Als Mähdrescher fliegen lernten…

Am 24. Mai 1979 stellte sich in Mitteleuropa eine Unwetterlage ein, bei der sich in Deutschland einige Tornados bildeten. Darunter war ein verheerender Tornado der Stärke F4 (ca. 335 bis 420 km/h), der große Schäden im Süden Brandenburgs anrichtete. Sogar tonnenschwere Mähdrescher einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) wurden durch die Luft gewirbelt. Glücklicherweise gab es keine Toten, mehrere Menschen wurden aber verletzt.




Der sehr starke Tornado zog in einer teilweise 200 bis 400 Meter breiten Schneise von Bad Liebenwerda bis nach Lichtena und dann noch weiter nach Nordnordosten auf einer mehr als 55 Kilometer langsam Zugbahn, mindestens bis in den Bereich westlich von Lübben. Dabei wurden einige Häuser in mehreren Ortschaften schwer beschädigt oder zerstört, unter anderem richtete der Tornado auf der ehemaligen LPG Prestewitz und gegen 17:26 Uhr MEZ in Schönborn-Eichwald bei Doberlug-Kirchhain erhebliche Schäden an. In Werenzhain, das einige Kilometer nordöstlich liegt, brach der Tornado die Esse der Ziegelei mittig ab. Der Tornado wurde u.a. wegen verfrachteter Mähdrescher in der Fujita-Skala als F4 eingestuft. Diese neuen Erkenntnisse wurden im März 2010 auf dem Extremwetterkongress in Bremerhaven vorgestellt.

Dazu der Bericht eines Augenzeugen: „Habe als Jugendlicher die Auswirkungen eines Tornados in einem Waldgebiet gesehen. Sämtliche Bäume waren in einer Breite von 200-300 m abgeknickt. Im Kurvenbereich der Straße stand mal ein Haus, dessen Aluminiumdach völlig zerstört war. Die Alu-Abdeckung war weit im Umfeld zerstreut. Ort: westlich von Lübben, B115 (Richtung Autobahn) im Knickbereich. War damals Stadtgespräch.“

Der 24. Mai 1979 brachte aber nicht nur diesen einen, verheerenden Tornado in Brandenburg hervor, es gab einen so genannten Tornadoausbruch mit mindestens 6 Tornados. Dazu liegt noch ein Verdachtsfall aus Schleswig-Holstein vor.

Einer der Tornados an dem Tag trat gegen 15:50 Uhr MEZ in Stadtilm (Thüringen) auf: „Ein Unwetter mit Wirbelsturm richtet am Himmelfahrtstag, dem 24.05., großen Schaden an.“ (Quelle: Stadtilm) – Nach Recherchen von Jens Neubauer war die Schneise etwa 7 km lang und weniger als 100 Meter breit. Auch Altenburg in Thüringen wurde von einem Tornado getroffen: Eine Familie beschreibt, wie der Wirbel entstand und dann Schäden zunächst in einem Kleingartengelände anrichte, danach wurden Dächer abgedeckt und starke Bäume umgerissen. Besonders große Schäden entstanden im Stadtwald. Der Wirbel war mindestens 3 bis 4 Minuten sichtbar. Ein weiterer starker Tornado zog gegen 17:10 MEZ auf einer Bahn von SSW nach NNE durch Finsterwalde in Brandenburg (Quelle: Monatlicher Witterungsbericht der DDR). Um 16:45 Uhr folgte der F4-Tornado, der sich über Bad Liebenwerda bildete und bis in die Region westlich von Lübben zog.

Ein weiterer Tornado trat in Tramnitz (Brandenburg) auf: „Am Himmelfahrtstag, dem 24. Mai 1979, wurde Tramnitz von einem Wirbelsturm heimgesucht, dem sämtliche alten Bäume an der Dorfstraße zum Opfer fielen und der fast alle Gebäude mehr oder weniger beschädigte. Die Kirche kam glimpflich davon. Glücklicherweise gab es weder Tote noch Verletzte.“ (Quelle: Kirchenkreis Kyritz Wusterhausen). Auch im Westen Deutschlands gab es örtlich Unwetter und ein Tornado wurde nach Recherchen des Meteorologen Dietwald Fuchs aus Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen gemeldet.

Tornados am 24. Mai 2010

Auch der 24. Mai 2010 war ein Feiertag – der Pfingstmontag. Ab etwa 15:00 bis ca. 16:20 Uhr MESZ wurden im Osten Deutschlands auf einer Strecke von ca. 100 km erhebliche Schäden in zahlreichen Orten angerichtet. Dabei handelte es sich nicht um einen einzigen Tornado, sondern um ein Zusammenspiel aus mehreren Tornados und zahlreichen Downburstereignissen. Bisher sind mindestens vier Tornados nachgewiesen. Die Untersuchungen ziehen sich auch bis in die heutige Zeit hin. In Großenhain starb ein Mädchen durch einen umstürzenden Baum, insgesamt gab es nach den vorliegenden Medienmeldungen etwa 40 Verletzte. Die Stärke des bzw. der Tornados liegt in mehreren Abschnitten mindestens im oberen F2-Bereich. Ob in Großenhain wurde vereinzelt auch die Stärke F3 erreicht. Schätzungen der Schäden gehen von mehr als 100 Millionen Euro allein im Landkreis Meißen aus, davon etwa 10 Millionen Euro nur an öffentlichen Gebäuden in der Stadt Großenhain. Im brandenburgischen Mühlberg sind es mindestens 20 Millionen Euro. Der Gesamtschaden des Sturmereignisses vom Pfingstmontag dürfte noch weit höher liegen.

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