Rieseneisberg – Ende einer langen Reise

In den vergangenen Jahren machte ein Rieseneisberg am Rande der Antarktis immer wieder weltweit Schlagzeilen. Wie jeder antarktische Eisberg, der nach Norden in den Südatlantik treibt, ergibt sich auch der Eisberg A-23A seinem Schicksal im wärmeren Ozean, während der Frühling auf der Südhalbkugel Einzug hält. In diesem Fall ist das Auseinanderbrechen jedoch bemerkenswert, da es das bevorstehende Ende eines riesigen, langlebigen Eisbergs signalisiert.



Dieses Bild, aufgenommen am 11. September 2025 vom MODIS (Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer) auf dem NASA-Satelliten Terra, zeigt den fortschreitenden Zerfall von Eisberg A-23A. Sein größtes verbliebenes Fragment war etwas mehr als 1.500 Quadratkilometer groß – immer noch riesig und der zweitgrößte frei schwimmende Eisberg der Welt zu diesem Zeitpunkt. Allerdings hatte er bereits etwa zwei Drittel seiner Fläche verloren, seit er einige Jahre zuvor begonnen hatte, von der Antarktis nach Norden zu driften.

In der Nähe erstreckten sich große Fragmente, die von A-23A abgebrochen waren – insbesondere die Eisberge A-23G und A-23I – zum Zeitpunkt dieser Aufnahme über 324 bzw. 344 Quadratkilometer. Das National Ice Center der USA benennt, verfolgt und dokumentiert antarktische Eisberge mit einer Fläche von mindestens 20 Quadratseemeilen (69 Quadratkilometer) oder einer Länge von mindestens 10 Seemeilen (18,5 Kilometer).

Die Eisberge wurden erstmals von Jan Lieser vom australischen Bureau of Meteorology und Christopher Shuman von der University of Maryland (im Ruhestand) anhand von Satellitendaten identifiziert und später von Britney Fajardo vom National Ice Center der USA anhand von MODIS-Bildern bestätigt.

„Wir können diese großen Eisberge – einschließlich A-23A und seiner benannten Nachkommen – mit weltraumgestützten Sensoren recht gut sehen und überwachen“, sagte Lieser. Er wies jedoch darauf hin, dass diese Giganten oft Tausende kleiner bis mittelgroßer Eisberge abwerfen, die weit von ihrem Ursprungsort wegtreiben und in die Schifffahrtswege gelangen können.

Die Landsat-Satelliten können einige dieser kleineren Eisfragmente bei gutem Wetter beobachten, ebenso wie Synthetic Aperture Radar (SAR), die Eisberge während der Polarnacht und bei allen Wetterbedingungen „sehen“. Instrumente wie diese liefern seltenere, aber hochauflösendere Bilder, die die täglichen Beobachtungen von MODIS auf den Satelliten Terra und Aqua ergänzen.

Bevor Eisberg A-23A zu zerfallen begann, überstand er eine lange Reise mit Unterbrechungen. Nachdem er 1986 vom Filchner-Schelfeis abgebrochen war, blieb er jahrzehntelang auf dem Meeresboden des südlichen Weddellmeeres stecken. Anfang der 2020er Jahre löste er sich schließlich und begann nordwärts zu treiben.

Reise des Eisbergs A-23A seit August 2011, Quelle: NASA

Am 24. November 2023 bedeckte der Eisberg nach Angaben des U.S. National Ice Center eine Fläche von etwa 4.300 Quadratkilometern. Zur Einordnung muss wieder einmal das Saarland herhalten: Der Eisberg war damals fast doppelt so groß wie das Bundesland. Damit war A-23A zu dem Zeitpunkt der größte Eisberg weltweit. Vergangene Eisberge wie A-68A and A-76A entkamen dem Wirbel und gelangten in die Drake Passage zwischen dem Kap Horn in Südamerika und den South Shetland Islands nahe der Antarktis. Von dort aus geht die Reise meist weiter in den Südatlantik, wo das Eis im warmen Wasser rasch abschmilzt.

Im März 2024 geriet er in der Drakestraße in einen rotierenden Meereswirbel, drehte sich jedoch wieder und blieb erneut stecken – diesmal im Mai 2025 auf dem flachen Küstenschelf südlich von Südgeorgien.

Nachdem er sich erneut befreit hatte, trieb der Eisberg auf seiner wahrscheinlich letzten Reise an seine heutige Position nördlich der Insel. Wie so viele andere große Eisberge, die sich in die „Eisberggasse“ gewagt haben, wird er letztendlich den unerbittlichen Auswirkungen der wärmeren Luft und des wärmeren Wassers erliegen.

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