Nassester April seit 15 Jahren

Nach vielen, zum Teil deutlich zu trockenen Frühlingsmonaten war zum ersten Mal seit 15 Jahren ein April wieder nasser als im langjährigen Mittel. Der April 2023 fiel fast im ganzen Land nasser, kühler und grauer aus als im Durchschnitt. An keiner einzigen offiziellen Wetterstation wurde im April ein Sommermonat mit 25,0 Grad oder mehr registriert.



Temperaturen im April 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, https://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lag der April 2023 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes meist 1 bis 2 Grad unter den Mittelwerten, mit den größten negativen Abweichungen im Südosten des Landes. Im äußersten Nordwesten war es dagegen kaum kühler als im Durchschnitt, auf der Insel Helgoland sogar etwas wärmer. Dabei begaben sich die Temperaturen im zurückliegenden Monat geradezu auf Achterbahnfahrt. Die tiefste Temperatur wurde am 05. April mit -8.8 Grad in Carlsfeld im Erzgebirge gemessen. Deutlich wärmer war es unter anderem in der Zeit vom 21. bis zum 23.; der höchste Wert des Monats wurde am 22. in Nienburg (Niedersachsen) und Jena (Thüringen) gemessen, mit jeweils 24,6 Grad wurde an beiden Wetterstationen ein so genannter Sommertag nur knapp verfehlt. Ein April ohne Sommertag wurde in Deutschland zuletzt im Jahre 2008 verzeichnet.

Temperaturen im April seit 1881, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Das Deutschlandmittel lag im April 2023 bei 7,5 Grad und damit im unteren Mittelfeld der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. Die Temperaturen entsprachen im Flächenmittel in etwa dem Aprilmittel der Jahre 1961 bis 1990, lagen aber im Schnitt 1,4 Grad unter dem Mittel der wärmeren Periode 1991 bis 2020.

Niederschläge im April 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Der April 2023 war in weiten Landesteilen deutlich nasser als im Mittel, örtlich fiel sogar mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Regenmengen, so in Trier mit 98,6 Liter pro Quadratmeter (223 Prozent vom Mittel) und in Schleswig mit 83,4 Liter (202 Prozent). Trockener als im Mittel war es gebietsweise von Ostwestfalen und dem südöstlichen Niedersachsen bis nach Mecklenburg-Vorpommern. In Rostock kamen gerade einmal 23,9 Liter zusammen, entsprechend 70 Prozent des Mittelwertes. Und mancherorts wurden an der Ostseeküste nicht einmal 20 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Besonders schwere Gewitter traten am Abend des 23. April im südlichen Bayern auf, sie waren sehr blitzreich und mit Starkregen und auch Hagel verbunden. Kurz vor Monatsende zog das Tief „Vasco“ über Norddeutschland hinweg. Es brachte in einigen Regionen kräftigen Regen, besonders im Schwarzwald und im Allgäu kamen größere Regenmengen zusammen. So wurden an der Wetterstation Oberstdorf-Rohrmoos im Allgäu innerhalb von 24 Stunden 66,1 Liter pro Quadratmeter gemessen – deutschlandweit die höchste Tagesmenge im April 2023. Kurz hinter der Grenze kamen im österreichischen Hinterhornbach sogar 78 Liter zusammen. Das Tief lenkte zudem feuchtwarme und damit leicht schwüle Luft in den Südwesten Deutschlands und weiter bis in die Landesmitte. Am Nachmittag bildeten sich in der Südwesthälfte einige Gewitter, darunter eine so genannte Superzelle mit beständig rotierendem Aufwindbereich, die mit Sturm und Starkregen vom Ahrtal bis zur Ostalb in Baden-Württemberg zog. Südlich der Mainzer Innenstadt richtete vermutlich ein Tornado größere Schäden an.

Sonnenschein im April 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Die Sonne schien im April 2023 verbreitet seltener als im langjährigen Mittel, im Süden wurden gebietsweise weniger als zwei Drittel der durchschnittlichen Sonnenstunden registriert. In Augsburg reichte es lediglich für 110,3 Stunden, entsprechend 59 Prozent. Sonniger als im Mittel war es dagegen im äußersten Nordwesten und Norden; in Schleswig waren es 230,6 Sonnenstunden und damit 24 Prozent mehr als im Mittel der Jahre 1991bis 2020.

Titelbild: Achim Otto

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