Vor 15 Jahren: Tornadoausbruch in Deutschland
Der stärkste bekannte Ausbruch in Deutschland ereignete sich am 20. Mai 2006, als beim Durchzug einer Hunderte Kilometer breiten Gewitterfront mindestens 13 Tornados und 39 weitere Tornadoverdachtsfälle auftraten.
Betroffen war damals ein breiter Streifen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz über Südniedersachsen, Hessen, Thüringen bis nach Brandenburg, Sachsen und Nordbayern. Da die Tornados in der starken Höhenströmung mit der ausgeprägten Gewitterfront sehr schnell zogen, war der Nachweis der einzelnen Fälle zum Teil sehr schwierig. In Fällen ohne direkte Augenzeugen mussten mühsam die Schäden analysiert werden. Allerdings ähnelt das Schadenbild eines schnell ziehenden Tornados dem einer Gewitterfallböe („Downburst“). Im Zweifelsfall bleibt es beim Verdachtsfall, was die hohe Zahl an Tornadoverdachtsfällen am 20. Mai 2006 erklärt.
Zwischen 13:30 und 14 Uhr richtete ein F1- Tornado bei Sonsbeck in NRW einige Schäden an. Bewohner eines Gutshofes sahen den Tornado heranziehen. Zwischen 14:30 und 14:45 Uhr MESZ richtete ein Tornado der Stärke F2 erhebliche Schäden an Bäumen und Häusern im Ruhrgebiet an. Die Schneise zog sich von Duisburg (z.B. Paul-Rücker-Str.) quer durch das gesamte Stadtgebiet von Oberhausen und Bottrop bis nach Gladbeck und war damit etwa 20 Kilometer lang. Dabei waren in Gladbeck teilweise dieselben Straßen wie bei einem mutmaßlichen Tornado am Vortag betroffen. Bei Bestätigung beider Fälle wäre dies der zweite Tornado in Gladbeck innerhalb von nur 36 Stunden.
Gegen 16:40 Uhr trat ein starker Tornado in Augustdorf (NRW) auf. Nach einer Meldung der Lippischen Landeszeitung waren vor allem der Drosselweg und der Hermann-Löns-Weg sowie das Industriegebiet betroffen. Hier waren zahlreiche Bäume umgestürzt und an Dächern traten Schäden auf. Im Wald hinter dem Hermann-Löns-Weg wurden große Bäume entwurzelt oder ihre Stämme abgebrochen. Im Augustdorfer Industriegebiet wurden zwei Hallen beschädigt. Eine wies ein etwa 8 Quadratmeter großes Loch auf, an der anderen stürzte eine Wand ein. Gegen 16:45 Uhr wurde in Westerwiehe (NRW) durch einen F2-Tornado eine gemauerte Scheune zerstört und ein angrenzendes Wohnhaus war einsturzgefährdet und damit unbewohnbar, nachdem ein Schornstein durch das Dach ins Haus geschlagen war. Ein Anwohner berichtete, dass er den Rüssel beobachtet hat.
Gegen 16:30 Uhr richtete ein F1-Tornado Schäden zwischen Braunlage und Zorge (Niedersachsen) im Harz an. Im brandenburgischen Reckahn wurde ebenfalls ein Tornado der Stärke F2 registriert. Gegen 18:40 Uhr gab es größere Schäden in Königsberg in Bayern, Ortsteil Holzhausen; hier wurden etwa 20 Häuser beschädigt. Gegen 19 Uhr wurden in Spickendorf im Saalkreis (Sachsen-Anhalt) innerhalb von zehn Sekunden zwei Lagerhallen, mehrere Autos und 30 Bäume durch einen Tornados (Stärke F1) beschädigt. Der Schaden wurde auf rund 200.000 Euro geschätzt. Ein Anwohner erlitt einen Schock. Um 19:17 Uhr streifte ein Tornado der Stärke f1 den kleinen Ort Hohenlubast in Sachsen-Anhalt, wo vor allem Schäden an Bäumen auftraten. Weitere Tornados gab es in Zierenberg (Hessen, Stärke F1), Diehsa (Sachsen, F0), in Ebern (Bayern, F1) und im Bereich Hoske-Lnappensee (Sachsen, Stärke F1) beobachtet.
Von den bisher bestätigten 13 Tornados erreichte einer die Stufe F0, sieben die Stärke F1 und fünf die Stärke F2. Ab F2 (über 180 km/h) spricht man von einem starken Tornado. Tornados der Stärke F2 kommen in Deutschland in nahezu jedem Jahr vor, pro Jahr sind es meist 3 bis 5. Ein Tornado der Stärke F3 gibt es dagegen im langjährigen Mittel nur alle zwei Jahre.
Von einem Tornadoausbruch (englisch: Tornado outbreak) spricht man, wenn in einem begrenzten Gebiet bei einer Wetterlage mindestens sechs Tornados auftreten. Bekannt sind Berichte aus den USA mit manchmal mehr als 100 Tornados bei einem einzigen Ausbruch. Weniger bekannt ist, dass es Tornadoausbrüche auch in Europa gibt.
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