Wärmstes Frühjahr seit Aufzeichnungsbeginn

Gefühlt fiel der Frühling 2024 für viele sicherlich aus, es war oft grau mit reichlich Nass von oben. Tatsächlich war es dabei relativ warm und vor allem durch sehr milde Nächte lagen die drei Frühlingsmonate zusammen mit 2007 auf Platz 1 der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. Die ganze Jahreszeit war aber geprägt durch teils lokale Unwetter, teils auch regionale, flächendeckende, heftige Regenfälle mit schweren Überschwemmungen.



Der Mai 2024 war geprägt durch eine festgefahrene Wetterlage mit teils stationären Tiefdruckgebieten und häufig nur wenig Bewegung in der Atmosphäre. In meist feuchter Luft entluden sich fast jeden Tag teils kräftige Schauer und Gewitter mit teils unwetterartigen Folgen durch Starkregen. Besonders schwer getroffen wurden das Saarland undzum Monatsende der Süden. Die nur langsam ziehenden Zellen lösten zudem einige Tornados aus. Zeitweise ähnelte die Lage der Unwetterlage im Frühjahr/Frühsommer 2016, als in Deutschland Hunderte Tornados und Tornadoverdachtsfälle registriert wurden. Insgesamt war der Mai sehr warm, er fiel unter die Top 10 der vergangenen 140 Jahre. Verbreitet war es sehr nass und eher grau.

Mit einer deutschlandweiten Temperatur von 14,8 Grad lag der Mai 1,8 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 (13,0 Grad) und 2,7 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (12,1 Grad). Er gehört damit zu den zehn wärmsten Mai-Monaten seit Aufzeichnungsbeginn. In der Nordosthälfte war der Monat 2 bis 3,3 Grad wärmer als im Mittel, in der Südwesthälfte lagen die Abweichungen meist bei 0,5 bis 1,5 Grad. Am Bodensee lagen die Temperaturen im Bereich der Mittelwertes. Die teils hohen positiven Abweichungen waren vor allem auf sehr milde Nächte zurückzuführen. Der höchste Wert wurde am 22. in Manschnow im Oderbruch (Brandenburg ) mit 29,8 Grad gemessen, der tiefste Wert am Morgen des 09. Mai in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit frostigen -1,4 Grad.

Der Mai 2024 gehört zu den nassesten seit Beginn der Aufzeichnungen. Gebietsweise kam mehr als das Doppelte des Durchschnitts zusammen, örtlich sogar mehr als das Dreifache. In Saarbrücken wurden 254,7 Liter pro Quadratmeter gemessen und damit 347 Prozent des Mittelwertes. Die Folge waren nahezu tägliche Hochwasserereignisse, teils lokal, teils auch flächendeckend wie im Saarland und Teilen von Rheinland-Pfalz. In einem Streifen von Ostwestfalen über Südniedersachsen und die Altmark bis zur Prignitz in Brandenburg sowie in der Lausitz blieben die Regensummen im durchschnittlichen Bereich. In Kyritz (Brandenburg) fielen mit 45,0 Liter nur 96 Prozent des Mittelwertes.

Beim Sonnenschein gab es im Mai enorme Unterschiede zwischen einem sonnigen Norden und Osten sowie einer eher grauen Südwesthälfte. Am sonnigsten war es an der Nordseeküste, in St. Peter-Ording wurden 304,2 Sonnenstunden registriert und damit 25 Prozent mehr als im Mittel. In Freiburg waren es dagegen mit 159,4 Sonnenstunden gerade einmal 77 Prozent vom Mittelwert.

Das Frühjahr 2024 im Einzelnen:

Temperaturen im Frühjahr 2024, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen im Frühjahr 2024 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes zum Teil deutlich höher. Die Abweichungen reichten von 1,0 Grad im Südwesten bis örtlich 2,5 Grad im Nordosten. Dabei war es bis auf einige Tage im April nahezu durchgehend mild. Zunächst brachte der März Rekordabweichungen, Anfang April wurde am Oberrhein örtlich der erste heiße Tage mit 30 Grad und mehr registriert, gefolgt von zeitweiligen Sommerwetter in Norddeutschland im Mai. Der höchste Wert im Frühjahr 2024 wurde am 06.04. in Ohlsbach (Baden-Württemberg) mit 30,1 Grad gemessen, der tiefste am 23. April mit -8,8 Grad in Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen).

Temperaturen im Frühjahr seit 1881, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

 Das Deutschlandmittel lag im Frühjahr 2024 bei 10,55 Grad und damit zusammen mit 2007 auf Platz 1 der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. Die Temperaturen lagen 1,7 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020 (8,9 Grad) und 2,6 Grad über dem Mittel der Periode 1961-1990 (8,0 Grad).

Niederschläge im Frühjahr 2024, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Das Frühjahr 2024 gehört zu den zehn nassesten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Regional kam mehr als das Doppelte des durchschnittlichen Niederschlags zusammen. In Saarbrücken wurden 422,9 Liter pro Quadratmeter gemessen, entsprechend 224 Prozent des langjährigen Mittelwertes. Lediglich im Osten war es gebietsweise trockener, so in Dresden mit 106,8 Liter, entsprechend 76 Prozent des Mittels. Lokale Überflutungen traten häufig auf, größere Überschwemmungen wurden im Mai aus dem Saarland und Teilen von Rheinland-Pfalz gemeldet. In Pellingen bei Trier (Rheinland-Pfalz) wurden innerhalb von 24 Stunden 102,6 Liter pro Quadratmeter gemessen. Noch schlimmer kam es zum Monatsende in Süddeutschland mit großflächigen starken Regenfällen. In einem Streifen vom östlichen Bodensee bis zum Landkreis Augsburg fielen verbreitet deutlich mehr als 100 Liter pro Quadratmeter, in Sigmarszell-Zeisertsweiler im Landkreis Lindau wurden 134,8 Liter pro Quadratmeter registriert. Das ist weit mehr als sonst im gesamten Mai zusammenkommt.

Niederschläge im Frühjahr seit 1881, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Das bisher nassesten Frühjahr wurde mit einem Flächenmittel von knapp 280 Litern pro Quadratmeter im Jahr 1983 registriert, in diesem Jahr waren es 237,7 Liter.

Tornadoverdacht bei Würzburg am 24.05.2024, Foto: Lynn Nothegger

Im Frühjahr 2024 wurden in Deutschland bisher mindestens 8 bestätigte oder plausible Tornados und mehr als 40 weitere Tornadoverdachtsfälle verzeichnet. Zahlreiche Fälle während der Unwetterlage Ende Mai sind dabei noch gar nicht erfasst. Größere Schäden richtete am 29. Mai ein starker Tornado in der Stadt Hagen (Nordrhein-Westfalen) an. Unter anderem wurde das Dach einer Kirchturmspitze abgerissen.

Große Unterschiede gab es im Frühjahr 2024 auch beim Sonnenschein: Im Norden und Osten schien die Sonne gebietsweise etwas länger als im Mittel. Nach Südwesten und Westen hin hielt sich die Frühlingssonne deutlich zurück. So wurden in Düsseldorf lediglich 379,7 Sonnenstunden registriert, entsprechend 76 Prozent des Mittelwertes.

Titelbild: Achim Otto

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