Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Mit Böen bis Orkanstärke überquerte in der Nacht zum Donnerstag und tagsüber am Donnerstag das Sturmfeld des Orkantiefs YLENIA vor allem den Norden und die Mitte Deutschlands. Mehrere Menschen kamen ums Leben und verbreitet entstanden Schäden, vor allem durch umgestürzte Bäume. Zahlreiche Straßen sind immer noch gesperrt, da droht schon das nächste Unwetter. Denn vom Atlantik rast ein neues Orkantief mit dem Namen ZEYNEP über Irland und England hinweg zur Nordsee und weiter über Dänemark und Südschweden zum Baltikum. Sein Sturmfeld erfasst vor allem die Nordhälfte Deutschlands mit Böen von 90 bis 120 km/h, an den Küsten auch darüber, an der Nordsee örtlich mit Orkanböen bis über 140 km/h. Auch die Sturmflutgefahr nimmt erneut zu, und das fast genau 60 Jahre nach der Sturmflutkatastrophe am 16./17. Februar 1962 in Hamburg.




Am Südrand des Orkantiefs YLENIA traten in der Nacht zum Donnerstag sowie tagsüber am Donnerstag im Norden und in der Mitte Deutschlands vielerorts orkanartige Böen und sogar Orkanböen (ab 118 km/h) auf. Die stärkste Böe wurde – wie so oft bei solchen Sturmlagen – auf dem Brocken im Harz mit 152 km/h gemessen. Auf dem Kahlen Asten im Sauerland wurde eine Böe von 133 km/h registriert, Orkanböen gab es aber auch im Tiefland, so in Angermünde (Brandenburg) mit 125 km/h und in Arnsberg (NRW) mit 123 km/h. Der Berliner Flughafen BER meldete am Donnerstagvormittag Böen bis 113 km/h.

Die Böen zwischen 1 und 7 Uhr am Donnerstag:

Die Aufnahme entstand auf einer Hafenfähre im Hamburger Hafen, mehrere Menschen wurden durch die Welle leicht verletzt.

Nun zum neuen Orkantief ZEYNEP:

Wetterlage Donnerstag bis Sonntag (L für Tief), Quelle: Tropical Tidbits

Mit recht hoher Geschwindigkeit zieht das Tief ZEYNEP vom Atlantik heran und verstärkt sich dabei zu einem Orkantief, das rasch weiter in Richtung Baltikum abzieht. Ein kleines Sturmtief folgt nach dem ICON-Modell am Samstagabend und in der Nacht zum Sonntag auf etwas südlicherer Bahn.

Erwartete Windböen am späten Freitagnachmittag aus dem ICON-EU-Modell, Quelle: Wetterauwetter

Im Laufe des Nachmittags erfasst das Sturmfeld bereits den Nordwesten und Westen Deutschlands. Mit dem Durchzug der Kaltfront des Tiefs ZEYNEP können teils schwere Sturmböen bis über 90 km/h auftreten. In den Niederladen sind bereits Orkanböen bis über 120 km/h möglich. Extreme Windscherung (Windunterschiede mit der Höhe) treten in der untersten Schicht der Atmosphäre auf und lassen die Tornadogefahr etwas ansteigen.

Erwartete Windböen am Freitagabend aus dem ICON-EU-Modell, Quelle: Wetterauwetter

Bis zum Abend kommt die Kaltfront mit ersten, teils schweren Sturmböen recht rasch weiter nach Osten voran. Das Hauptsturmfeld des Tiefs greift von den Niederlanden her auf den Nordwesten Deutschlands über mit schweren Sturmböen, örtlich auch orkanartigen Böen. In den Niederlanden sind Orkanböen bis über 140 km/h möglich.

Erwartete Windböen in der Nacht zum Samstag aus dem ICON-EU-Modell, Quelle: Wetterauwetter

Mit der raschen Verlagerung des Tiefzentrums weitet sich auch das Sturmfeld rasch nach Osten aus. An der ostfriesischen Küste und im Bereich der Elbmündung sind durchaus Böen bis über 140 km/h zu erwarten. Andere Modelle setzen den Wind nicht ganz so heftig an, berechnen aber auch Böen bis Orkanstärke. Im gesamten norddeutschen Binnenland muss mit schweren Sturmböen, teils auch mit orkanartigen Böen um 110 km/h gerechnet werden. Auch an der Ostsee können erste Orkanböen auftreten.

Erwartete Windböen am frühen Samstagmorgen aus dem ICON-EU-Modell, Quelle: Wetterauwetter

Bis zum Samstagmorgen lässt der Wind an der deutschen Nordseeküste bereits deutlich nach, während an der Ostseeküste Böen bis Orkanstärke auftreten. Im Binnenland von Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern und Teilen Brandenburgs muss mit schweren Sturmböen bis über 100 km/h, örtlich auch mit orkanartigen Böen bis etwa 115 km/h gerechnet werden, auch vereinzelte Orkanböen sind hier denkbar. Tagsüber am Samstag lässt der Wind auch im Nordosten allmählich wieder nach.

Nur wenige Tage nach dem Vollmond (Mittwochabend) besteht erneut Sturmflutgefahr an der gesamten deutschen Nordseeküste sowie in Bremen und Hamburg. Für eine genaue Warnung ist es noch zu früh, in der Nacht zum Samstag und in den Frühstunden am Samstag kann sich eine Sturmflut mit Wasserständen von 1,5 bis 2,5 Meter über dem mittleren Tidehochwasser einstellen, vor allem in Bremen und Hamburg ist je nach Andauer und genauer Richtung des Sturms auch eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von mehr als 2,5 Metern möglich.

Sturmflutkatastrophe am 16./17.02.1962 in Hamburg, Foto: Walter Wagner

Auch vor 60 Jahren trafen Vollmond und Sturm zusammen, es kam zu der schlimmen Sturmflutkatastrophe in Hamburg am 16./17. Februar 1962.

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert