Kanada: Zu eisig für Biathlon?
Der Biathlon-Weltcup geht in die nächste Runde – sofern die Rennen tatsächlich stattfinden. Denn von Donnerstag bis zum Sonntag treten die Biathleten (sofern sie die weite Anreise angetreten haben) im kanadischen Canmore in der Provinz Alberta im Westen des Landes an. Hier ist es allerdings derzeit so kalt, dass zumindest einzelne Rennen in den kommenden Tagen gefährdet sind. Nachts werden in Canmore Temperaturen bis weit unter -30 Grad gemessen.
ACHTUNG: Geänderte Startzeiten, siehe weiter unten.
Die Tabelle zeigt alle Termine des IBU Weltcups in diesem Winter und dazu die Weltmeisterschaften im schwedischen Östersund im März. Die Austragungsorte Hochfilzen, Oberhof, Ruhpolding und Antholz sind gesetzt, sie sind fester Bestandteil des Terminkalenders. Alle weiteren Orte wechseln von Winter zu Winter. In Canmore fanden in den Jahren 1987, 1991, 1994 und 2016 Weltcup-Wettkämpfe statt, dazu kamen die Wettbewerbe der Olympischen Spiele 1988.
Canmore liegt im Bow Valley, einem Tal in den Rocky Mountains in der Provinz Alberta im Westen Kanadas am Rande des Banff National Park, etwa 110 Kilometer westlich der Millionenstadt Calgary, wo 1988 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden.
Zweistellige Minusgrade sind im Winter in den Tälern der Rocky Mountains die Regel, häufig auch tagsüber. Und so sah es auch in den vergangenen Tagen aus mit Höchstwerten zum Teil unter -20 Grad und nächtlichem Frost bis unter -30 Grad. In der Nacht zum Mittwoch wurden sogar -38,3 Grad gemessen, was im Bereich der bisherigen Tiefstwerte für diese Jahreszeit liegt. Das Training fand in den vergangen Tagen überwiegend drinnen statt, die Schießstände blieben meist verwaist.
Darf bei solchen eisigen Temperaturen überhaupt gestartet werden, drohen nicht Erfrierungen? Dazu ein Auszug aus dem Regelwerk der IBU (Internationale Biathlon Union): „Biathlonwettkämpfe dürfen nicht gestartet werden, wenn die am kältesten Teil der Anlage (Schießstand oder Strecke) 1,5 m über dem Boden gemessene Lufttemperatur unter minus 20 Grad Celsius liegt. […] Ist es kälter als minus 15° Grad Celsius, müssen vor dem Start und während des Wettkampfs Windchill (Windkälte) und Luftfeuchtigkeit berücksichtigt werden. Im Fall eines hohen Windchill-Faktors entscheidet die Wettkampfjury in Absprache mit dem Medizinischen Delegierten der IBU oder dem Wettkampfarzt, ob der Wettkampf gestartet oder fortgesetzt wird. Die zu laufende Strecke darf auch geändert werden, um windige Bereiche zu vermeiden.“ (Quelle: IBU)
Zunächst eine Übersicht über die Startzeiten in Canmore, der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt derzeit 8 Stunden:
ACHTUNG: Die Zeiten können sich sehr kurzfristig ändern, soweit möglich sind Änderungen berücksichtigt.
07.02., 20:20 Uhr MEZ Männer Einzel, 20 km
07.02., 22:55 Uhr MEZ Frauen Einzel, 15 km
08.02., 20:30 Uhr MEZ Männer Staffel, 4 x 7,5 km
08.02., 22:45 Uhr MEZ Frauen Staffel, 4 x 6 km
09.02., 20:20 Uhr MEZ Männer Sprint, 10 km
09.02., 22:45 Uhr MEZ Frauen Sprint, 7,5 km
Am Donnerstag ziehen zwar einige Wolken auf, es bleibt aber noch trocken bei Tagestemperaturen zwischen -10 und -15 Grad. Der Wind lebt leicht auf und lässt die Temperaturen noch kälter erscheinen. Nach den Kriterien des IBU (s.o.) dürften die Rennen also stattfinden. Am rennfreien Freitag schneit es zeitweise leicht. Über dem frisch gefallenen Schnee können die Temperaturen im Tagesverlauf und in der Nacht zum Samstag deutlich zurückgehen. Die Tiefstwerte können um -30 Grad liegen.
Hinter der schwachen Schneefront wird der weiter nordöstlich liegende Kältepol angezapft. Am Samstag sind zwar keine Schneefälle mehr zu erwarten, aber es bleibt den ganzen Tag über eisig kalt mit Temperaturen um -20 Grad und leicht auffrischendem Wind. Ob die Rennen am Samstag wie geplant stattfinden können, ist daher noch völlig offen. Derzeit kursieren bereits Meldungen über eine Verlegung der beiden Staffeln auf den nicht ganz so eisigen Freitag, wobei es auch dann knapp werden dürfte mit den Temperaturen.
Und auch für den Sonntag ist mit nur wenig Frostabschwächung zu rechnen mit Temperaturen zwischen -15 und -20 Grad. Damit ist auch für den Sonntag noch unsicher, ob es für einen Start reicht. Wie der Auszug aus den IBU-Regeln zeigt, können Startzeiten und Streckenverlauf flexibel festgelegt werden. Erinnerungen werden wach an das Fiasko der Biathlon-Weltmeisterschaften vor 20 Jahren im finnischen Kontiolahti, wo die Wettkämpfe wegen Temperaturen bis -34 Grad erst sechs Tage später starten konnten und teilweise sogar ausfielen.
Dick eingepackt zeigten sich am Dienstag (Ortszeit) die deutschen Biathletinnen Vanessa Hinz und Franziska Preuss.
(Titelfoto: Archivbild aus dem Bow Valley nahe Canmore)
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