Katastrophale Hurrikansaison 2022

Die nordatlantische Hurrikansaison 2022 blieb entgegen vielen Prognosen deutlich hinter den beiden Vorjahren zurück und fiel in etwa durchschnittlich aus. Mit FIONA und IAN richteten dennoch gleich zwei starke Hurrikane zum Teil katastrophale Schäden in der Karibik und Florida sowie in der kanadischen Provinz Nova Scotia an. Einer der teuersten Hurrikane der US-Geschichte war IAN, der am 28. September auf die Westküste Floridas um die Stadt Fort Myers traf. Insgesamt wurden bisher 14 Tropische Stürme registriert, von denen sich 8 zu einem Hurrikan verstärkten. Davon erreichten 2 die Stufe 3 oder mehr auf der Saffir-Simpson-Hurrikanskala. Im langjährigen Mittel werden 11 Stürme beobachtet, davon 6 Hurrikane, von denen 2 bis 3 zu starken Hurrikanen werden. Mit BONNIE und JULIA überlebten gleich zwei Stürme den Landgang in Zentralamerika und behielten ihre Namen auf dem Ostpazifik bei.



© by NHC. Die Karte zeigt die Zugbahnen aller Atlantikstürme im Jahre 2022 bis Ende November.

Wie schon in den Vorjahren startete die Hurrikansaison wieder früh mit den ersten drei Stürmen im Juni und Anfang Juli. Dabei verstärkte sich gleich der erste Sturm fast zu einem Hurrikan. Während der Entstehung des Sturms ALEX gab es auf der Insel Kuba und im Süden Floridas größere Überschwemmungen durch starke Regenfälle mit Regensummen bis etwa 300 Liter pro Quadratmeter. Anfang Juli traten durch BONNIE Überschwemmungen mit Erdrutschen in Nicaragua und Costa Rica auf. Kurios war die Geschichte des schwachen Sturms COLIN, der mit Zentrum über Land im Küstenbereich der US-Bundesstaaten Georgia und South Carolina entstand und die Küste entlang bis nach North Carolina zog, sich hier aber auflöste.

© by NASA. Hurrikan DANIELLE am 07.09.2022 (Quelle: NASA)

Nach den ersten drei Stürmen stellte sich eine wochenlange Pause ein. So blieb der August zum ersten Mal seit Jahrzehnten komplett sturmfrei. Davor wurden zuletzt im August 1997 und im August 1941 keine Stürme auf dem Nordatlantik registriert. Nach der 60tägigen Pause der atlantischen Hurrikansaison kam die Hurrikanaktivität Anfang September abrupt in Schwung. Am 01. September entstand der Hurrikan DANIELLE und nur zwei Tage später der Hurrikan EARL. DANIELLE war der erste Hurrikan der Saison – so spät bildete sich der erste Hurrikan zuletzt im Jahre 2013. Beide Hurrikane beeinflussten kein Land.

© by NASA. Hurrikan FIONA am 22.09.2022 (Quelle: NASA)

Am 14. September entstand der Sturm FIONA in der östlichen Karibik. Er verstärkte sich zu einem Hurrikan, der den Südwesten der Insel Puerto Rico und den Osten der Dominikanischen Republik überquerte und hier große Schäden anrichtete. Auf Puerto Rico löste FIONA einen inselweiten Stromausfall aus. Im weiteren Verlauf streifte er die Turks and Caicos Islands im äußersten Südosten der Bahamas als erster starker Hurrikan des Jahres, der einen Tag später sogar die Kategorie 4 auf der fünfteiligen Hurrikanskala erreichte. Am 23. September traf FIONA auf die kanadische Atlantikprovinz Nova Scotia, wo es ebenfalls erhebliche Schäden gab. Dabei wandelte sich der Hurrikan in ein außertropisches Orkantief um.

Westlich der Azoren bildete sich am 20. September der Sturm GASTON, der wenige Tage später den westlichen und zentralen Inseln starke Regenfälle brachte. Nur drei Tage danach entstand mit HERMINE einer der östlichsten Stürme seit Aufzeichnungsbeginn. Er blieb recht schwach zwischen den Kapverden und den Kanaren, durch heftige Regenfälle wurden auf den Kanaren Überschwemmungen ausgelöst.

Hurrikan IAN am 28.09.2022 (Quelle: NASA/ KEPLER ISS)

 Der herausragende Hurrikan des Jahres war IAN, der am 23. September in der westlichen Karibik entstand und unter extrem günstigen Bedingungen rasch stärker wurde. Als Hurrikan der Kategorie 3 überquerte er den Westen der Insel Kuba, wo schwere Schäden auftraten. Zeitweise gab es einen inselweiten Stromausfall. Danach verstärkte sich IAN auf dem sehr warmen Wasser im Südosten des Golfs von Mexiko weiter und zog nach Norden bis Nordnordosten. Nach den meisten Modellvorhersagen sollte der Hurrikan in die Region um Tampa an der Westküste Floridas ziehen, tatsächlich drehte er aber etwas weiter nach Osten ein und traf am 28. September als Hurrikan am oberen Ende der zweithöchsten Kategorie 4 auf Fort Myers (ca. 200 Kilometer südlich von Tampa) und weitere Städte in der dicht bevölkerten Region mit zahlreichen Hotels. Besonders die vorgelagerten Inseln Estero Island mit der Stadt Fort Myers Beach und Pine Island wurden nahezu komplett verwüstet. Über Florida schwächte sich IAN deutlich ab, traf danach aber noch als Hurrikan der Kategorie 1 mit starken Regenfällen auf die Küste von South Carolian an der Ostküste der USA. Allein in Florida kamen mehr als 130 Menschen ums Leben, weitere Tote wurden aus South Carolina und Kuba gemeldet.

Die nächsten beiden Tropischen Depressionen (tropische Tiefs) konnten sich in der letzten Septemberwoche nicht zu Tropenstürmen entwickeln. Es folgte der Sturm JULIA, der am 07. Oktober direkt an der kolumbianischen Küste entstand und sich danach im äußersten Südwesten der Karibik zu einem Hurrikan verstärkte. Am 09. Oktober traf JULIA auf die Küste von Nicaragua und zog dann als zweiter noch intakter Sturm der Saison auf den Ostpazifik. Dass gleich zwei Stürme in einem Jahr die Landüberquerung in Zentralamerika als Sturm überstehen, kam zuletzt im Jahre 1996 vor. Durch Julia kamen in Kolumbien und Nicaragua Dutzende Menschen bei Überschwemmunegn und Erdrutschen ums Leben. Am 11. Oktober bildete sich in der Bay of Campeche, dem südlichsten Teil des Golfs von Mexiko, der Sturm KARL, der schwach blieb und zum 15. Oktober unter Abschwächung auf die mexikanische Küste traf. Er löste allerdings vor allem in den Bundesstaaten Tabasco und Chiapas heftige Regenfälle mit Überschwemmungen aus, nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fielen in Pichucalco mehr als 340 Liter und in Camoapa mehr als 380 Liter Regen pro Quadratmeter.

Große Schäden richtete der Hurrikan NICOLE am 10. November an der Ostküste Floridas an. NICOLE entstand am 07. November als Subtropischer Sturm mit nicht rein tropischen Eigenschaften im Bereich östlich der Bahamas. Der Sturm wandelte sich in einen Tropensturm um und traf am 09. Novemebr auf Great Abaco Island. Unter weiterer Verstärkung zu einem Hurrikan zog NICOLE nach Westen bis Südwesten und traf am 10. November bei Vero Beach auf die Küste Floridas. Über Land schwächte sich der Sturm ab, Für wenige Stunden überquerte er den äußersten Nordosten des Golfs von Mexiko im Bereich nördlich von Tampa, bevor er den Nordwesten Floridas erreichte. In der Region um Daytona Beach richteten meterhohe Wellen große Schäden an und zahlreiche Häuser direkt an der Küste wurden zerstört. NICOLE war nach 1935 und 1985 (Kate) erst der dritte November-Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen, der auf Florida traf.

Damit fiel die Hurrikansaison 2022 im Vergleich zu der aktiven Periode 1991 bis 2020 in etwa durchschnittlich aus. Ursprünglich waren deutlich mehr Stürme und Hurrikane als im Mittel erwartet worden. Dies gilt für nahezu sämtliche Vorhersagen. In weiten Strecken waren allerdings die Windverhältnisse in größeren Höhen ungünstig. Damit war die Scherung – der Windunterschied zwischen dem Boden und der Höhe – deutlich größer, während auch die Wassertemperaturen niedriger waren als angenommen.

Es folgt eine Übersicht mit allen Tropischen Depressionen, Tropischen Stürmen und Hurrikanen der nordatlantischen Hurrikansaison 2022:

Nr.

TS/H

Name

Kat.

Zeit

Wind

Druck

Landfall

Tote

Schäden
1

T.S.

ALEX

05.06.-06.06.

110 

984 

Kuba, Florida

4

n.bek.
2

T.S.

BONNIE

01.07.-02.07.

85 

997 

Nicaragua, Costa Rica

4

n.bek.
3

T.S.

COLIN

02.07.-03.07.

65 

1011 

Georgia, South Carolina

1

n.bek.
5

H

DANIELLE

1

01.09.-08.09.

150 

972 

0

6

H

EARL

2

03.09.-10.09.

165 

954 

Bermuda

0

n.bek.
7

H

FIONA

4

14.09.-24.09.

215 

932 

Guadeloupe, Puerto Rico, Dom-Rep., Nova Scotia

22

n.bek.
8

T,S.

GASTON

20.09.-26.09.

100 

995 

Azoren

n.bek.

n.bek.
9

T.S.

HERMINE

23.09.-25.09.

65 

1002 

(Kanaren)

33

ca. 10 Mio. US-Dollar
10

H

IAN

4

23.09.-30.09.

250 

936 

Kuba, Florida, South Carolina

>130

> 50 Mrd. US-Dollar
11

T.D.

No.11

28.09.-29.09.

55 

1008 

0

12

T.D.

No.12

04.10.-07.10.

55 

1006 

0

13

H

JULIA

1

07.10.-09.10.

140 

982 

Kolumbien, Nicaragua

47

n.bek.
14

T.S.

KARL

11.10.-15.10.

95 

998 

Mexiko

3

n.bek.
15

H

LISA

1

31.10.-05.11.

140 

987 

Belze

0

n.bek.
16

H

MARTIN

1

31.10.-05.11.

140 

960 

0

17

H

NICOLE

1

07.11.-11.11.

120 

980 

Florida

11

>500 Mio. US-Dollar

(Alle Angaben ohne Gewähr; T.D. = Tropische Depression / hat keine Sturmstärke erreicht, T.S. = Tropischer Sturm; Kategorie nach der Saffir-Simpson-Skala, maximaler Mittelwind in km/h, Druck = tiefster festgestellter Luftdruck im Zentrum in Hektopascal). Das fehlende System Nr. 4 konnte sich vom 19. bis zum 21. August im Westteil des Golfs von Mexiko nicht zu einer Depression oder einem Sturm entwickeln.

Titelbild: NASA/ KEPLER ISS

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert