ISS: Marine Stratocumulus-Wolken

Am 14. März 2025 überquerte die Internationale Raumstation ISS den Pazifik. Vor der Westküste Südamerikas beobachteten die Astronauten eine besonders spannende Wolkenart – marine Stratocumulus-Wolken. Dabei handelt es sich um eine tief liegende Wolkenform (Wolkenunterseite etwa 900–1300 Meter über dem Meer), die typischerweise vor den Westküsten großer Kontinente auftritt. In einem Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der NASA und den Universitäten Bonn und Bochum werden hier von Zeit zu Zeit interessante ISS-Fotos und Videos vorgestellt.



 

Ablandige Winde und die Corioliskraft bewirken, dass oberflächennahes Wasser von der Küste weg nach Westen abtransportiert wird. Als Ausgleich steigt kaltes Tiefenwasser aus der Tiefe auf – ein Prozess, der als Upwelling bezeichnet wird – und kühlt die darüberliegende Luft ab. Es entsteht eine stabile Luftschichtung mit wärmerer Luft in der Höhe und kühler, feuchter Luft direkt über der Meeresoberfläche. Diese durchmischte, kühlere Luftschicht reicht etwa bis in 800 bis 1300 Meter Höhe.

Wird diese Schicht beispielsweise durch Sonneneinstrahlung lokal erwärmt, steigt die Luft auf – allerdings nur bis zur sogenannten Inversion, der Temperaturgrenze, an der die Atmosphäre wieder wärmer wird. Dort kondensiert der Wasserdampf, und es bilden sich Stratocumulus-Wolken.

Diese Wolken organisieren sich häufig in Zellstrukturen, die entweder geschlossen oder offen sein können: Geschlossene Zellen erzeugen eine dichte, nahezu durchgehende Wolkendecke, während offene Zellen wolkenfreie Bereiche zwischen den Zellrändern aufweisen. Aus Sicht der ISS waren in diesem Fall offene Zellen zu beobachten – die netzartige Struktur mit ihren klar umrissenen Lücken war dabei besonders eindrucksvoll.

Vor allem geschlossene Zellen reflektieren das Sonnenlicht sehr effizient zurück ins All und besitzen daher eine kühlende Wirkung auf das Klima. Da marine Stratocumulus-Wolken rund 20 % der tropischen und subtropischen Ozeanflächen bedecken, zählen sie zu den wichtigsten Wolkentypen für den globalen Strahlungshaushalt.

In Klimamodellen spielen sie daher eine zentrale Rolle. Allerdings ist noch nicht abschließend geklärt, wie sich Häufigkeit, Ausdehnung und Struktur dieser Wolkenarten im Zuge des Klimawandels verändern werden – insbesondere das Verhältnis von offenen zu geschlossenen Zellen bleibt ein aktives Forschungsfeld.

 

Flugbahn der ISS vor Chile am 14.03.2025, Quelle: Columbus Eye

 

 

 

Copyright Titelbild und Fotos: NASA/ KEPLER ISS

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