Update zur Extremwetterlage
Allmählich werden die Vorhersagen für die bevorstehende Extremwetterlage an diesem Wochenende (06./07. Februar 2021) konkreter, wobei es regional immer noch sehr große Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen gibt. Dies gilt vor allem für den Übergangsbereich zwischen der eisigen Kaltluft im Nordosten und der feuchtmilden Luft im Südwesten Deutschlands. Anhaltender Starkschneefall mit Schneeverwehungen, Eisregen mit zentimeterdickem Eisansatz und Dauerregen liegen direkt nebeneinander und sind damit in diesen Regionen kaum vorhersagbar.
Schon ab Samstagabend setzen im Grenzbereich der Luftmassen anhaltende Niederschläge ein. Wir Meteorologen verwenden eigentlich ungern den unkonkreten Ausdruck „Niederschläge“, in diesem Fall geht es aber kaum anders, da regional von Schnee über Eisregen und gefrierendem Regen bis Dauerregen alles möglich ist. Schon in der Nacht zum Sonntag schneien einige Regionen regelrecht ein. In der Nacht und am Sonntagmorgen auf den Autobahnen A1 und A31 im Münsterland unterwegs zu sein, ist keine gute Idee. Noch weniger anzuraten ist eine Fahrt auf der Autobahn A2 in Ostwestfalen. Unter anderem am Bielefelder Berg – bekannt eher durch die dort installierten Blitzer – und im Weserbergland dürfte nicht mehr viel gehen im Dauerschneefall. Zum Glück ist es ein Sonntag mit weniger Pendlern und kaum LKW-Verkehr. In der Karte ist Schnee in blau, gefrierender Regen in rot und „normaler“ Regen in grün dargestellt. Im roten Bereich muss mit zentimeterdickem Eisansatz gerechnet werden und es besteht die Gefahr von so genannten Seilleiterschwingungen mit möglichen Stromausfällen. Es gilt aber weiterhin, dass alles noch sehr unsicher ist. Sicher ist, dass die Wetterlage so kommt, unsicher ist die genaue Lage der Luftmassengrenze und damit regional die Niederschlagsphase. Für einzelne Orte ist von 30 Zentimeter Schnee bis totaler Vereisung mit Dauerregen bei Minusgraden alles möglich.
Auch tagsüber am Sonntag setzt sich die Grenzwetterlage fort. Dabei kann zum Beispiel der Niederrhein förmlich zuschneien, während die deutlich höher, aber südlicher gelegene Eifel Dauerregen bei deutlichen Plusgrade abbekommt.
Es zeichnet sich immer mehr ein Schwerpunkt vom südlichen Niedersachsen und dem nördlichen NRW bis nach Sachsen-Anhalt ab. Gebietsweise können Niederschlagsmengen von 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Der östliche Wind frischt an der Nordseite der Luftmassengrenze stark auf mit verbreiteten Windböen von 50 bis 70 km/h, örtlich noch darüber. Daher muss gebietsweise vor allem in freien Lagen mit erheblichen Schneeverwehungen gerechnet werden. Einige Straßen können dadurch unpassierbar werden. An Nord- und Ostsee drohen Sturmböen, an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und auf den Nordseeinseln auch schwere Sturmböen und an der Ostseeküste sind erhöhte Wasserstände zu erwarten.
Solche extremen Grenzwetterlagen kommen eher selten vor. Oft wird der Winter 1978/79 herangezogen, aber der Vergleich hinkt. Damals war die Wetterlage erstens anders mit mehreren vom Atlantik heranziehenden Tiefdruckgebieten und zweitens waren die Niederschlagsmengen in Norddeutschland höher und der Wind deutlich stärker, sodass sich vor allem in Schleswig-Holstein meterhohe Verwehungen auftürmten. Die derzeitige Wetterlage ähnelt eher der Lage Anfang März 1987, als in etwa derselbe Bereich wie aktuell betroffen war mit Schnee, Verwehungen und massivem Eisansatz am Boden und an Gegenständen.
Zusammengefasst drohen also in einigen Regionen Starkschneefälle mit Schneeverwehungen, stundenlanger Eisregen mit massivem Eisansatz, dadurch auch Eis- und Schneebruch und möglicherweise auch Stromausfälle sowie erhebliche Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr. Dazu kommt leichtes Hochwasser an der Ostsee und die anhaltende Hochwasserlage am Rhein.
Titelbild: Thomas Sävert
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