Mindestens 27 Tornados in 2018

Am vergangenen Wochenende wurde von der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland e.V. die jährliche Nachbesprechung der Tornadosaison des Vorjahres durchgeführt. Zahlreiche Tornadoverdachtsfälle aus 2018 wurden diskutiert und einige Fälle konnten dabei geklärt werden. Damit hat sich die Zahl der bestätigten und plausiblen Tornados in 2018 auf nunmehr 27 erhöht. Dazu kommen derzeit 114 Verdachtsfälle. Damit war es das tornadoärmste Jahr in Deutschland seit 17 Jahren.




Grundlage der Diskussionen sind die Einträge in der Tornadoliste Deutschland, in der alle bekannten Beobachtungen, Fotos und Videos sowie Schadenberichte zu möglichen Tornados in Deutschland zusammengeführt werden. Die Liste enthält weit über 5000 Einträge, angefangen von historischen Fällen im Mittelalter bis in die heutige Zeit.

Weit hinab reichende Trichterwolke bei Plaidt am 05.07.2018, Foto: Martin Chris Biegert

Zu den neu bestätigten Fällen gehört auch eine extrem weit hinab reichende Trichterwolke am 05. Juli 2018 bei Plaidt in Rheinland-Pfalz. Eine Trichterwolke ist nur der durch Kondensation (Wolkenbildung) sichtbare Teil des Wirbels. Reicht sie so weit hinab, kann davon ausgegangen werden, dass der Wirbel Bodenkontakt hatte und damit definitionsgemäß ein Tornado war. Dafür muss der Wirbel noch nicht einmal durchgehend sichtbar sein. Über die Stärke dieses Tornados kann natürlich nichts gesagt werden. Nur an Hand von aufgetretenen Schäden kann man die Stärke eines Tornados feststellen. Quelle des Fotos: Martin Chris Biegert

Schaden in Saalfeld, Thüringen, am 23.09.2018, Quelle: Udo Karow

Einer der nun bestätigten Tornados trat am 23. September 2018 auf. Er richtete im thüringischen Saalfeld innerhalb einer schmalen Schneise erhebliche Schäden an. Die Windgeschwindigkeiten lagen mit 180 bis etwa 200 km/h zum Teil im F2-Bereich der Tornadoskala.

Die Diskussionen für das Jahr 2018 sind noch lange nicht abgeschlossen. Bisher sind 23 bestätigte Tornados bekannt, dazu kommen 4 plausible Tornados und derzeit 114 Verdachtsfälle. Durch wochenlange stabile Hochdruckwetterlagen wurde die Entstehung von Schwergewittern und Tornados längere Zeit unterdrückt.

In jedem Jahr treten in Deutschland Dutzende Tornados auf, wobei die Hauptsaison von Mai bis September reicht. Allerdings kommen auch außerhalb dieser Zeit immer wieder Tornados in Deutschland vor, unter anderem im Bereich von Sturm- oder Orkantiefs. Wir gehen im Mittel von 30 bis 60 Tornados pro Jahr aus, wobei die Zahlen von Jahr zu Jahr stark schwanken. Dabei können Tornados in Mitteleuropa genauso stark sein wie in den USA. Die meisten Tornados sind allerdings schwach (Stärke F0 oder F1) – dies gilt auch für die USA. Im Durchschnitt kommen 2 bis 5 Tornados der Stärke F2 pro Jahr in Deutschland vor, ein Tornado der Stärke F3 (ab ca. 255 km/h) tritt etwa alle zwei Jahre auf.

Titelbild: Tornado in Schwalmtal-Amern (Kreis Viersen, NRW) am 16.05.2018, Quelle: Monika Budzinska

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