Extremwetter: Sport am Limit

Grenzwertige Wetterbedingungen herrschten am Freitag beim Biathlon im kanadischen Canmore, bei Temperaturen um -18 Grad gab es bei einzelnen Sportlern sogar Erfrierungen. Für den heutigen Samstag wurden zwar alle Rennen abgesagt, aber am Sonntag soll wieder gestartet werden. Fragen kommen auf, ob bei solchen Bedingungen überhaupt gestartet werden kann/darf. Erinnerungen kommen auf an das Fiasko bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Finnland vor 20 Jahren und an den „Ice Bowl“ 1967 im US-Bundesstaat Wisconsin.




Canmore liegt im Bow Valley, einem Tal in den Rocky Mountains in der Provinz Alberta im Westen Kanadas am Rande des Banff National Park, etwa 110 Kilometer westlich der Millionenstadt Calgary, wo 1988 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Zweistellige Minusgrade sind im Winter in den Tälern der Rocky Mountains die Regel, manchmal auch tagsüber. Die derzeitge Kälte ist allerdings extrem, vor drei Jahren lag die Höchsttemperatur in Canmore am 09. Februar bei +8,1 Grad.

Darf bei solchen eisigen Temperaturen überhaupt gestartet werden, drohen nicht Erfrierungen? Dazu ein Auszug aus dem Regelwerk der IBU (Internationale Biathlon Union): „Biathlonwettkämpfe dürfen nicht gestartet werden, wenn die am kältesten Teil der Anlage (Schießstand oder Strecke) 1,5 m über dem Boden gemessene Lufttemperatur unter minus 20 Grad Celsius liegt. […] Ist es kälter als minus 15° Grad Celsius, müssen vor dem Start und während des Wettkampfs Windchill (Windkälte) und Luftfeuchtigkeit berücksichtigt werden. Im Fall eines hohen Windchill-Faktors entscheidet die Wettkampfjury in Absprache mit dem Medizinischen Delegierten der IBU oder dem Wettkampfarzt, ob der Wettkampf gestartet oder fortgesetzt wird. Die zu laufende Strecke darf auch geändert werden, um windige Bereiche zu vermeiden.“ (Quelle: IBU)

Kontiolahti 1999 Biathlon-WM

Erinnerungen werden wach an das Fiasko der Biathlon-Weltmeisterschaften vor 20 Jahren im finnischen Kontiolahti, wo die Wettkämpfe wegen Temperaturen bis -34 Grad erst sechs Tage später starten konnten und teilweise sogar ausfielen. Ursprünglich sollten die Weltmeisterschaften vom 05. bis zum 14. Februar 1999 ausgetragen werden. Die zum Start geplanten Sprintrennen fanden erst am 12. Februar statt.

Ice Bowl 1967

Am 31. Dezember 1967 traten im Stadion Lambeau Field in der Stadt Green Bay (US-Bundesstaat Wisconsin) vor mehr als 50.000 Zuschauern die Green Bay Packers gegen die Dallas Cowboys an. Das Footballspiel sollte legendär werden – nicht wegen des Ergebnisses (21:17 für die Green Bay Packers), sondern wegen der extremen Wetterbedingungen. Nach kräftigen Schneefällen waren die Temperaturen auf etwa -25 Grad gefallen. Die Rasenheizung hatte den Schnee angetaut, dieser gefror aber zu einer Eisschicht. Während des Spiels zogen sich zahlreiche Spieler, Zuschauer, Musiker der Halbzeitshow und sogar die Schiedsrichter Erfrierungen zu. Bis zu dem Tag war noch nie ein Spiel der NFL aus Wettergründen abgesagt worden, daher sollte auch dieses Spiel stattfinden.

Man könnte diese Auflistung noch weiter führen, immer wieder geraten Sportler (und auch Zuschauer) bei Outdoor-Veranstaltungen an ihre Grenzen. Dies gilt auch für Sportveranstaltungen bei extremer Hitze oder Unwettern. Schon häufig gab es Meldungen über vom Blitz getroffene Fußballspieler. Hier sind die Veranstalter gefragt, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, auch wenn oft finanzielle Interessen im Vordergrund stehen.

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert