen tropischen Wirbelstürmen und einen Zusammenhang zum Klimawandel?




Häufig wird darüber berichtet, dass Hurrikane, Taifune und Zyklone durch den Klimawandel immer stärker werden. Ist dies tatsächlich so? Werden die starken Hurrikane häufiger und vor allem noch stärker?

Zahl der Hurrikane pro Jahr (rot = starke Hurrikane) seit 1851, Quelle: University of Arizona

Der langfristige Trend bei der Anzahl der Hurrikane auf dem Nordatlantik zeigt leicht nach oben und die meisten Klimavorhersagen lassen in der Zukunft noch mehr, vor allem stärkere tropische Wirbelstürme erwarten. Allerdings ist ein direkter Rückschluss von der Klimaerwärmung auf die Stärke der tropischen Wirbelstürme nicht so einfach, da die Intensität der Stürme von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Kürzlich wurde aber im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Nature eine Untersuchung veröffentlicht, in der ein Zusammenhang zwischen der bisherigen Erwärmung von etwa 1 Grad in den vergangenen 100 Jahren mit der Hurrikanstärke hergestellt wird. Darin wurden unter anderem die Intensität der drei Hurrikane KATRINA (2005), IRMA (2017) und MARIA (2017) untersucht. Dafür wurden in Computersimulationen die einzelnen Parameter wie Temperaturen, Wind, Regenmengen so lange verändert, bis die Simulation weitgehend dem eingetroffenen Szenario entsprach. Daraus wurde dann ein Trend für einzelne Parametern ermittelt.

Nach den Untersuchungen ergab sich eine Zunahme der Regenmengen durch die Hurrikane von 5 bis 10 Prozent mit ansteigenden Wassertemperaturen, während sich die Windverhältnisse kaum verändern. Damit ergibt sich ein Hinweis auf den Einfluss der Klimaerwärmung auf tropische Wirbelstürme. Neben den hohen Windgeschwindigkeiten und der Sturmflut an der Küste gehören starke Regenfälle mit Überschwemmungen und Erdrutschen zu den Hauptgefahren durch tropische Wirbelstürme, oft richten sie die größten Schäden an und fordern viele Tote.

Hurrikan Maria im September 2017, Quelle: NASA

Die Forscher wendeten die Erkenntnisse zum Verhalten tropischer Wirbelstürme bei zunehmender Klimaerwärmung auch auf die Zukunft an. Dazu wurde aus dem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) die Temperaturvorhersage mit einem Anstieg von 1,5 bis 5 Grad herangezogen. In der Simulation der drei Hurrikane nehmen Windgeschwindigkeiten und Regenmengen der drei Hurrikane mit zunehmender Erwärmung deutlich zu. Nach dem stärksten erwarteten Temperaturanstieg im IPCC-Bericht steigen die Windgeschwindigkeiten gegenüber den gegenwärtigen Bedingungen um mehr als 50 km/h an, die Regenmengen nehmen um bis zu 30 Prozent zu. Zudem ziehen die Stürme langsamer und können so in einer bestimmten Region noch mehr Regen fallen lassen.

Ähnliche Beobachtungen liegen von der südlichen Halbkugel vor, wo Wissenschaftler in Australien eine Verstärkung einzelner, bereits sehr starker Zyklone beobachten. Auch der Rekordhurrikan PATRIZIA (2015) vor Mexiko und die Supertaifune HAIYAN (2013) und YUTU (2018) verhielten sich ähnlich mit sehr rascher Verstärkung unter nahezu idealen Bedingungen.

Hurrikan MICHAEL 2018

Ins Bild passt auch der Hurrikan MICHAEL, der am 10. Oktober 2018 auf die Küste Floridas traf und dort unter anderem die Kleinstadt Mexico Beach nahezu vollständig zerstörte. Dutzende Menschen kamen dabei ums Leben. Der Hurrikan hatte sich kurz vor Erreichen der Küste drastisch verstärkt. Messwerte haben zusammen mit den Beobachtungen vor Ort ergeben, dass die Flutwelle in Mexiko Beach eine Höhe bis zu 15,55 Fuß, also 4,74 Meter erreichte. Zusammen mit den Wellen wurde eine maximale Höhe von 20,6 Fuß, also 6,28 Meter festgestellt. Dies entspricht in etwa der Höhe eines zweistöckigen Gebäudes.

Offiziell wurde der Hurrikan MICHAEL in die zweithöchste Kategorie der fünfteiligen Hurrikanskala eingestuft, mit mittleren Windgeschwindigkeiten bis etwa 250 km/h lag er aber hart an der Grenze zur höchsten Kategorie 5. Die Untersuchungen durch das National Hurricane Center in Miami werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Es ist gut möglich, dass MICHAEL noch höher eingestuft wird. Er gehört zu den vier stärksten Hurrikanen, die seit 1851 auf die US-Küste getroffen sind.

Schäden in Mexico Beach, Quelle: US Coast Guard

Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass sich MICHAEL innerhalb von nur drei Tagen von einem tropischen Tiefdruckgebiet zu einem verheerenden Hurrikan verstärkte. Solch eine gewaltige Entwicklung wurde auch bei einigen anderen tropischen Wirbelstürmen in den vergangenen Jahren beobachtet.

Immer noch gilt allerdings der Grundsatz, dass man nicht jedes einzelne Wetterereignis auf den Klimawandel zurückführen kann. Die gezeigten Beispiele für starke Hurrikane lassen zwar einen Trend erkennen, für einen eindeutigen Nachweis reicht dies noch nicht. Dennoch stellen sie ein deutliches Warnsignal dar.

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