Tornadoverdachtsfälle am 07.06. in NRW
In den Abendstunden des 07. Juni 2019 zogen über den Osten von Nordrhein-Westfalen teils kräftige Gewitter hinweg, gegen 20 Uhr MESZ überquerten sie auch den Landkreis Gütersloh. Hier traten an mehreren Stellen Sturmschäden auf. Medien berichteten über „Windhosen“ in den Orten Benteler und Lintel, wobei die Begriffe Windhose und Tornado dasselbe Phänomen beschreiben. Was war nun wirklich passiert? Einige Tage später wurden – soweit noch möglich – die Schäden vor Ort begutachtet.
Tornadoverdachtsfall Benteler (gegen 19:55 Uhr):
Zunächst Berichte des WDR und der Zeitung „Die Glocke“:
Eine Windhose reißt ein Festzelt mit. Passiert in Langenberg-Benteler bei Gütersloh. Zwölf Menschen werden verletzt. pic.twitter.com/gJ2TfglYQT
— WDR aktuell (@WDR) June 8, 2019
Windhose von Benteler pic.twitter.com/mDXBI7J8o0
— Die Glocke, Oelde (@DieGlocke) June 8, 2019
Beim Logistikzentrum Max Lüning, östlich an das Sportgelände angrenzend, stürzte eine Wand ein:
Bei uns auf der Arbeit ist übrigens von ner windhose ne komplette Wand weggebrochen… War aber keiner drinnen pic.twitter.com/bJoRJ9k5rG
— Johanna (@Eulerine) June 8, 2019
Es folgt eine Karte, auf der die Schäden auf und um das Sportgelände verzeichnet sind:
Zugrichtung des Gewitters war Nord bis Nordost. Zunächst wurden bei zwei Häusern mehrere Dachziegel abgedeckt. Aus einem Baum an der Straße Stukendamm brach ein großer Ast ab und fiel in nordwestliche Richtung. An der Nordseite der Straße brachen einige Äste einer Baumreihe ab und landeten teilweise auf dem Sportplatz. Das Festzelt stand am östlichen Rand des Sportplatzes. Es bestand aus einem Stahlgestänge mit einem Holzboden. Das rund 2 Tonnen schwere Zelt wurde mitsamt Besuchern angehoben und quer zur Zugrichtung um etwa 25 Meter verfrachtet. Am Rand des Platzes standen zuvor drei Fahnenstangen und ein Geländer, das abbrach. Die Sockel der Fahnenstangen wurden aus dem Boden gerissen. Nach Polizeiangaben begrub das Zelt zudem einige Fußballer unter sich. Insgesamt gab es 12 Verletzte, davon einer schwer.
Rechts im letzten Bild ist die Firma Lüning zu erkennen. An der Rückseite stürzte die oben bereits gezeigte Wand ein. Ansonsten wurden keine weiteren Schäden gefunden. Eine direkte Verbindung zum etwa 9 Kilometer entfernten Fall im Bereich Lintel kann ausgeschlossen werden. Dort wurden folgende Schäden aufgefunden:
Tornadoverdachtsfall Lintel gegen 20:00 Uhr:
Die Karte zeigt die aufgefundenen Schäden im Bereich Lintel. Die meisten Schäden wie ein verfrachteter Pferdeunterstand, der nach Medienmeldungen durch eine „Windhose“ (Tornado) zerstört worden sein soll, und auch einige umgestürzte Bäume waren mehr oder weniger in Zugrichtung aufgetreten. Anzeichen für einen Tornado gab es hier nicht. Eine Ausnahme stellt der in der Karte markierte Bereich dar, wo innerhalb einer Schneise erhebliche Schäden in einem Waldstück angerichtet wurden. Das Waldstück war allerdings nicht zugänglich und komplett abgesperrt. Vor allem im Bereich der Winkelstraße war ein regelrechtes Mikado zu sehen, da die Bäume hier in alle möglichen Richtungen gefallen waren. Es folgen einige Fotos von dem betroffenen Waldstück.
Fazit: In beiden Fällen gibt es in bestimmten Bereichen deutliche Anzeichen, die jeweils für einen Tornado sprechen. In Benteler gab es die Verfrachtung des mehr als 2 Tonnen schweren Festzelts quer zur Zugrichtung, etwa im 110-Grad-Winkel. Alle potenziellen Augenzeugen konnten keinen Tornado beobachten, da alles so schnell ging, dass nichts mehr zu beobachten war. „Alles flog durcheinander“ war der typische Tenor vor Ort. Die Nachbarn, die bereits zu Hause waren, saßen kurz vor der Nachrichtensendung um 20 Uhr vor dem Fernseher und haben ebenfalls nichts beobachtet, sondern nur den plötzlich auftretenden gewaltigen Lärm gehört. Im Fall Lintel spricht das Mikado aus umgestürzten Bäumen innerhalb einer recht engen Schneise für einen Tornado. Bei allen anderen Schäden nahe Lintel zeigten sich keine Hinweise auf einen Tornado.
Hier geht es zu den Radarbildern aus dem Kreis Gütersloh am Abend des 07.06.2019.
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