Hurrikan MELISSA trifft Jamaika
In diesem Jahr sind die Staaten rund um den Atlantik von schweren Hurrikankatastrophen bisher weitgehend verschont geblieben. Dies scheint sich jetzt leider zu ändern. Denn in der Karibik verstärkt sich derzeit der starke Hurrikan MELISSA in einer geradezu explosiven Entwicklung – und das sehr nahe an Jamaika und Haiti. Hier drohen schlimmste Zerstörungen durch Windgeschwindigkeiten in Böen bis über 300 km/h, eine meterhohe Sturmflut und Regenmengen bis über 1000 Liter pro Quadratmeter mit Überschwemmungen und katastrophalen Erdrutschen. MELISSA könnte sogar die höchste Kategorie 5 erreichen, bevor er auf Jamaika trifft. Haiti wird zwar „nur“ gestreift, bekommt aber heftige Regenfälle ab.

Die Animation der Satellitenbilder zeigt eindrucksvoll das Auge im Zentrum des Hurrikans. Die so genannte Eyewall – der Ring um das Auge mit den stärksten Wettererscheinungen – ist dabei noch nicht in allen Teilen gut ausgeprägt. Auch ist das Auge derzeit noch nicht symmetrisch und am Rande des Auges bilden sich kleine Randwirbel, die zusätzlich gefährlich sind.

Nach Berechnungen nahezu aller vorliegenden Modelle zieht der Hurrikan zunächst nach Westen, dreht aber zum Montag nach Nordwesten, später Norden bis Nordosten ein. Damit kann er die Insel Jamaika voll trefen. Anschließend überquert er nach dem derzeitigen Stand unter leichter Abschwächung noch den Osten Kubas und die südöstlichsten Bahamas. Dies zeigt auch die Zugbahnkarte des National Hurricane Centers in Miami/Florida. Etwas ungewöhnlich ist auch, dass sich MELISSA immer weiter verstärkt, obwohl der Hurrikan so langsam zieht. Typischerweise schwächen sich Hurrikane ab, wenn sie auf der Stelle treten, da kühleres Wasser aufgewirbelt wird, was ungünstig für einen Hurrikan ist. Aktuell ist das Karibikwasser aber stark aufgeheizt, de Wassertemperaturen liegen in der Region bei 30 bis 31 Grad und auch in tieferen Schichten ist das Meer aktuell sehr warm.

Die Regenmengen, die im Bereich des Hurrikans fallen, sind für uns kaum noch vorstellbar. Ein großes Problem ist, dass der Hurrikan sehr langsam zieht, sich also tagelang auswirkt. So sind in Teilen Jamaikas bis zu 40 Inches Regen möglich, des entspricht 1000 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Dies ist fast das Doppelte der durchschnittlichen Jahresmenge in Berlin!
MEISSA ist der fünfte Hurrikan der Saison 2025 auf dem Nordatlantik, davon vier starke Hurrikane der Kategorie 3 oder höher. Und alle vier starken Hurrikane unterlagen einer Phase der rapiden Intensivierung, sie verstärkten sich innerhalb eines Tages massiv. Dies trifft aktuell auch auf MELISSA zu. Sollte der Hurrikan die höchste Stufe 5 der Hurrikanskala erreichen, ist es bereits der dritte in diesem Jahr. Dies gab es in einer Saison bisher nur einmal seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die Insel Jamaika hat Erfahrungen mit Hurrikanen, erlebt allerdings selten einen so starken wie MELISSA. Der bisher letzte starke Hurrikan der die Insel voll traf, war GILBERT im September 1988. Er überquerte damals die Insel von Ost nach West, bevor er zum bisherigen Rekordhalter mit dem tiefsten Luftdruck in einem atlantischen Hurrikan seit Messbeginn wurde. MELISSA trifft die Insel allerdings voraussichtlich von Süden her und erwischt damit wohl auch die Hauptstadt Kingston mit voller Gewalt. Auf der Insel sind schwerste Schäden zu befürchten mit Zerstörung der Infrastruktur, wochenlangen Stromausfällen und Isolierung ganzer Orte.
Titelbild: Tropical Tidbits
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