2012: Außergewöhnlicher Hurrikan SANDY

Am 29. Oktober 2012 traf der Hurrikan SANDY auf den Nordosten der USA und ging hier als einer der schlimmsten Hurrikane in die US-Geschichte ein. Mehr als 100 Menschen kamen allein in den USA ums Leben und die Schäden machten SANDY zu einem der teuersten Hurrikane. Dabei war der Hurrikan auf einer sehr ungewöhnlichen Zugbahn in Richtung Neuengland gezogen. Zuvor hatte der Hurrikan bereits in der Karibik schwere Schäden angerichtet und zahlreiche Tote gefordert.




Zugbahn Hurrikan Sandy, Quelle: NOAA

Der Tropensturm SANDY bildete sich bereits am 22. Oktober 2012 in der Karibik, südlich der Insel Jamaika. Er zog am 24. Oktober unter Verstärkung zum zehnten Hurrikan der Saison nach Jamaika. Zwischen Jamaika und dem Osten Kubas erreichte „Sandy“ die Kategorie 2 auf der fünfteiligen Hurrikanskala und die Kategorie 3, kurz bevor er auf Kuba traf. Insgesamt wurden aus Jamaika, Kuba und Haiti mehr als 70 Tote gemeldet, davon allein 54 in Haiti durch heftige Regenfälle und Überschwemmungen. Etwa 200.000 Menschen in Haiti wurden obdachlos. Über Kuba schwächte sich der Hurrikan nur vorübergehend etwas ab. Dies alles war aber erst der Anfang einer ungewöhnlichen Zugbahn eines außergewöhnlichen Hurrikans, der im Nordosten der USA immense Zerstörungen anrichtete und zahlreiche Tote forderte.

Die weitere Zugbahn war sehr komplex, der Hurrikan zog als weitgehend tropisches System mit einigen außertropischen Eigenschaften weit nach Norden und dann sogar nach Nordwesten bis Westen und traf am Abend des 29. Oktober auf die Küste von New Jersey. Wegen seiner ungewöhnlichen Ausdehnung als halb tropisches System waren weite Bereiche in Neuengland betroffen. Hier gab es eine größere Unwetterkatastrophe mit erheblichen Schäden und Überschwemmungen sowie weit reichenden, lang andauernden Stromausfällen. Es gab nach Medienmeldungen mindestes 113 Tote und 2 weitere in Kanada sowie viele Verletzte. Die Schäden liegen im zweistelligen Milliardenbereich und Schätzungen reichten bis über 50 Milliarden US-Dollar. Am 24. November 2012 wurde gemeldet, dass allein die Schäden in New Jersey sich mindestens auf knapp 30 Milliarden US-Dollar belaufen. Insgesamt waren von dem Sturm etwa 65 Millionen Menschen betroffen. Zeitweise waren mehr als 8 Millionen Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten.

Mantoloking, New Jersey vorher
Mantoloking, New Jersey nachher

Die größte Gefahr ging dabei von der Sturmflut aus, die vor allem die Küsten von New Jersey über New York bis nach Connecticut traf. An einigen Küsten wurden Rekordwasserstände erreicht, so auch an der Südspitze von Manhattan. Hier stieg das Wasser an der Station The Battery in der Nacht zum 30. Oktober auf einen Höchststand von 13,88 Fuß (4,23 Meter) über NN und der alte Rekord von 11,2 Fuß (3,41 Meter) aus dem Jahre 1821 wurde deutlich übertroffen. In New York lief das Wasser unter anderem in die U-Bahn-Schächte und in die Straßentunnel, die zu den anderen Stadtteilen führen. An anderen Stellen wurden Fluthöhen bis 4,45 Meter erreicht. Vor dem Hafen von New York wurde an einer Messboje eine Welle mit einer Höhe von 32,5 Fuß (ca. 9,90 Meter) gemessen. Damit wurde hier der bisher höchste Wert von 26 Fuß (knapp 8 Meter) während des Hurrikans „Irene“ im Irene in August 2011 übertroffen. An der Küste im Norden des Staates New Jersey und bis nach Connecticut gab es vielerorts Böen bis über 150 km/h, auf der Triboro Bridge in New York wurde ein Spitzenwert von 160 km/h gemessen. In einer großen Region fielen Regenmengen von 100 bis 200 Liter, gebietsweise auch mehr als 300 Liter Regen pro Quadratmeter.

Auch der Flugverkehr wurde erheblich beeinträchtigt. So mussten die drei New Yorker Flughäfen JFK, La Guardia und Newark sowie weitere in anderen Städten für mindestens zwei Tage schließen. La Guardia soll wegen kompletter Überflutung während des Sturms längere Zeit geschlossen bleiben. Insgesamt fielen durch den Hurrikan an der Ostküste der USA mehr als 16.000 Flüge aus. Im New Yorker Stadtteil Queens brach vermutlich durch einen Kurzschluss ein Feuer aus, durch das etwa 90 Häuser komplett vernichtet wurden.

Hurrikan Sandy im Bereich der Bahamas, Quelle: NASA

Der Hurrikan „Sandy“ war ungewöhnlich in seinem Verlauf und in der Zugbahn, die ihn von der Karibik zunächst in Richtung Norden und dann nach Nordosten auf den Atlantik hinausführte. Er wurde gesteuert durch ein kräftiges Höhentief über den USA. Dann wurde „Sandy“ durch ein Hoch über dem Osten Kanadas blockiert und musste nach Nordwesten bis Westen ausweichen. Damit konnte der Hurrikan frontal auf die Küste im Nordosten der USA treffen. Während der Hurrikan von Kuba aus nach Norden zog wandelte er sich von einem reintropischen System in ein Hybridsystem um – eine Mischung aus einem tropischen Hurrikan und einem außertropischen Orkantief. Dabei dehnte sich das Sturmfeld enorm aus und Sturmstärke wurde in einem Gebiet mit einem Durchmesser von mehr als 1500 Kilometern erreicht. Dies ist ein neuer Rekord für den Atlantik. Kurios war dabei auch, dass es durch einen einzigen Hurrikan gleichzeitig Sturmwarnungen für das Cape Hatteras in North Carolina an der US-Ostküste und für Bermuda weit draußen auf dem Atlantik gab.

Satellitenbild 28. Oktober 2012, Quelle: NASA

„Sandy“ wurde vom National Hurricane Center in Miami auch nach der teilweisen Umwandlung zunächst weiterhin als Hurrikan geführt. Über dem Golfstrom konnte sich der Hurrikan vor der US-Küste sogar noch etwas verstärken und erreichte fast die Kategorie 2 der fünfteiligen Hurrikanskala bei einem ungewöhnlich tiefen Kerndruck von 940 Hektopascal. Als „Sandy“ auf Land traf, lag der Kerndruck bei 943 Hektopascal. Erst kurz vor Erreichen der Küste von New Jersey wurde „Sandy“ allerdings nicht mehr als Hurrikan gelistet. Die zu erwartende Umwandlung in ein außertropisches System führte dazu, dass es für die gesamte Küste nördlich von North Carolina keine Hurrikanwarnungen gab, sondern Sturm- und Sturmflutwarnungen vom Nationalen Wetterdienst (NOAA), zu dem auch das NHC gehört. Dieses den Bestimmungen nach korrekte Vorgehen führte noch zu einigen Diskussionen und änderte das Warnverhalten des US-Wetterdienstes bei ehemaligen Hurrikanen. Da der Hurrikan für die Zeit kurz vor Halloween im Nordosten der USA erwartet wurde, bekam er in vielen Medien den Namen „Frankenstorm“ (zusammengesetzt aus Frankenstein + storm).

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