Sonntag im Osten Gewittergefahr
Der Sonntag ist in den meisten Regionen Deutschlands ein sommerlicher Tag, allerdings auch mit ein paar Einschränkungen. Denn ganz im Osten des Landes strömt bodennah feuchtwarme Luft ein und in höheren Schichten wirkt sich etwas kältere Luft aus. Die Folge sind einzelne Schauer und Gewitter, die lokal durchaus unwetterartig ausfallen können. Auch in der Nordwesthälfte sind besonders zum Abend einzelne Schauer möglich, vereinzelt auch Gewitter.
Bereits ab den Mittagsstunden entstehen besonders im östlichen Brandenburg und Sachsen, im sächsischen Bergland und im äußersten Osten und Südosten Bayerns einzelne Schauer und Gewitter, die lokal kräftig sein können. Da kaum Höhenwind weht, besteht lokal die Gefahr von Starkregen mit Überflutungen, auch kleiner Hagel ist durchaus möglich. Sturmböen sind eher die Ausnahme, aber die Tornadogefahr ist in diesen Regionen erhöht.
Experimentell wird derzeit das Potenzial für die Entstehung von so genannten Typ-II-Tornados berechnet. Beim Wert 0 besteht fast kein Potential für die Bildung, bei 10 besteht sehr hohes Potential für die Bildung, sollte es zu entsprechenden konvektiven Ereignissen am Vorhersageort kommen. Für Insider ist es zusammengefasst eine Weiterentwicklung des SWI (Szilagyi Waterspout Index), angepasst auf die höhere Auflösung des ICON im Vergleich zum globalen US-Modell. Allerdings bezieht sich der Index nicht nur auf Wasseroberflächentemperaturen, sondern auch auf bodennahe Temperaturen und ist damit auf Landflächen übertragbar. Zusätzlich, wegen der höheren Modellauflösung, werden Bodenkonvergenz und Vorticity sowie konvektive Parameter wie der Temperaturgradient 850-700 hPa berücksichtigt.
Zum Hintergrund und zur Unterscheidung zwischen Typ-I-Tornados und Typ-II-Tornados: Die Zutaten für die Entstehung von Tornados sind weitgehend bekannt. Dazu gehören große Labilität mit ausreichenden Temperaturunterschieden zwischen unten und oben sowie feuchte Luft und bei Tornados, die sich im Bereich von so genannten Mesozyklonen (starke Gewitter mit rotierendem Aufwindbereich) starke Windscherung. Nimmt der Wind mit der Höhe deutlich zu und ändert dabei auch noch seine Richtung, spricht man von starker (vertikaler) Windscherung. Passt alles zusammen, können sich Typ-I-Tornados bilden. Die meisten starken Tornado entstehen im Bereich von Mesozyklonen. Die Gewitterzellen lassen sich mit den Radarbildern verfolgen und auch die Rotation ist dort zu erkennen. Kurzfristig sind sogar Tornadowarnungen durchaus möglich. Die Tornadoforschung hat im Bereich der Typ-I-Tornados in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht.
Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Tornadoentstehung, wenn Labilität und Feuchtigkeit vorhanden sind, aber (nahezu) kein Höhenwind. Bei solchen Wetterlagen ohne Höhenwind bewegen sich die entstehenden Schauer und Gewitter kaum bis gar nicht und die Überflutungsgefahr durch lokale Sturzfluten ist enorm groß. So thermisch ausgelöst können sich auch Tornados bilden, man spricht von Typ-II-Tornados, die bisher kaum vorhergesagt werden konnten.
Zum Abend werden die Schauer und Gewitter im Osten seltener, dafür steigt die Gewittergefahr im Vorfeld einer von Nordwesten aufziehenden Kaltfront im Bereich von Schleswig-Holstein bis zum Sauerland leicht an. Diese Schauer oder auch Gewitter wären aber nicht stationär, die Gefahr von Starkregen ist also nicht so groß wie im Osten Deutschlands.
Wie bei nahezu jeder Gewitterlage gilt also auch dieses Mal: Wann und wo genau die Gewitter auftreten, kann man nicht vorhersagen und nicht jeder Ort ist gleichermaßen betroffen. Während an einem Ort sprichwörtlich die Welt untergeht, kann nur wenige Kilometer weiter wenig bis gar nichts passieren.
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