Hurrikan ETA: Explosionsartige Entwicklung

Der Tropensturm ETA hat sich über Nacht zu einem starken Hurrikan entwickelt, der unter günstigen Bedingungen über sehr warmem Wasser und bei nur schwachem Höhenwind noch deutlich stärker werden kann. Die mittleren Windgeschwindigkeiten reichen derzeit bis etwa 175 km/h und dürften sich noch deutlich mehr als 200 km/h steigern, bevor der Hurrikan auf Nicaragua und Honduras trifft. Hier drohen gewaltige Regenmengen mit der Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen. Über Land schwächt sich ETA rasch ab, er könnet aber in einigen Tagen wieder auf das Meer hinausziehen.




Animation der Satellitenbilder des Hurrikans ETA, Quelle: Tropical Tidbits

Sehr deutlich zeichnet sich das Auge im Zentrum des Hurrikans ab. Es weist nur einen Durchmesser von rund 20 Kilometern und zieht sich eher weiter zusammen.

Zugbahnvorhersage für den Hurrikan ETA, Quelle: National Hurricane Center

Als sehr starker Hurrikan trifft ETA auf die Küste im Nordosten von Nicaragua. Die Zugbahnvorhersage für den 4. und 5. Tag ist noch sehr unsicher.

Animation der Satellitenbilder des Hurrikans BETA 2005, Quelle: NOAA

Erinnerungen werden wach an den starken Hurrikan BETA, der 2005 auf ähnlicher Zugbahn auf die Küste von Nicaragua traf und hier schwere Schäden anrichtete. Ende Oktober 1998 traf der Hurrikan Mitch – einer der stärksten Hurrikane in der Karibik seit Beginn der Aufzeichnungen – auf Honduras und Nicaragua. Tausende Menschen kamen durch Überschwemmungen und Erdrutsche ums Leben, Mitch war der tödlichste Hurrikan seit mehr als 200 Jahren.

Die herkömmliche Namensliste auf dem Atlantik ist längst aufgebraucht und die ersten griechischen Namen kamen zum Einsatz. Die nächsten Stürme würden ebenfalls Namen aus dem griechischen Alphabet bekommen und damit Theta, Iota etc. heißen.

Wir hatten den Fall schon einmal: Im Jahr 2005 kamen nach dem Durchlauf der Namensliste ebenfalls das griechische Alphabet zum Einsatz, die Stürme/Hurrikane hießen also Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon und Zeta. Man darf gespannt sein, bis zu welchem Buchstaben wir in diesem Jahr kommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Rekord mit 28 Stürmen aus dem Jahr 2005 überboten wird.

Ein Problem ergibt sich, weshalb für die Zukunft vielleicht ein neues Namenssystem für den Atlantik erstellt werden muss. Sind die Auswirkungen durch einen Sturm/Hurrikan besonders schlimm (viele Tote und/oder große Schäden) wird der Sturmname auf Antrag des betroffenen Staates aus den Listen gestrichen und nicht wiederverwendet. Was passiert, wenn nun ein Sturm mit einem Namen aus dem griechischen Alphabet gestrichen werden soll? Eine berechtigte Frage, die bisher nicht geklärt ist. Nach dem aktuellen Stand können solchen Namen nicht ausgemustert werden. Eine mögliche Lösung für die Zukunft wäre eine Hilfsliste mit Namen, die nur zum Einsatz kommen, wenn die herkömmliche Namensliste aufgebraucht ist.

Bisher bildeten sich in diesem Jahr 28 Tropische Stürme, von denen sich 12 zu Hurrikanen und mindestens 4 zu starken Hurrikanen entwickelten – ETA noch nicht mitgerechnet. Offiziell dauert die Hurrikansaison auf dem Nordatlantik von Anfang Juni bis Ende November mit dem Höhepunkt in den Monaten von August bis Oktober. Im langjährigen Mittel werden etwa 12 Stürme registriert, davon 6 Hurrikane und davon drei starke Hurrikane mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 180 km/h und mehr. Die Hurrikansaison 2020 gehört zusammen mit 2005 zu den aktivsten seit Beginn der Aufzeichnungen.

Nicht gezählt wurde bisher ein möglicher Sturm vor Afrika: Zwischen den Kapverdischen Inseln und der afrikanischen Westküste hatte sich Ende Juli ein tropisches Tief gebildet, das zumindest kurzzeitig auch Sturmstärke erreicht haben dürfte. Beim darauf folgenden Update des National Hurricane Centers war der Sturm bereits wieder schwächer und bekam so keinen Namen. Möglicherweise wird dieser Sturm noch nach dem Ende der Saison zu der Liste für 2020 hinzugefügt.

Titelbild: Tropical Tidbits

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