Grenzen der Wettervorhersage

Immer wieder kommen Fragen auf, wie zum Beispiel das Wetter in der nächsten Woche wird, ob weitere Schneefälle drohen oder sich eine schwere Sturmlage einstellt. Die Wettervorhersagen sind zwar deutlich besser geworden, aber uns seriösen Meteorologen sind Grenzen gesetzt, über die hinaus eine Wettervorhersage schwierig bis unmöglich wird. Diese Grenze liegt derzeit bei 4 bis 5 Tagen und kann selbst bei sehr stabilen Wetterlagen nur sehr wenig nach hinten verschoben werden. Alles darüber hinaus kann man also mehr oder weniger vergessen, egal was manche Medien uns weismachen wollen.




Wetterlage Sonntagmittag aus dem US-Modell, Stand: 14.01., 18 UTC. Quelle: NOAA

Dieses aktuelle Beispiel soll einmal zeigen, wie extrem unterschiedlich Modellrechnungen sein können. Zunächst die Berechnungen aus dem US-Modell für den kommenden Sonntag (20.01.2019), einmal berechnet am Montagabend mit einer Hochdruckzone, die von den Britischen Inseln bis in den Süden Russlands reicht.

Wetterlage Sonntagmittag aus dem US-Modell, Stand: 15.01., 06 UTC. Quelle: NOAA

Die Berechnungen 12 Stunden später, ebenfalls für den Sonntagmittag, zeigen weiterhin diese Hochdruckzone, die sogar noch ein wenig kräftiger erscheint. Tiefdruckgebiete ziehen weit nördlich vorbei. Auch andere Modelle sehen die Lage recht ähnlich, natürlich mit einigen kleinen Unterschieden.

Wetterlage am Mittwoch (23.01.) aus dem US-Modell, Stand: 14.01., 18 UTC. Quelle: NOAA

Schaut man sich dasselbe Modell für die Folgetage an, erschien nach den Berechnungen vom Montagabend ein extremes Orkantief mit einem Kerndruck von 939 Hektopascal, das am nächsten Mittwoch (23.01.) über der Nordsee liegen sollte und einigen Teilen Europas, darunter auch Deutschland, eine schwere Sturmlage bringen würde. Hätten dies gewisse Kollegen, die sich bei ihren Vorhersagen gern mal weit aus dem Fenster lehnen, oder sogar einige Medien mitbekommen, würde es vielleicht schon erste Überschriften mit entsprechender Wortwahl geben.

Wetterlage am Mittwoch (23.01.) aus dem US-Modell, Stand: 15.01., 06 UTC. Quelle: NOAA

Nur 12 Stunden später ist von dem Orkantief rein gar nichts mehr zu sehen. Der berechnete Luftdruck über der Nordsee liegt rund 70 Hektopascal höher als noch in den Berechnungen vom Vorabend. Von einem Sturm ist nichts mehr zu sehen. Man sieht, dass man mit solchen mittelfristigen Modellrechnungen sehr vorsichtig sein muss, zumal wenn andere Modelle nicht auf den (Sturm-)Zug aufspringen. Sind sich die verschiedenen Modelle sehr einig und zeigen die Entwicklung einer Wetterlage konstant von Modelllauf zu Modelllauf, sieht es schon etwas anders aus. Dann kann man auch mehrere Tage vor einem Ereignis schon vorsichtig auf eine mögliche Extremwetterlage hinweisen. Das beste Beispiel dafür war der Orkan Kyrill vor 12 Jahren, dessen Entwicklung bereits etwa 5 Tage vor Eintreffen in Deutschland von den Modellen recht gut erfasst wurde und vor dem bereits Tage zuvor drastisch gewarnt wurde. Selten konnten so frühzeitig entsprechende Warnungen ausgegeben werden. Dies ist aber doch die Ausnahme, und wir stoßen immer wieder an die Grenze der Vorhersagbarkeit. Dies sollten auch wir Meteorologen uns immer wieder zu Herzen nehmen, egal ob bei möglichen Sturmlagen oder bei Fragen, wann der nächste Schnee in den Alpen zu erwarten ist.

Um die Frage nach dem Schnee zu beantworten: Einige Zentimeter Neuschnee sind am Alpenrand von Donnerstagabend bis zum Freitagmorgen möglich, danach ist es wieder meist trocken. Was allerdings in der neuen Woche passiert, ist noch völlig offen.

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




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