Tropische Wirbelstürme hinterlassen Spuren
Spuren hinterlassen Hurrikane, Taifune und Zyklone nicht nur an Land mit manchmal schlimmsten Schäden und vielen Opfern, auch auf dem offenen Meer wirken sie sich aus. Sie wühlen das Wasser auf und hinterlassen eine Spur mit deutlich tieferen Wassertemperaturen. Dies hat nicht nur kurzfristige Folgen für die Bildung oder Stärke nachfolgender Stürme, sondern auch mittel- und langfristig.
Der Hurrikan WILLA verstärkte sich im Oktober 2018 bis zur höchsten Kategorie 5 der Hurrikanskala, zeitweise reichten die mittleren Windgeschwindigkeiten bis etwa 260 km/h mit geschätzten Böen bis über 300 km/h. Der Luftdruck im Zentrum sank bis auf 925 Hektopascal, bevor der Hurrikan am 23. Oktober auf die mexikanische Pazifikküste traf. Der Sturm verstärkte sich unter sehr günstigen Bedingungen mit hohen Wassertemperaturen, die sich aber in Folge des Sturms deutlich abkühlten. Nach Durchzug des Hurrikans lagen die Wassertemperaturen zum Teil mehr als 3 Grad unter dem Mittel der Jahre 2003 bis 2014. Der Hurrikan hatte deutliche Spuren im tropischen Meer hinterlassen.
Ähnlich stark wie WILLA wurde im September 2018 der Supertaifun TRAMI auf dem Nordwestpazifik mit Windgeschwindigkeiten bis etwa 260 km/h bei einem Kerndruck von geschätzten 915 Hektopascal. Auch der Taifun hinterließ eine deutliche Spur mit abgekühltem Wasser. Vor allem während der stärksten Phase traten die größten Abweichungen zu den Mittelwerten auf.
Bereits im Mai entstand auf dem nördlichen Indischen Ozean der Zyklon MEKUNU, dessen Windgeschwindigkeiten zeitweise bis etwa 185 km/h reichten – Böen nicht mitgerechnet. Als starker Zyklon traf er am 25. Mai auf die Küste von Oman. Auch MEKUNU kühlte das Wasser deutlich ab. Dabei fällt auf, dass dies vor allem auf der rechten Seite der Zugbahn (schwarz gestrichelt) der Fall war – dort sind auch die höchstens Windgeschwindigkeiten zu finden.
Die Karten zeigen aber nur, was sich an der Wasseroberfläche zugetragen hat. Spuren hinterlassen die tropischen Wirbelstürme auch in den Tiefen der Gewässer. An der Oberfläche kann sich das Wasser bei Durchzug eines Sturms innerhalb von nur ein bis zwei Tagen bis zu 5 Grad abkühlen. Gewaltige Massen an Wärme und Feuchtigkeit werden dabei in die Atmosphäre abgegeben. Gleichzeitig sinkt ein Teil der Wärme tiefer in den Ozean hinab.
Dass sich Hurrikane auf die Wassertemperaturen auswirken, ist schon lange Zeit bekannt. Kälteres Wasser wird aus größeren Tiefen aufgewühlt („Upwelling“), dazu kommt noch der kühlende Regen und der fehlende Sonnenschein. Dieser kühlende Effekt kann sich nach Untersuchungen an der University of Rhode Island bis in Tiefen von 150 bis 200 Meter erstrecken. Je stärker der Sturm, desto tiefer wirkt er sich aus. Stürme, die nur langsam ziehen, hinterlassen tiefere Spuren im Ozean. Die stärksten tropischen Wirbelstürme können das Wasser bis zu 400 Meter tief abkühlen.
An der Oberfläche in den obersten 20 bis 30 Metern kann der Kühleffekt 30 bis 40 Tage dauern, bevor die Sonne das Wasser wieder aufheizt. Veränderungen in den dunklen Tiefen der Ozeane können dagegen über Monate hinweg anhalten. Die Wärme muss aber irgendwo abbleiben und erwärmt den tieferen Ozean. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Thermohaline Zirkulation, oft auch globales Förderband genannt, das die meisten Ozeane miteinander verbindet und Wärme und Salz transportiert. Wie sich aber die zusätzliche Wärme hier auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Möglicherweise steigt an anderer Stelle aus den Tiefen wärmeres Wasser auf. Dass sich die Klimaerwärmung auf tropische Wirbelstürme auswirken kann, ist bekannt, aber umgekehrt sind Auswirkungen solcher Wärmetransporte in den meisten Klimamodellen bisher nicht berücksichtigt.
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