Schlammvulkan LUSI in Indonesien
Schon seit 13 Jahren ist auf der indonesischen Insel Java ein Schlammvulkan aktiv, dessen Ausbruch inzwischen etwa 40.000 Menschen vertrieben hat. Unmengen an heißen Schlamm werden aus einer Öffnung ausgespuckt und verteilen sich über ganze Landstriche und in einen Fluss, der Teile des Schlamm bis in seinen Mündungsbereich spült. Umstritten ist, ob ein schweres Erdbeben und/oder eine Bohrung in dem Bereich den Ausbruch am 29. Mai 2006 auslösten.
In Schlammvulkanen steigt ein stinkendes Gemisch aus Wasser, Mineralien und Gasen (Methan, Schwefel) unter enormem Druck aus der Erdkruste an die Oberfläche. Sie sind nicht so heiß wie die anderen Vulkane, die Magma aus großen Tiefen fördern, können aber enorme Schäden anrichten. Weltweit gibt es hunderte Schlammvulkane, teils auf dem Meeresboden, teils auf dem Land wie den Chandragup in Pakistan, weitere sind in Aserbaidschan oder auf der Karibikinsel Trinidad bekannt. Auch in den Ozeanen können gelegentlich Schlammvulkanen ausbrechen. Inseln, die dadurch vorübergehend entstehen, werden vom Wasser meist rasch wieder weggewaschen.
Schlammvulkane sind bisher nur wenig erforscht. Anders als bekanntere Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche halten sich oft sehr lange an. Selbst ein verheerendes Erdbeben ist schnell vorbei und auch die meisten Vulkanausbrüche enden nach Tagen, Wochen oder Monaten. Danach kann der Wiederaufbau beginnen. Dies ist beim Schlammvulkan Lusi nicht der Fall, die Betroffenen können nie wieder nach Hause zurückkehren.
Der Schlammvulkan Lusi
Die beiden Satellitenbilder vom 11. März 2005 (oben) und vom 03. September 2006 (darunter) zeigen die intakte Landschaft vor dem Ausbruch und den riesigen Schlammsee danach. Der Schlammsee bei Sidoarjo, etwa 30 Kilometer südlich der Millionenstadt Surabaja im Osten der indonesischen Insel Java, erscheint grau-blau. Der Schlamm begann am 29. Mai 2006 aus dem Boden zu sprudeln, als dicht daneben eine Bohrung in den Boden getrieben wurde. Ob ein Zusammenhang besteht, ist nicht klar, auch ein starkes Erdbeben zwei Tage zuvor könnte den Schlammstrom ausgelöst haben. Anfangs waren es bis zu 5.000 Kubikmeter am Tag, im Herbst 2006 und im Jahre 2007 wurden es dann mehr als 100.000 Kubikmeter pro Tag. Unterdessen wuchs der Vulkan Meter für Meter an. Am 22. November 2006 riss unter dem Druck des Schlammes auf einen Erddamm eine Gasleitung und bei der Explosion kamen 12 Arbeiter und Soldaten ums Leben. Bis zum Herbst 2008 versanken insgesamt 12 Dörfer im Schlamm, mehr als 30.000 Menschen mussten kurz darauf in Sicherheit gebracht werden. Eine Autobahn (in den Bildern in einer geschwungenen Linie von Süd nach Nord verlaufend) wurde aufgegeben. Im November 2008 wurde gemeldet, dass der Schlamm mit hohen Dämmen aufgehalten werden konnte. Ein Teil des Schlamms wird in den südlich angrenzenden Fluss Kali Porong abgeleitet, mit dem der Schlamm in einen See transportiert werden soll.
Nach Untersuchungen soll sich der Schlammvorrat über eine Länge von mehreren hundert Kilometern und eine Breite von 5 bis 10 Kilometern erstrecken, die Schlammschicht dürfte etwa 500 Meter dick sein. Experten vor Ort befürchten daher, dass aus dem inzwischen „Lusi“ genannten Schlammvulkan noch viele Jahre lang weiterer Schlamm aus dem Boden strömen kann.
Während Wissenschaftler immer noch über die inneren Vorgänge im Schlammvulkan Lusi rätseln, wirkt sich der Vulkan immer mehr auf die umliegenden Orte und das gesamte Ökosystem aus. Mittlerweile mussten mehr als 40.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden und der Schlamm strömt immer weiter. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird der Schlamm in den nahe gelegenen Fluss Porong River geleitet und gelangt so bis in das etwa 20 Kilometer östlich der Quelle gelegene Porong River Delta, wo sich die Mangrovenwälder durch den zusätzlichen Sedimenteintrag auf einer größeren Fläche ausbreiten konnten.
Bewohner der überschwemmten Orte mussten lange Zeit um Entschädigungen kämpfen. Eiligst erbaute Dämme halten zwar den Schlamm von weiteren Orten fern, aber deren Bewohner fürchten, dass diese bei starken Regenfällen brechen könnten. Die Fischerei im Bereich des Porong River ist durch den Sedimenteintrag beeinträchtigt, zumal einige Fischarten hier komplett verschwunden sind.
Der Name Lusi, der nach einiger Zeit für den Schlammvulkan auf der Insel Java aufkam, setzt sich aus dem indonesischen Wort „lumpur“ für Schlamm und der Stadt Sidoarjo zusammen. Mehr als 40.000 Menschen in 15 Orten mussten die Region verlassen und die Schäden belaufen sich auf etwa 3 Milliarden US-Dollar. Damit ist es einer der verheerendsten Ausbrüche eines Schlammvulkans weltweit. Einzelne Orte sind inzwischen bis zu 40 Meter hoch mit Schlamm bedeckt. Derzeit strömen etwa 80.000 Kubikmeter pro Tag aus dem Schlammvulkan und damit nicht mehr so viel wie zu Spitzenzeiten, als es 180.000 Kubikmeter waren. Warum der Ausbruch so lange andauert, ist allerdings auch nicht bekannt. Eine Verbindung zu einem benachbarten Vulkan könnte ihn so lange am Leben erhalten und der Ausbruch könnte nach Ansicht vieler Geologen noch Jahrzehnte anhalten.
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