Hurrikan IAN aus ISS-Sicht
Vor rund 10 Tagen richtete der verheerende Hurrikan IAN auf Kuba und in den USA massive Schäden an. Mindestens 137 Menschen kamen in Folge des Tropischen Wirbelsturms ums Leben, viele weitere wurden verletzt. Der Hurrikan der Kategorie 4 wurde an vier aufeinander folgenden Tagen von der Internationalen Raumstation ISS überflogen und von den Astronauten an Bord beobachtet. Die Bilder zeigen Ian in verschiedenen Stadien der Entwicklung und dokumentieren den Weg des Sturms vom Karibischen Meer bis nach Florida. In einem Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der NASA und den Universitäten Bonn und Bochum werden hier von Zeit zu Zeit interessante ISS-Fotos und Videos vorgestellt.
Das erste Bild wurde am 26. September aufgenommen und zeigt den Hurrikan als Sturm der Kategorie 1 südlich von Kuba im Karibischen Meer. Man sieht die für Tropische Wirbelstürme typische Spiralstruktur. Näher am Sturm ist zu sehen, dass das Auge fast vollständig von sich im oberen Bereich ausbreitenden Wolkenschirmen der Gewitterwolken verdeckt ist. In diesen besonders hoch reichenden Aufwinden, die auch als Hot Tower bezeichnet werden, wird Energie frei gesetzt, die den Wirbelsturm verstärkt. Und in der Tat befand sich Ian in einer Phase der Intensivierung, nur zwei Stunden nach der Aufnahme erreichte der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von rund 160 km/h die Kategorie 2.
Der Sturm verstärkte sich weiter und erreichte Kuba in der Nacht zum 27. September als Sturm der Kategorie 3 mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 205 km/h. Fünf Menschen kamen in Kuba ums Leben und der Sturm richtete einen Schaden von rund 200 Millionen Dollar an. Zwar schwächte sich Ian nach dem Landfall etwas ab, blieb jedoch ein Sturm der Kategorie 3, bis er Kuba nach Norden verließ und zum Golf von Mexiko zog.
Auf dem Golf von Mexiko fand der nächste Überflug der ISS am 27. September statt. Das Auge ist nun deutlicher ausgeprägt, außerdem ist zu erkennen, dass die Wolken in der Eyewall, dem stärksten Bereich des Sturms, direkt um das Auge herum am höchsten reichen. Auch ein Hot Tower ist erneut zu sehen, der die Wolken der Eyewall nochmal überragt. Im Golf von Mexiko steht dem Sturm viel Energie durch den warmen Ozean zur Verfügung, weshalb sich Ian erneut verstärkt.
In den Bildern des Überflugs vom 28. September fällt auf, dass das Auge des Hurrikans nun deutlich größer ist als zuvor. Das liegt darin begründet, dass in der Nacht ein sogenannter Eywall Replacement Cycle auftrat. Dabei bilden die zunächst äußeren Regenbänder einen zweiten Ring – eine zweite Eyewall – um das Zentrum des Sturms. Der ursprünglichen Eyewall fehlt der Nachschub an Feuchtigkeit und Drehimpuls, sie löst sich schließlich auf und wird durch die äußere Eyewall ersetzt. Dabei wird das Windfeld des Wirbelsturms deutlich größer, und zunächst auch schwächer. Bei Ian hatte sich der Eywall Replacement Cycle jedoch schon vollständig vollzogen und der Sturm hatte sich auf seine maximale Intensität verstärkt, was mit dem deutlich größeren Durchmesser der Eyewall verbreitet zu schweren Schäden führte. So erreichte Ian mittlere Windgeschwindigkeiten von etwa 250 km/h und damit den oberen Rand der zweithöchsten Kategorie 4 der Hurrikanskala. Genau während des Überflugs der ISS erreichte das Auge des Sturms die Küste Floridas. Dabei war jedoch nicht allein der Wind für die verheerenden Schäden verantwortlich. Da Ian ein ungewöhnlich großer und zugleich langsam ziehender Hurrikan war, wurde die Sturmflut besonders intensiv. Sie richtete mit die meisten Schäden an und ist der Grund für viele Todesfälle. Insgesamt starben in Florida mindestens 126 Menschen durch den Sturm, was Ian zum tödlichsten Hurrikan im Bundesstaat Florida seit 1935 macht.
Die Nahaufnahme zeigt das nicht ganz wolkenfreie, große Auge des Hurrikans, während er auf die Küste von Florida trifft. Über Land fehlt dann der Feuchtenachschub und der Hurrikan schwächt sich rasch wieder ab.

Copyright Titelbild und Foto: NASA/ KEPLER ISS
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Vor rund 10 Tagen richtete der verheerende Hurrikan IAN auf Kuba und in den USA massive Schäden an. Mindestens 137 Menschen kamen in Folge des Tropischen Wirbelsturms ums Leben, viele weitere wurden verletzt. Der Hurrikan der Kategorie 4 wurde an vier aufeinander folgenden Tagen von der ISS überflogen und von den Astronauten an Bord beobachtet. Die Bilder zeigen Ian in verschiedenen Stadien der Entwicklung und dokumentieren den Weg des Sturms vom Karibischen Meer bis nach Florida. In einem Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der NASA und den Universitäten Bonn und Bochum werden hier von Zeit zu Zeit interessante ISS-Fotos und Videos vorgestellt.
Die ersten Bilder wurden am 26. September aufgenommen und zeigen den Hurrikan als Sturm der Kategorie 1 südlich von Kuba im Karibischen Meer. Die erste Aufnahme zeigt im Vordergrund die mexikanische Halbinsel Yucatan (Links) und Honduras (Mitte). Dahinter befindet sich die für Tropische Wirbelstürme typische Spiralstruktur. Näher am Sturm ist zu sehen, dass das Auge fast vollständig von sich im oberen Bereich ausbreitenden Wolkenschirmen der Gewitterwolken verdeckt ist. In diesen besonders hoch reichenden Aufwinden, die auch als Hot Tower bezeichnet werden, wird Energie frei gesetzt, die den Wirbelsturm verstärkt. Und in der Tat befand sich Ian in einer Phase der Intensivierung, nur zwei Stunden nach der Aufnahme erreichte der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von rund 160 km/h die Kategorie 2. Eine Nahaufnahme eines Hot Towers zeigt, dass die umgebende Wolkenoberseite deutlich überragt wird.
Der Sturm verstärkte sich weiter und erreichte Kuba in der Nacht auf den 27. September als Sturm der Kategorie 3 mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 205 km/h. Fünf Menschen kamen in Kuba ums Leben und der Sturm richtete einen Schaden von rund 200 Millionen Dollar an. Zwar schwächte sich Ian nach dem Landfall etwas ab, blieb jedoch ein Sturm der Kategorie 3, bis er Kuba nach Norden verließ und in den Golf von Mexiko zog.
Im Golf von Mexiko fand der nächste Überflug der ISS am 27. September statt. Das Auge ist nun deutlicher ausgeprägt, außerdem ist zu erkennen, dass die Wolken in der Eyewall, dem stärksten Bereich des Sturms, direkt um das Auge herum am höchsten reichen. Auch ein Hot Tower ist erneut zu sehen, der die Wolken der Eyewall nochmal überragt. Im Golf von Mexiko steht dem Sturm viel Energie durch den warmen Ozean zur Verfügung, weshalb sich Ian erneut verstärkt. Im zweiten Bild von diesem Tag ist sogar schon die Küste der USA zu sehen.
In den Bildern des Überflugs vom 28. September fällt auf, dass das Auge des Hurrikans nun deutlich größer ist als zuvor. Das liegt darin begründet, dass in der Nacht ein sog. Eywall Replacement Cycle stattfand. Dabei bilden die zunächst äußeren Regenbänder einen zweiten Ring – eine zweite Eyewall – um das Zentrum des Sturms. Der ursprünglichen Eyewall fehlt der Nachschub an Feuchtigkeit und Drehimpuls, sie löst sich schließlich auf und wird durch die äußere Eyewall ersetzt. Dabei wird das Windfeld des Wirbelsturms deutlich größer, und zunächst auch schwächer. Bei Ian hatte sich der Eywall Replacement Cycle jedoch schon vollständig vollzogen und der Sturm hatte sich auf seine maximale Intensität verstärkt, was mit dem deutlich größeren Durchmesser der Eyewall verbreitet zu schweren Schäden führte. So erreichte Ian mittlere Windgeschwindigkeiten von 248 km/h und damit den oberen Rand der Kategorie 4. Genau während des Überflugs der ISS erreichte das Auge des Sturms die Küste Floridas. Dabei war jedoch nicht allein der Wind für die verheerenden Schäden verantwortlich. Da Ian ein ungewöhnlich großer und zugleich langsam ziehender Hurrikan war, wurde die Sturmflut besonders intensiv. Sie richtete mit die meisten Schäden an und ist der Grund für viele Todesfälle. Insgesamt starben in Florida 126 Menschen durch den Sturm, was Ian zum tödlichsten Hurrikan im Bundesstaat Florida seit 1935 macht.
In den Bildern zieht sich ein Wolkenband vom Hurrikan nordostwärts entlang der Küste der USA und Kanada bis südlich von Grönland (Bild 07 zeigt das Wolkenband über Nova Scotia und Neufundland). Ein solcher polwärts gerichteter Strom aus Luft ist typisch für Tropische Wirbelstürme. Die Luft steigt im Hurrikan auf und breitet sich dann in großer Höhe aus. In diesem Fall fand ein Zusammenspiel mit einer lang gestreckten Kaltfront statt, denn so konnte die ursprünglich tropische Luft mit dem Jetstream entlang der Kaltfront nach Nordosten strömen.
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Copyright Titelbild und Foto: NASA/ KEPLER ISS
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