Erneut schlimme Hurrikansaison?

Nach zwei Jahren mit extrem vielen Stürmen auf dem Nordatlantik wurden mit Spannung die Vorhersagen der Experten für die Hurrikansaison 2022 erwartet. Insgesamt wurden in den beiden Jahren 2020 und 2021 zusammen 51 Tropische Stürme registriert, von denen sich 20 zu Hurrikanen verstärkten. Allein im Rekordjahr 2020 wurden 30 Stürme beobachtet. Hauptauslöser war das Kaltwasserphänomen La Niña, durch das sich indirekt günstige Windverhältnisse auf dem Nordatlantik einstellten. Wie geht es nun weiter, folgt ein weiteres, sehr aktives Jahr? Dies kann gut sein, da einige Forscher auch für 2022 keine ungünstigen Bedingungen durch das Warmwasserphänomen El Niño erwarten.

 

Hurrikan IDA am 02.09.2021 (Quelle: NASA/ KEPLER ISS)

Das Team um den Meteorologen Phil Klotzbach von der Colorado State University in den USA befasst sich bereits seit fast 40 Jahren mit der Vorhersage der Hurrikansaison. Die Experten rechnen für diese Jahr mit 19 Stürmen, von denen sich 9 zu Hurrikane mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 120 km/h und mehr verstärken sollen, davon 4 starke Hurrikane mit Windgeschwindigkeiten von 185 km/h und mehr. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein starker Hurrikan auf die Küsten der USA trifft, gibt Phil Klotzbach mit 71 Prozent an.

Im langjährigen Mittel treten 14 Stürme auf, davon 7 Hurrikane. Wenn es so kommt wie vorhergesagt, ist es bereits das 7. Jahr in Folge mit überdurchschnittlich vielen Stürmen.

Die Hurrikansaison auf dem Nordatlantik startet offiziell am 01. Juni und dauert bis Ende November. Manchmal bilden sich auch im Dezember noch Stürme und in den vergangenen Jahren ging der Trend immer mehr zu ersten Tropenstürmen bereits im Mai. Dies gab es unter anderem in den 7 vergangenen Jahren.

Vor allem zwei Faktoren stützen die Prognose des Teams um Klotzbach: Derzeit gibt es keinerlei Anzeichen für eine Rückkehr von El Niño, dem Warmwasserphänomen im tropischen Pazifik. Tritt El Niño auf, steigen über dem Ostpazifik vermehrt Luftmassen auf und strömen in größeren Hohen auseinander. Damit entsteht in der Höhe über dem Atlantik eine westliche Strömung. Entstehende Stürme, die von Ist nach West über den Atlantik ziehen, bekommen durch die Windunterschieden – man spricht von Windscherung – sozusagen Schieflage oder bilden sich erst gar nicht. Zusätzlich zu einem mutmaßlich ausbleibenden El Niño ist das Ozeanwasser im subtropischen Atlantik deutlich wärmer als im Mittel, was hier die Sturmentstehung fördern könnte.

Zwar ist mit der Abschätzung für die gesamte Hurrikansaison keine konkrete Vorhersage für einen Ort oder eine Region möglich und es lässt sich nicht sagen, wann welcher Sturm entsteht, aber Versicherungen und der Katastrophenschutz können sich auf die drohende Sturmsaison vorbereiten. Im Mai folgt auch die Prognose des US-Wetterdienstes

Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Zahl der beobachteten tropischen und subtropischen Wirbelstürme auf dem Nordatlantik deutlich zugenommen. Über die Gründe lässt sich sicherlich spekulieren, einerseits werden vor allem subtropische Stürme mit nicht nur tropischen Eigenschaften besser erfasst, andererseits befinden wir uns seit gut 25 Jahren in einer aktiveren Phase. Dazu kommt noch der Einfluss der Klimaerwärmung.



Üblicherweise werden in der Meteorologie 30jährige Mittelwerte herangezogen, das waren lange Zeit die Jahre 1961 bis 1990 mit durchschnittlich 10 Stürmen, von denen etwa die Hälfte zu Hurrikanen wurden. Im Zeitraum 1981 bis 2010 waren es schon 12 Stürme, davon 6 in Hurrikanstärke und wiederum davon 3 starke Hurrikane mit Windgeschwindigkeiten von mindestens 180 km/h. Mit dem Ende des vergangenen Jahrzehnts werden nun die Mittelwerte der Jahre 1991 bis 2020 verwendet. Die sturmarmen 1980er Jahre sind damit herausgefallen und unter anderem das Rekordjahr 2020 dazugekommen. Im 30jährigen Mittel gab es damit 14 Stürme, davon 7 Hurrikane und 3 starke Hurrikane ab der Kategorie 3 auf der fünfteiligen Skala.

Damit würden die Mittelwerte den veränderten Verhältnissen angepasst. Sprach man z.B. bei 15 Stürmen vor einiger Zeit noch von einer überdurchschnittlichen Hurrikansaison, so liegt diese Zahl tatsächlich inzwischen im Bereich des Mittels. Die Grafik macht noch einmal den Unterschied zwischen dem Zeitraum 1981-2010 und der Zeit von 1991 bis 2020 deutlich. Die Anzahl der starken Hurrikane hat sich dagegen nicht verändert. Nach Angaben des US-Wetterdienstes NOAA ist der Anstieg einerseits auf die verbesserten Beobachtungsmöglichkeiten mit neueren Satellitengenerationen zurückzuführen, andererseits auch durch den Einfluss der Klimaerwärmung mit steigenden Wassertemperaturen.

Nichts verändert hat sich im zentralen und östlichen Pazifik. Im Mittel der Jahre 1991 bis 2020 traten im Bereich des Ostpazifiks 15 Stürme auf, von denen 8 zu Hurrikanen 6, davon wiederum 4 starke Hurrikane. Der zentrale Pazifik zwischen 140 Grad westlicher Länge bringt im Mittel 4 Stürme hervor, davon 3 Hurrikane und davon 2 starke Hurrikane.

Die offizielle Hurrikansaison auf dem Nordatlantik dauert von Anfang Juni bis Ende November. Wie bereits im Vorjahr starten in diesem Jahr die Ausblicke für die aktuelle Lage bereits am 15. Mai mit sechsstündigen Updates.

Titelbild: Hurrikan LARRY am 05.09.2021 (Quelle: Tropical Tidbits)

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