Sanddünen im Aralsee
Die Internationale Raumstation befand sich im Oktober 2023 gerade über Kasachstan, als einer der Astronauten ein Foto des Aralsees aufnahm – einst der viertgrößte See der Erde. Der See an der Grenze von Kasachstan zu Usbekistan wird eigentlich von den beiden Flüssen Amu Darya und Syr Darya gespeist. In den vergangenen 60 Jahren schrumpfte der See aufgrund der Umleitung seiner beiden Zuflüsse zur Bewässerung von Feldfrüchten rapide. In seiner größten Ausdehnung hätte der Aralsee fast die gesamte Fläche dieses Fotos eingenommen. Die Austrocknung des abflusslosen Aralsees gehört zu den schlimmsten Umweltkatastrophen weltweit.
Seit den 1960er Jahren verringerte sich die Fläche des Aralsees extrem, sodass nur noch etwa 10 Prozent ihrer ursprünglichen Fläche zurückblieb. Im Südosten ist eine Wüstenbildung sichtbar, wo sich der ausgetrocknete Seeboden in die Aralkum-Wüste verwandelt hat. Diese Region ist eine der jüngsten Wüsten der Welt und erstreckt sich über eine Fläche von 62.000 Quadratkilometer. Unten in der Mitte des Bildes sind Sanddünen zu sehen, die durch Winde entstehen, die über die trockene Landschaft wehen. Zusätzlich zu den Dünen hat die rasche Austrocknung des Aralsees Sand- und Staubstürme ausgelöst, die sich auf die lokale Luftqualität auswirken. Die Auswirkungen durch die Seeschrumpfung auf die Umwelt und die regionale Wirtschaft sind gewaltig. So liegen ehemalige Hafenstädte und Badeorte nun mitten im Land.
In der lokalen türkischen Sprache bedeutet „aral“ „Insel“, eine Anspielung auf die Vergangenheit des Aralsees als ausgedehnter See mit über 1.100 Inseln. Das Naturschutzgebiet Barsa-Kelmes liegt auf einer dieser ehemaligen Inseln, zwischen den Überresten des Nord-Aralsees und des Süd-Aralsees. Das Reservat bietet Lebensraum für Hunderte von Pflanzen- und Tierarten. Im Rahmen eines Projekts der US-amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung zur Wiederherstellung des lokalen Ökosystems und zur Verlangsamung der Austrocknung werden schwarze Saxaul-Sträucher (Haloxylon aphyllum) gepflanzt, um die Wiederherstellung der Populationen einheimischer Pflanzen- und Tierarten zu unterstützen. Sie mildern auch die Auswirkungen von Staubstürmen, indem sie dabei helfen, den Boden an Ort und Stelle zu halten.
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Wasserspiegel des Aralsees zusätzlich enormen natürlichen Schwankungen unterliegt. Siedlungsreste zum Beispiel aus dem 13. Jahrhundert deuten auf ähnlich niedrige Wasserstände hin wie heute. Allerdings ist der aktuelle Rückgang größtenteils auf die Wasserentnahme zurückzuführen. Mit einem Dammbau zur Rettung des Nordteils des Sees und der damit weiter verringerten Wasserzufuhr zum Südteil wurde dieser praktisch aufgegeben.
Bildquelle: NASA
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