Juli: erst Sommer, dann Herbst
Nach der warmen bis heißen ersten Monatshälfte setzten sich atlantische Tiefdruckgebiete durch, deren Ausläufer nicht nur häufig Regen, sondern auch deutlich kühlere Luft nach Mitteleuropa lenkten. Damit wurden die deutlichen Temperaturüberschüsse in vielen Regionen ausgeglichen, in der Südosthälfte Deutschland blieben noch leichte Wärmeüberschüsse übrig. Beim Niederschlag gab es ein krasses West-Ost-Gefälle mit einer verbreitet sehr nassen Westhälfte und einem sehr trockenen Osten. Mehrfach stellten sich Unwetterlagen ein, unter anderem am 11./12, am 21., 26. und 29. Juli. Die Sonne schien in den meisten Gebieten etwas seltener als im Mittel.
Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lag der Juli 2023 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes in der Südosthälfte des Landes meist 0,5 bis 1,5 Grad über den Mittelwerten, sonst lagen die Temperaturen meist im Bereich der Mittelwerte, in Norddeutschland gebietsweise etwa 0,5 Grad darunter. Die höchste Temperatur des Monats wurde am 15. Juli mit 38,8 Grad in Möhrendorf-Kleinseebach, 22 km nördlich von Nürnberg, gemessen. Die nächtlichen Tiefstwerte lagen gebietsweise über 20 Grad. Ab einem Tiefstwert von 20,0 Grad und darüber spricht man von einer Tropennacht. Deutlich angenehmer wurden die Nächte in den letzten zehn Tagen des Monats, als auch die Höchstwerte zum Teil unter der 20-Grad-Marke verblieben.
Das Deutschlandmittel lag im Juni 2023 bei 18,7 Grad und damit im oberen Mittelfeld der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. An erster Stelle liegt der Juli 2006, als während des „Sommermärchens“ (Fußball-WM der Männer in Deutschland) eine Juli-Temperatur von 22,0 Grad gemessen wurde. Die Temperaturen lagen im Juli 2023 im Flächenmittel 0,4 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2010 und sogar 1,8 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990.
In der Westhälfte des Landes war der Juli 2023 deutlich nasser als im langjährigen Mittel, im Nordwesten fiel örtlich sogar mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Menge. In Emden kamen 187,8 Liter pro Quadratmeter zusammen, was 231 Prozent des Mittels der Jahre 1991 bis 2020 entspricht. Damit endete die zuvor herrschende starke Trockenheit im Norden und Südwesten Deutschlands. Gleichzeitig blieb der Osten verbreitet sehr trocken. In Hof kamen gerade 43,9 Liter pro Quadratmeter zusammen, entsprechend 51 Prozent des Mittels.
🔴 Update: Kein #Tornado in #Asweiler, #Saarland am 11.07.2023. Aufgrund von Videos und der Analyse kann trotz der kurzen Ereignisdauer und kompakten Schneise von Gewitterfallböen als Ursache für die teils schweren Schäden ausgegangen werden.
— Tornadomap.org (@tornadomap_org) July 13, 2023
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Mindestens 10 Tornados wurden im Juli 2023 in Deutschland registriert, dazu kommen mehr als 40 Tornadoverdachtsfälle. Die Untersuchungen zu zahlreichen Fällen dauern derzeit noch an. Anders als zunächst von den meisten Medien verkündet, richtete am 11.07. kein Tornado, sondern ein so genannter Downburst (Gewitterfallböen) massive Schäden in dem Ort Asweiler im Saarland an.
Die Sonne hielt sich in den meisten Landesteilen etwas zurück. In Schwerin wurden mit 187,2 Sonnenstunden gerade mal 82 Prozent des Mittelwertes registriert. Am sonnigsten war es noch in Sachsen, wo im Erzgebirge bis etwa 20 Prozent mehr Sonnenschein auftrat.
Titelbild: Achim Otto
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