Tornados und Trichterwolken am Wochenende
Am Sonntag erreichten die Tornadoliste Deutschland zahlreiche Meldungen über Tornados und Trichterwolken in mehreren Bundesländern. Was war passiert? Tatsächlich konnte ein Tornado am südwestlichen Rand von Wolkenbüttel bestätigt werden, dazu liegen weitere Verdachtsfälle aus Niedersachsen, Hessen und Thüringen vor. Auslöser waren zahlreiche kleine Schauer, die sich bei schwachem Höhenwind gebildet hatten – eine typische Wetterlage für die Bildung von eher schwächeren Tornados. Alle Meldungen zu Tornados und Tornadoverdachtsfällen sind in der Tornadoliste Deutschland zu finden.
Das Radarbild vom späten Nachmittag zeigt zahlreiche kleine Schauer, vor allem im nordwestlichen Niedersachsen sowie im östlichen Niedersachsen, in Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Über dem Nordwesten Deutschlands wehte am Rand des Tiefs vor Irland noch etwas Höhenwind, Tornadomeldungen liegen aus diesem Bereich nicht vor. Dafür war der Höhenwind weiter südöstlich nur schwach unterwegs.
Eine ausgeprägte und langlebige Trichterwolke wurde im Raum Wolfenbüttel sowie in der gesamten Region beobachtet. Sie war weithin sichtbar und reichte zeitweise recht weit hinab. Dabei muss man bedenken, dass die Trichterwolke nur der durch Kondensation sichtbare Teil des Wirbels ist, der eigentlich aus unsichtbarer Luft besteht. Der Luftwirbel wird im oberen Teil durch den Trichter sichtbar.
Sobald auch der zugehörige Wirbel am Boden nachgewiesen ist, spricht man von einem Tornado, der oft nicht durchgehend sichtbar ist. Schäden sind im Fall Wolfenbüttel nicht bekannt, es wurde lediglich Staub aufgewirbelt.
Warum entstanden nun am Sonntag einige Wirbel über Deutschland? Die Zutaten für die Entstehung von Tornados sind weitgehend bekannt. Dazu gehören große Labilität mit ausreichenden Temperaturunterschieden zwischen unten und oben sowie feuchte Luft und bei Tornados, die sich im Bereich von so genannten Mesozyklonen (starke Gewitter mit rotierendem Aufwindbereich) starke Windscherung. Nimmt der Wind mit der Höhe deutlich zu und ändert dabei auch noch seine Richtung, spricht man von starker (vertikaler) Windscherung. Passt alles zusammen, können sich Tornados bilden. Die meisten starken Tornado entstehen im Bereich von Mesozyklonen. Die Gewitterzellen lassen sich mit den Radarbildern verfolgen und auch die Rotation ist dort zu erkennen. Kurzfristig sind sogar Tornadowarnungen durchaus möglich. Der Höhenwind war aber am Sonntag nicht gerade stark.
Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Tornadoentstehung, wenn Labilität und Feuchtigkeit vorhanden sind, aber (nahezu) kein Höhenwind. Bei solchen Wetterlagen ohne Höhenwind wie am Sonntag bewegen sich die entstehenden Schauer und Gewitter kaum bis gar nicht und die Überflutungsgefahr durch lokale Sturzfluten ist groß. So thermisch ausgelöst können sich auch Tornados bilden, man spricht von Typ-II-Tornados. Eine ausgeprägte Trichterwolke zeigt das Titelbild in diesem Beitrag, beobachtet wurde sie am Sonntagabend im Harzkreis in Sachsen-Anhalt.
Titelbild: Ausgeprägte Trichterwolke am Sonntag in Sachsen-Anhalt, Foto: Kay Niederberger
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