Campi Flegrei – Supervulkan bei Neapel rumort
Hunderte aktive Vulkane sind weltweit bekannt, darunter Feuerberge wie der Mount St. Helens in den USA, der Ätna auf Sizilien oder der Vesuv bei Neapel. Einige Vulkane zeichnen sich aber durch besonders heftige Ausbrüche aus – so genannte Supervulkane. Einer davon liegt quasi in Sichtweite des Vesuvs und nahe der dicht besiedelten Region um Neapel: Es sind die Campi Flegrei – die Phlegräischen Felder, die nach Ansicht einiger Wissenschaftler eine tickende Zeitbombe darstellen. Ein Ausbruch dieses Supervulkans hätte verheerende Folgen für die gesamte Region, aber könnte sich bis nach Mitteleuropa auswirken und sogar das weltweite Klima beeinflussen.
Der Vesuv bei der Millionenstadt Neapel ist sehr bekannt, er ragt in direkter Nachbarschaft zu der Stadt bis zu 1281 Meter hoch in den Himmel und dominiert das Stadtbild. Ein Ausbruch des Vesuvs hätte weitreichende Folgen für die Stadt, deren Ausläufer bis in die Hänge des Vulkans reichen. An den letzten Ausbruch im Jahre 1944 kann sich heute kaum noch jemand erinnern. Weitgehend unbekannt ist ein Vulkan auf der anderen Seite der Stadt: Die rund 150 Quadratkilometer großen Phlegräischen Felder. Sie sind eher unscheinbar und der höchste Kegel in dem Gebiet ist gerade einmal 130 Meter hoch. An zahlreichen Stellen tritt hier heißer Dampf aus und der Boden verändert sich immer wieder. Seit einiger Zeit wird er gebietsweise deutlich angehoben, was auf einen bevorstehenden Ausbruch hindeuten könnte. Ähnliche Anzeichen gab es bereits in den 1980er Jahren, allerdings ohne nachfolgenden Ausbruch. Die größten bekannten Ausbrüche der Phlegräischen Felder erfolgten vor etwa 39.000 und vor 15.000 Jahren. Der bisher letzte größere Ausbruch ist aus dem Jahr 1538 überliefert.
Im Fachmagazin „Science Advances“ erschien nun ein Beitrag zu Gesteinsuntersuchungen im Bereich der Campi Flegrei. Die Forscher der ETH Zürich untersuchten Gesteinsproben von 23 Ausbrüchen der Campi Flegrei und fanden Veränderungen in den Eigenschaften der Magma unter den Vulkanfeldern, die auch derzeit wieder beobachtet werden. Einen Ausbruch vorhersagen kann man damit nicht, aber die Untersuchungen zeigen, dass der Supervulkan akut gefährlich ist. Bereits 2016 gab es deutliche Hinweise auf einen bevorstehenden Ausbruch.
Was ist eigentlich ein Supervulkan und was macht ihn so gefährlich? Es gibt nur wenige Supervulkane weltweit. Unter ihnen befinden sich gewaltige Magmakammern und bei einem Ausbruch werden riesige Mengen an Material ausgeworfen. Nach einer Definition der USGS (geologischer Dienst der USA) geht man ab einer Auswurfsmenge von 1.000 Kubikkilometern (VEI-Skala höchste Stufe 8) von einem Supervulkan aus. Nach einer neueren Sichtweise gelten alle Vulkane mit einer Eruption, die stärker ist als die größte bekannte herkömmliche Explosion, also etwa ab 200 Kubikkilometer und damit weite Bereiche der Stufen VEI7 und VEI8 als Supervulkan. Auch die Art des Ausbruchs unterscheidet sich von anderen Vulkantypen. Steigt der Druck unter dem Boden, bläht sich dieser auf. Nach dem Ausbruch stürzt der gesamte ausgeleerte Krater ein und bildet die Caldera.
Im Vergleich zu den Supervulkanen wie der Yellowstone erscheinen die Auswurfmengen des Mount St. Helens und des Mount Pinatubo geradezu winzig. Alle 600.000 bis 650.000 Jahre bricht der Vulkan unter dem Yellowstone Park im Nordwesten der USA aus. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler ist der nächste Ausbruch überfällig, die Folgen einer solchen Eruption wären verheerend. Ob ein starkes Erdbeben einen Ausbruch auslösen könnte, ist allerdings umstritten. Der Toba im Norden der indonesischen Insel Sumatra gehört zu den gefährlichsten Vulkanen der Erde. Der bisher letzte Ausbruch vor etwa 74.000 Jahren ließ Asche bis in tausende Kilometer Entfernung niederregnen, es war die stärkste Eruption weltweit seit Hundertausenden Jahren. Nach den schweren Erdbeben vor der Insel Sumatra seit dem 26. Dezember 2004 gab es Spekulationen, ob und wann der Toba wieder ausbrechen könnte. Bei anderen Vulkanen ist teilweise umstritten, bei welchen es sich um Supervulkane handelt. Zu den Supervulkanen werden die Phlegräischen Felder vor den Toren Neapels in Süditalien gezählt, ebenso sehr wahrscheinlich der Taupo in Neuseeland und die Insel Kos in Griechenland. Weitere Kandidaten befinden sich unter der Halbinsel Kamtschatka, unter den Philippinen, den Anden, Mittelamerika und Japan.
Nachtrag: Kurz nach Erscheinen dieses Beitrags wurde dieses Video aufgenommen. Einzelne Bereiche der Campi Flegrei waren seit 2017 wegen eines Vorfalls gesperrt:
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