Warum derzeit kaum Tornados?
Schon seit Tagen machen wieder teils schwere Unwetter Schlagzeilen in den Medien. So setzten heftige Regenfälle am Dienstagabend in Potsdam ganze Straßenzüge unter Wasser, ebenso in anderen Orten. Am Tag zuvor gab es regional schwere Hagelunwetter. Meldungen zu Tornados liegen aber nicht vor. Woran liegt es, dass es trotz der zahlreichen schweren Gewitter keine Tornados gab? Entscheidend ist hier die Windverteilung zwischen dem Boden und größeren Höhen. Bereits in der Gewittervorwarnung vom vergangenen Sonntag hatte ich auf die geringe Tornadogefahr hingewiesen.
Das Radarbild vom späten Dienstagabend zeigt einige starke Gewitterzellen über Deutschlands, darunter auch eine kleine Gewitterlinie über Potsdam und dem äußersten Westen Berlins.
Die Höhenwetterkarte zeigt in rund 5,5 Kilometer Höhe ein kräftiges Tief über Westeuropa. An seiner Ostseite weht vom westlichen Mittelmeerraum bis in den Westen Deutschlands und den Beneluxstaaten starker Höhenwind. Weiter östlich ist er deutlich schwächer. Und genau dies ist der entscheidende Punkt.
Die Zutaten für die Entstehung von Tornados sind weitgehend bekannt. Dazu gehören große Labilität mit ausreichenden Temperaturunterschieden zwischen unten und oben sowie feuchte Luft und bei Tornados, die sich im Bereich von so genannten Mesozyklonen (starke Gewitter mit rotierendem Aufwindbereich) starke Windscherung. Nimmt der Wind mit der Höhe deutlich zu und ändert dabei auch noch seine Richtung, spricht man von starker (vertikaler) Windscherung. Passt alles zusammen, können sich Tornados bilden. Die meisten starken Tornado entstehen im Bereich von Mesozyklonen. Die Gewitterzellen lassen sich mit den Radarbildern verfolgen und auch die Rotation ist dort zu erkennen. Kurzfristig sind sogar Tornadowarnungen durchaus möglich. Der Höhenwind war aber in den vergangenen Tagen im Osten nicht allzu stark.
Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Tornadoentstehung, wenn Labilität und Feuchtigkeit vorhanden sind, aber (nahezu) kein Höhenwind. Bei solchen Wetterlagen ohne Höhenwind bewegen sich die entstehenden Schauer und Gewitter kaum bis gar nicht und die Überflutungsgefahr durch lokale Sturzfluten ist enorm groß. So thermisch ausgelöst können sich auch Tornados bilden, man spricht von Typ-II-Tornados. Einen solchen Tornado zeigt das Titelbild in diesem Beitrag, beobachtet wurde er am 12. Juni 2016 bei Welda im Landkreis Höxter (Nordrhein-Westfalen). Für diese Art Tornados war der Höhenwind in den vergangenen Tagen wiederum zu stark. Dies erklärt, warum es seit Tagen keine meldungen zu aufgetretenen Tornados gibt.
Dennoch sind auch bei solchen Wetterlagen jederzeit an Schauern und Gewittern vereinzelt Tornados möglich und es gibt immer eine gewisse Dunkelziffer. Vorhersagen kann man diese aber nicht und selbst kurzfristige Warnungen sind praktisch nicht möglich.
Titelbild: Lisa Wurms
Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:
Ich wäre sehr überrascht, wenn es nach dem Sturm der vergangenen Nachte in Berlin-Brandenburg keinen Tornado-Schaden gegeben hätte. Es wäre nur ein kleiner Tornado, aber es kann definitiv bei diesem Wetter passieren.
Richtig, so steht es ja auch im Beitrag, vereinzelt sind auch bei solchen Wetterlagen Tornados möglich, eine typische Tornadolage sieht aber anders aus.