Hurrikan IAN erreichte Kategorie 5

Mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass der Hurrikan IAN auf die Westküste des US-Bundesstaates Florida traf – mit verheerenden Auswirkungen. Der Hurrikan wurde zunächst in die zweithöchste Kategorie 4 der fünfteiligen Hurrikanskala eingestuft. Nach einer ausführlichen Untersuchung und Analyse der Wetterdaten hat der US-Wetterdienst den Sturm nun in die höchste Kategorie heraufgestuft. Durch IAN gab es allein in den USA mehr als 150 Tote und katastrophale Schäden mindestens im hohen zweistelligen Milliardenbereich. Zuvor hatte der Hurrikan bereits schwere Verwüstungen auf der Karibikinsel Kuba angerichtet.



Der Sturm IAN entstand am 23. September in der westlichen Karibik, er wurde unter extrem günstigen Bedingungen rasch stärker. Als Hurrikan der Kategorie 3 überquerte er den Westen der Insel Kuba, wo schwere Schäden auftraten. Zeitweise gab es einen inselweiten Stromausfall. Danach verstärkte sich IAN auf dem sehr warmen Wasser im Südosten des Golfs von Mexiko weiter und zog nach Norden bis Nordnordosten. Nach den meisten Modellvorhersagen sollte der Hurrikan in die Region um Tampa an der Westküste Floridas ziehen, tatsächlich drehte er aber etwas weiter nach Osten ein und traf am 28. September als sehr starker Hurrikan auf Fort Myers (ca. 200 Kilometer südlich von Tampa) und weitere Städte in der dicht bevölkerten Region mit zahlreichen Hotels. Besonders die vorgelagerten Inseln Estero Island mit der Stadt Fort Myers Beach und Pine Island wurden nahezu komplett verwüstet. Über Florida schwächte sich IAN deutlich ab, traf danach aber noch als Hurrikan der Kategorie 1 mit starken Regenfällen auf die Küste von South Carolian an der Ostküste der USA. Allein in Florida kamen mehr als 130 Menschen ums Leben, weitere Tote wurden aus South Carolina und Kuba gemeldet.

Satellitenbild Hurrikan IAN am 28.09.2022, Quelle: NASA

Unmittelbar vor der Küste Floridas erreichte IAN den Höhepunkt seiner Entwicklung. Die mittleren Windgeschwindigkeiten lagen am 28. September 2022 um 14 Uhr MESZ (08 Uhr Ortszeit) in Zentrumsnähe bei bis zu 260 km/h mit einem Kerndruck von 937 Hektopascal. Diese Daten beruhen auf den Messungen während der Aufklärungsflüge der US Air Force und des US-Wetterdienstes. Während eines solchen Fluges wurde am 28. September um 12:13 Uhr MESZ (06:13 Uhr Ortszeit) in gut 2.000 Meter Höhe eine Windgeschwindigkeit von 296 km/h gemessen. Heruntergerechnet ergibt dies am Boden eine Windgeschwindigkeit von 252 km/h. Dazu kommen zahlreiche Messwerte mit weiteren flugzeuggestützten Abschätzungen des Bodenwindes im Bereich von 253 bis 256 km/h, ebenfalls zu dem Zeitpunkt registriert. Erst bei einer nachträglichen Analyse wurden diese Werte bestätigt, womit die Grenze zur Kategorie 5 überschritten war. Diese höchste Kategorie der Hurrikanskala beginnt bei mehr als 250 km/h.

 

Bei einem Aufklärungsflug wurden mit einem Radargerät zwischen 150 und 300 Meter Höhe Windgeschwindigkeiten um 300 km/h festgestellt, also sehr dicht über der Wasseroberfläche. Mit all diesen Daten wurde im April 2023 in der Analyse die maximale Windgeschwindigkeit auf 140 Knoten, entsprechend rund 260 km/h festgelegt und der Hurrikan offiziell auf die höchste Kategorie 5 heraufgestuft. Bei den Auswirkungen am Boden ist dieser kleine Unterschied allerdings kaum zu merken. Neben dem Wind wirkte sich vor allem eine meterhohe Sturmflut extrem in Florida aus.

In der Analyse wurde der Hurrikan auch im Bereich der Insel Kuba etwas heraufgestuft. Als IAN am 26./27. September den Westen der Insel überquerte, reichten die mittleren Windgeschwindigkeiten bis etwa 205 km/h bei einem Kerndruck von 947 Hektopascal.

Analyse der Winddaten, Quelle: National Hurricane Center

Die Grafik zeigt einige ausgewählte Winddaten im Verlauf des Hurrikans vom 23. bis 30. September 2022. Dargestellt sind die mittleren Windgeschwindigkeiten, Böen werden hierbei nicht berücksichtigt. Die durchgezogenen senkrechten Linien markieren die Zeitpunkte, zu denen der Hurrikan auf Land traf. Die doppelte Linie steht für die vorgelagerten Inseln und die eigentliche Küste im Südwesten Floridas. Kurz davor erreichte IAN seine höchste Intensität.

Der Name IAN wird auf dem Atlantik in Zukunft nicht mehr verwendet. Dies wurde Ende März 2023 bei einer Konferenz des Hurricane Committee der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Costa Rica beschlossen. Grund sind die vielen Toten und die schweren Schäden. Im Bundesstaat Florida war IAN der tödlichste Hurrikan seit 1935.

Titelbild: NASA 

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