Analyse des Tornados in Bocholt

Am späten Dienstagabend zog gegen 23 Uhr MESZ ein starker Tornado über das westliche und nördliche Stadtgebiet von Bocholt im Landkreis Borken (Nordrhein-Westfalen) hinweg und richtete hier große Schäden an. Besonders schlimm betroffen war die Heroldstraße, wo ein PKW und ein Wohnwagen angehoben und ein kurzes Stück durch die Luft gewirbelt wurden. Der Tornado erreichte hier die Stärke F2 der Fujitaskala mit Windgeschwindigkeiten um 200 km/h. Die Gesamtlänge der Schneise liegt vorläufig bei etwa 5 Kilometern, die Breite lag im am schlimmsten betroffenen Bereich bei 150 bis 160 Metern. Die Schäden liegen mindestens im oberen sechsstelligen Bereich, möglicherweise übersteigen sie die Millionengrenze.




Radarbilder Kreis Borken am späten Dienstagabend, Quelle: Unwetteralarm

Die Radarbilder vom späten Abend zeigen die kleine Gewitterzelle, die aus Richtung Südsüdwesten heranzog und zwischen 23:05 und 23:10 Uhr MESZ mit hoher Geschwindigkeit die Stadt Bocholt überquerte. Der Tornado bildete sich im Vorfeld der Zelle im niederschlagsfreien Bereich. Erst einige Minuten später folgte leichter Regen. Der Hauptniederschlagsbereich verfehlte das Stadtgebiet weitgehend.

Vorläufige Schadenkarte, Quelle: Open Street Map

Der Tornado entstand bereits deutlich früher als zunächst angenommen, im Bereich Mussum oder noch davor. Die Alfred-Flender-Str. war Höhe Kreuzschule durch einen Baum blockiert, ebenso nördlich davon der Zeisigweg.

Erste Schäden (abgebrochene Äste) im Innenstadtgebiet wurden an der Westseite der Westfalenstraße, der Verlängerung der von Süden nach Bocholt führenden Bundesstraße B473, kurz vor der Kreuzung mit der Werther Straße aufgefunden. An dieser Stelle – eine Kraftfahrzeugstraße – sind keine Fotos möglich.

An der Werther Straße (Karte: 2) traten die ersten größeren Schäden auf, hier ist der betroffene Bereich noch recht schmal. Hinter dem „Truck Stop Bocholt“ wurden an einem zweigeschossigen Gebäude zahlreiche Dachziegel abgedeckt. Foto: Thomas Sävert

 

Nahaufnahme der Schäden hinter dem „Truck Stop“, Foto: Thomas Sävert

 

Am Restaurant „China Star“ an der Werther Straße wurde ein großer Teil des Flachdaches abgedeckt, Foto: Thomas Sävert

 

Auch vom benachbarten Gebäude wurde das Dach teilweise abgedeckt, Foto: Thomas Sävert

Danach zog der Tornado weiter in Richtung Nordost (etwa 40 Grad), von einigen Bäumen brachen größere Äste ab, die zum Teil in der Bocholter Aa landeten. Danach erreichte der Tornado den Bereich Werther Straße – Schwanenstraße – Windmühlenplatz.

Die Herkunft dieses Astes konnte auf die Schnelle nicht geklärt werden, an den umliegenden Bäumen fehlte eine entsprechende Bruchstelle, Foto: Thomas Sävert

 

An der Werther Straße wurde dieses mit schweren Gewichten gesicherte Verkehrsschild umgedrückt, Foto: Thomas Sävert

 

Tatsächlich ist das Gestell des Schildes verbogen worden, Foto: Thomas Sävert

 

Am Haus Ecke Schwanenstraße – Windmühlenplatz (3) wurden auf der Ostseite einige Dachziegel abgedeckt, während die Südseite unbeschädigt blieb. Foto: Thomas Sävert

 

Auch an der Westseite des Hauses fehlten einige Ziegel, die einige Meter nach Westen verfrachtet wurden. Foto: Thomas Sävert

 

An der Westseite des Gebäudes stürzte diese Mauer ein. Foto: Thomas Sävert

 

Nahaufnahme der eingestürzten Mauer, Foto: Thomas Sävert

 

Am Windmühelnplatz (4) zwischen der Brockendorfstraße und der Kurfürstenstraße, südlich des Spielplatzes, Fallrichtung des Baumes im Bild rechts war Nordwesten. Foto: Thomas Sävert

 

Aufräumungsarbeiten am Windmühlenplatz, Fallrichtung der Bäume Nordnordwest. Foto: Thomas Sävert

 

Ein am Windmühlenplatz geparkter und zu dem Zeitpunkt nicht besetzter Lieferwagen wurde durch einen umstürzenden Baum zerstört. Foto: Thomas Sävert

 

Blick in die Prinzenstraße (5), Fallrichtung Nord. Foto: Thomas Sävert

 

Blick von der Jerichostraße in die Hildegardistraße, Foto: Thomas Sävert

 

Weiteres Foto der Hildegardistraße, Foto: Thomas Sävert

 

Entasteter Baum in der Jerichostraße, Foto: Thomas Sävert

 

Dinxperloer Straße (6), Abzweigung zur Markgrafenstraße, rechter Rand der Schneise, Fallrichtung des Baumes war Nordost. Foto: Thomas Sävert

 

Stammbruch an der Dinxperloer Straße zwischen der Westfalen-Tankstelle und dem Abzweig zur Markgrafenstraße, Foto: Thomas Sävert

 

Betroffener Bereich an der Dinxperloer Straße zwischen den beiden Tankstellen und der Markgrafenstraße, Breite etwa 130 Meter, Foto: Thomas Sävert

 

Rückwärtige Ansicht der Häuser auf der Südwestseite der Heroldstraße, Foto: Thomas Sävert

Der Tornado überquerte gegen 23:04 Uhr MESZ (Rücksprache mit Feuerwehr und Anwohnern) die Heroldstraße (7) in voller Breite, abgemessen hier auf 150 Meter. Vor allem im zentralen Bereich der Heroldstraße traten große Schäden auf. An einem Haus wurde der Dachstuhl komplett aufgerissen. Die Trümmer flogen in Richtung Norden bis Nordwesten und landeten auf der Straße sowie auf zwei PKW, die schwer beschädigt wurden. Das folgende Foto entstand direkt nach dem Ereignis.

Der Wohnwagen stand zuvor vor einem gegenüberliegenden Haus (links am Bildrand, quer zur Straße in der Einfahrt geparkt. Ein Anwohner gegenüber beobachtete, wie er angehoben wurde und durch die Luft flog. Beim Abheben beschädigte er noch einen Zaun, landete dann mit den Rädern auf der Straße. Foto: Thilo Janssen

 

Direkt neben dem Wohnwagen parkte ein PKW, rückwärts vor dem Haus eingeparkt. Er wurde über eine kleine angrenzende Mauer gehoben und landete auf dem Dach und teilweise auf dem Heck des nebenan geparkten PKW. Thilo Janssen

 

Der PKW und schräg gegenüber das schwer beschädigte Gebäude, Foto: Thomas Sävert

 

Am südöstlichen Ende der Heroldstraße wurden zahlreiche Dachziegel abgedeckt. Foto: Thomas Sävert

 

Schnell waren zahlreiche Dachdächer aus der gesamten Region vor Ort. Foto: Thomas Sävert

 

Noch einmal das am schwersten beschädigte Gebäude. Es wurde für einsturzgefährdet und unbewohnbar erklärt, der Bewohner des Dachgeschosses kam mit dem Schrecken davon. Foto: Thomas Sävert

 

Zur Seite geräumte Trümmer und einer der beschädigten PKW, Foto: Thomas Sävert

 

Alle wichtigen Medien (TV, Radio Zeitung) waren vor Ort, RTL machte eine Live-Schaltung zum Reporter Ulrich Klose. Foto: Thomas Sävert

 

Der nordwestliche Bereich der Heroldstraße, Foto: Thomas Sävert

 

Noch ein Blick in die Heroldstraße mit unzähligen Dachdeckern und Medienvertretern, Foto: Thomas Sävert

 

Luftaufnahme der Schäden, im Vordergrund die am stärksten betroffene Heroldstraße, Foto: Thomas Deckers

 

Luftaufnahme der Schäden im Bereich der Heroldstraße, Foto: Thomas Deckers
Rückseite eines Hauses der Heroldstraße in Richtung Herzogstraße, Foto: Thomas Sävert

 

Luftaufnahme der Schäden im Bereich zwischen der Heroldstraße und der Herzogstraße (oben im Bild), Foto: Thomas Deckers
Luftaufnahme der Schäden im Bereich zwischen der Heroldstraße und der Herzogstraße (oben im Bild), Foto: Thomas Deckers

 

Gärten zwischen der Heroldstraße und der Herzogstraße. Auffällig ist der Baum im Hintergrund mit Fallrichtung Südwest, Foto: Thomas Sävert

 

Umgedrücktes Schild vor der AWO an der Herzogstraße (8). Das Schild wurde in Richtung Westnordwesten gedrückt. Breite der Schneise hier ca. 160 Meter. Foto: Thomas Sävert

 

Aufräumungsarbeiten an der gesperrten Herzogstraße, nahe Abzweig Drostenstraße, Foto: Thomas Sävert

 

Herzogstraße, Abzweig Drostenstraße, Foto: Thomas Sävert

 

Herzogstraße, Abzweig Drostenstraße, Foto: Thomas Sävert

 

Herzogstraße, Abzweig Markgrafenstraße, Blickrichtung Nordnordost, Foto: Thomas Sävert

Im weiteren Verlauf gab es noch einige Schäden, vor allem abgebrochene Äste. Die Schäden zogen sich zunächst entlang der Markgrafenstraße, der betroffene Bereich wurde hier deutlich schmaler. Dann konnten noch Einzelschäden weiter in Richtung Nordosten verfolgt werden, so an der Alfred-Mozer-Straße unweit des Europa-Hauses und weiter nordostwärts bis zum St. Agnes-Hospital Bocholt. Die letzten Schäden (Bäume mit Stammbruch) wurden an der Krankenhauseinfahrt an der Sauerbruchstraße gegenüber dem Otto-Kemper-Ring gefunden. Der Bereich zwischen Herzogstraße und dem Krankenhaus konnte aus Zeitgründen nicht genauer untersucht werden.

Schäden an der Markgrafenstraße (9), nördlich der Herzogstraße. Auch hier wurde noch Dämmmaterial aus dem schwer beschädigten Haus an der Heroldstraße aufgefunden, Foto: Thomas Sävert

 

Nur zu erahnen: Umgestürzte Bäume am Klinikeingang an der Sauerbruchstraße (x am oberen rand der Karte), Foto: Thomas Sävert

Weitere Infos zu diesem und Tausenden weiteren Tornados und Tornadoverdachtsfällen in Deutschland sind in der Tornadoliste Deutschland zu finden. Die Arbeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland und des ESSL.

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




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