Sonnensturm und Polarlichtchancen

Ein starker Sonnensturm hat sich am Donnerstag (28.10.2021) ereignet. Da sich die auslösende Sonnenfleckengruppe etwa in der Mitte der sichtbaren Sonnenscheibe befindet, ist die ausgeworfene Teilchenwolke erdgerichtet. Ein bis drei Tage dauert es normalerweise, bis eine solche Teilchenwolke auf das Erdmagnetfeld trifft, wahrscheinlich erreicht sie in diesem Fall im Laufe des Samstags die Erde. Damit steigen die Chancen auf gut sichtbare Polarlichter in den Mittleren Breiten zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder deutlich an. Allerdings sind die Wetterbedingungen an diesem Wochenende alles andere als optimal und nur regional könnte sich ein spektakuläres Schauspiel am Nordhimmel entwickeln.




Sonnenflecken mit Nummern, Quelle: SOHO/NOAA

Im Bereich der Fleckengruppe 2887 gab es in den vergangenen Tagen bereits einige Ausbrüche, aber ohne große erdgerichtete Sonnenstürme. Die Gruppe befindet sich auf der südlichen Halbkugel der Sonne.

Die Grafik zeigt den Röntgenstrahlenfluss der Sonne aus minütlichen Satelliten-Daten (GOES). Die logarithmische Energieskala (in Watt/Quadratmeter) reicht je nach Stärke des Ausbruchs von A über B, C und M bis nach X, unterteilt in je 10 Teilstrichen. Sie ist ähnlich aufgebaut wie die Richter-Skala für Erdbeben, ein X1 ist also schon zehnmal so stark wie ein M1. Ab M5.0 spricht man von Major Flare. Am 04. November 2003 ereignete sich der bisher stärkste Ausbruch seit Beginn der Messungen, der vermutlich die Stärke X28 hatte und alle Skalen sprengte. Mit der Stärke X1.0 handelt es sich bei dem aktuellen Ausbruch um einen der stärksten der vergangenen Jahre. Der Ausbruch startete um 15:27 UTC, entsprechend 17:27 Uhr MESZ mit dem Maximum um 15:34 UTC (17:34 Uhr MESZ). Um 16:29 UTC (18:29 Uhr MESZ) sank der Strahlenfluss wieder unter den Wert M1.0.

Sonnensturm am Donnerstagnachmittag, Quelle: SOHO/NOAA

Zu Beginn der Animation ist bereits im rechten oberen Bereich des Bildes ein Ausbruch zu sehen, der aber nicht in Richtung Erde erfolgte. Es folgt der Ausbruch aus der Mitte der sichtbaren Sonnenscheibe, er breitet sich vor allem in südliche Richtung aus, aber auch in nahezu alle anderen Richtungen. Man spricht dann von einem coronalen Massenauswurf.

Nun kommt es noch auf den Zeitpunkt an, zu dem der Sonnensturm auf das Erdmagnetfeld trifft. Genau vorhersagen lässt sich dieser kaum, es sind nur ungefähre Abschätzungen möglich. Danach wird der Sonnensturm am ehesten am Samstagmorgen oder am Sonntagvormittag erwartet mit erhöhter Polarlichtaktivität in der Nacht zum Sonntag.

Wetter und Bewölkung in der Nacht zum Sonntag aus dem ICON-Modell, Quelle: Unwetteralarm

Das Wetter in der Nacht zum Sonntag sieht nicht gerade optimal aus. Atlantische Tiefausläufer ziehen in den kommenden Tagen und Nächten mit vielen Wolken über Mitteleuropa hinweg. Die Nacht zum Sonntag ist damit überwiegend bewölkt, die größten Chancen auf zeitweise klaren Himmel gibt es noch im Osten Deutschlands. Sonst reißt der Himmel eher sporadisch mal auf.

Größere Sonnenflecken können auch von der Erde aus beobachtet werden, aber VORSICHT bei der Beobachtung: Niemals ohne ausreichenden Schutz in die Sonne sehen, auch nicht mit astronomischen Instrumenten! Mehr zu den Polarlichtern auch hier: http://www.naturgewalten.de/aurora.htm und in der Polarlicht-Galerie mit vielen Fotos aus dem deutschsprachigen Raum: http://www.naturgewalten.de/aurorapics.htm

Im Bereich der Sonnenflecken werden in Ausbrüchen mit CMEs (= koronale Massenauswürfe) Teilchen ins All geschleudert. Befinden sich die Flecken etwa in der Sonnenmitte, sind diese Stürme oftmals in Richtung Erde gerichtet. Hier treffen sie nach 1-3 Tagen auf das Erdmagnetfeld, wo sie auf andere Teilchen stoßen, die sie auf ein höheres Energieniveau bringen und dabei zum Leuchten anregen.

Etwa alle 11 Jahre häufen sich die Sonnenflecken, in großen Ausbrüchen werden riesige Mengen an Teilchen ins All geschleudert. Dabei können wir auch in mittleren Breiten ab und zu ein Polarlicht beobachten. Ein Maximum war 1989, ein Doppelmaximum im April 2000 und Ende 2001, das nächste folgte im Jahre 2014, es war aber deutlich schwächer ausgeprägt. Große Ausbrüche treten aber auch noch in den Jahren nach einem Maximum auf. Derzeit befinden wir uns nach einem Sonnenfleckenminimum in wieder zunehmender Sonnenfleckenaktivität.

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




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