Die Wahrheit über die USA-Kälte
Seit Tagen beherrscht die extreme Kältewelle in den USA und Kanada die Schlagzeilen in den Nachrichten. In vielen Meldungen heißt es, dass es kälter ist als am Nordpol und in der Antarktis, wahlweise sogar als auf dem Mars. Zurückgeführt wird die Kältewelle nach vielen Berichten auf den Klimawandel, aber wie passt das zusammen? Und was ist dran, wenn es heißt, dass eine solche Kältewelle in den USA einige Zeit später auch in Deutschland „zuschlägt“?
Zunächst ein paar Zahlen: In der Nacht zum Donnerstag erreichte die Kälte in Teilen der USA einen neuen Höhepunkt. Am internationalen Flughafen von Chicago wurde ein Tiefstwert von -30 Grad gemessen – nur wenig über dem bisherigen Rekordwert. Noch deutlich kälter war die Nacht weiter westlich in den nördlichen Bundesstaaten der USA. In Park Rapids (Minnesota) waren es -42 Grad und International Falls an der Grenze zu Kanada sogar fast -43 Grad. In den kommenden Tagen schwächt sich der Frost aber langsam ab.
Anders als in vielen Meldungen pauschalisiert herrscht die extreme Kältewelle nicht in den gesamten USA, der äußerste Süden und auch der Westen sind deutlich weniger betroffen. In West Palm Beach im Bundesstaat Florida wurden am Mittwoch 23 Grad gemessen – plus wohlgemerkt.
Kälter als am Nordpol ist es derzeit in Teilen der USA und Kanadas? Tatsächlich hat sich der übliche Polarwirbel in großen Höhen über der Arktis in den vergangenen Wochen aufgespalten und verlagert. Statt im Bereich des Nordpols liegt er nun unter anderem über Kanada. Bei einem solchen Polarwirbelsplit kann es auch starke Kaltluftvorstöße weit nach Süden geben, allerdings weiß vorher niemand, wohin sie erfolgen. So blieb die angekündigte vierwöchige sibirische Kälte in Mitteleuropa bisher weitgehend aus, es stellte sich überwiegend normales Winterwetter ein. Mitten im Winter kann es kalt sein und es darf auch schneien.
Ist es in den USA und in Kanada tatsächlich kälter als in der Antarktis? Nun, es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Denn auf der Nordhalbkugel ist derzeit Winter, während auf der anderen Erdhalbkugel Sommer herrscht. Allerdings treten im Innern der Antarktis selbst zu dieser Zeit Temperaturen bis unter -40 Grad auf. Eine Meldung wurde sogar verbreitet, in der es hieß, dass es in den USA derzeit kälter wäre als auf dem Mars. Dies ist natürlich Quatsch, da allein der Tagesgang auf dem Mars so extrem ist, dass die derzeitigen US-Temperaturen nachts leicht unterboten werden. Tagsüber liegen die Temperaturen auf dem Mars natürlich höher.
Und wie war das mit dem Klimawandel? Natürlich gibt es viele Untersuchungen, die zeigen, wie sich der Klimawandel auf das Wettergeschehen auswirkt bzw. auswirken kann. Bestimmte Wetterphänomene können häufiger oder auch seltener auftreten. Was nicht geht, sind umgekehrte Aussagen, mit denen man einzelne Ereignisse auf den Klimawandel zurückführt, da diese auch ohne den Klimawandel hätten auftreten können. Es gab schon immer extreme Kältewellen in Nordamerika, es gab schon häufig einen Polarwirbelsplit – auch vor dem Klimawandel.
Und was ist dran an Meldungen, dass eine solche Kältewelle in den USA eine oder auch zwei Wochen später Europa erreicht? Einfach gar nichts! Der Kältepol über Nordamerika verlagert sich nicht einfach über den Atlantik nach Europa. Die (bodennahe) Kaltluft würde durch das Atlantikwasser sowieso erwärmt werden. Im Gegenteil: Die Temperaturgegensätze zwischen dem Kältepol und subtropischer Warmluft können auf den Westatlantik kräftige Tiefdruckgebiete entstehen lassen, die milde Luftmassen in Richtung Europa lenken können, aber nicht müssen.
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