Fakenados – einem Tornado täuschend ähnlich

Ein Phänomen beschäftigt uns Tornadoforscher immer wieder, auch wenn es gar nicht direkt um Tornados geht. Gemeint sind die Fakenados, zusammengesetzt aus den Worten Fake und Tornado. Gemeint sind nicht absichtliche Fakes, also das mutwillige Vortäuschen eines Tornados zum Beispiel mit Photoshop. Unter Fakenados versteht man den Fall, wenn ein Phänomen/Gebilde so aussieht wie ein Tornado, in Wirklichkeit aber gar keiner ist. Sowas wird dann ohne böse Absicht gar nicht so selten als Tornado gemeldet, dabei sind es tatsächlich Rauchwolken, Kondensstreifen oder deren Schatten, etc.




Oft wird vor allem aus größerer Entfernung ein eng begrenzter Downburst (Gewitterfallböe) mit einem Tornado verwechselt. Man spricht bei einer so eng begrenzten Fallböe auch von einem Microburst. Ein Extremfall wurde im Jahre 2013 von Michael Beazley in der Region Pilbara im westlichen Australien beobachtet. Auch das Schadenbild, das durch einen Microburst hervorgerufen wird, erinnert oft an eng begrenzte Tornadoschäden.

Es gibt zahlreiche natürliche Phänomene, die uns Menschen einen Tornado vortäuschen. Neben den Böen von oben unterhalb einer Schauer- oder Gewitterwolke gibt es auch das umgekehrte Phänomen, wenn sehr feuchte Luft aufsteigt und direkt über dem Boden Kondensation (Wolkenbildung) einsetzt. Steigen diese eng begrenzten Wolken auf und reichen bis zur tief hängenden Wolkenbasis, sieht es schon mal aus wie bei einem Tornado, der von der Wolkenbasis bis zum Boden auskondensiert ist.

Wolkenfetzen bei Flörsheim-Wicker (Hessen) am 31.05.2008, Foto: Sven Tietje

 

Aufsteigende sehr feuchte Luft – fast wie ein Tornado, Foto: Michael Wenk

Auch Fallstreifen unterhalb einer Wolke können schon mal aussehen wie ein Tornado oder wie eine Trichterwolke, wenn sie nur ein Stück von der Wolke hinabreicht. Im März 2012 konnten im Alpenvorland solche Gebilde beobachtet werden.

Fallstreifen (lateinisch virgae), aufgenommen am 21.03.2012 in Kaufbeuren, Foto: HP Hahn

Beim Durchzug einer Böenfront kann die Perspektive einen Tornado vortäuschen, häufig treffen dann Meldungen zu einem Tornado ein. Dabei sieht es nur so aus, als ob die Wolke bis zum Boden reicht.

Noch extremer und fast schon unheimlich kann es aussehen, wenn eine so genannte Rollcloud durchzieht, die einem Gewitter weit vorauseilen kann. Am 07.07.2015, wurde am Abend nahe Münster, Landkreis Darmstadt in Südhessen, ein mutmaßlicher Tornado gemeldet. Tatsächlich täuschte aber die Perspektive bei einer durchziehenden Rollcloud. Leichte Rotation des Gebildes wurde beobachtet. Kurze Zeit später ist das Gebilde zusammengefallen.

Rollcloud am 07.07.2015 bei Darmstadt, Foto: Claudia V.

Von den natürlichen zu den künstlichen Phänomenen: Aufsteigender Rauch/Qualm unterhalb einer Wolkendecke kann von weitem schon mal die Form eines Tornados annehmen, hat damit aber rein gar nichts zu tun. Meist sind in diesem Fall die Ränder der Industriewolke oder der Rauchwolke nicht so glatt wie bei den meisten Tornados.

Kühlturmwolke am Kernkraftwerk im Emsland, Quelle: Gerhard Illing, Emden

Täuschend echt wird es schon mal, wenn ein Kondensstreifen einen Schatten auf eine darunter liegende Wolkendecke wirft. Durch die Perspektive kann es dabei schon mal so aussehen, als ob der vermeintliche Schlauch von oben nach unten reicht und es wird ein Tornado gemeldet.

Schatten eines Kondensstreifens auf einer Wolkendecke, Foto: Marcel Beilecke

 

Schatten eines Kondensstreifens bei Jena am 26.09.2007, Foto: Andre Bock

Alle diese Phänomene können zwar einen Tornado vortäuschen, der geübte Beobachter kann aber darauf achten, ob Rotation des betreffenden Gebildes deutlich zu erkennen ist. Rotiert das Gebilde nicht erkennbar, ist eine Trichterwolke bzw. ein Tornado recht unwahrscheinlich. Allerdings können auch aufsteigende Wolkenfetzen schon mal in Rotation geraten und die Grenze zu einem Tornado schwammig werden.

Titelbild: Michael Wenk

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