Start der Hurrikansaison im Mai?

Seit mehr als fünf Jahrzehnten steht der 01. Juni für den offiziellen Start der Hurrikansaison, sie dauert bis Ende November. Immer häufiger kommt es allerdings vor, dass sich schon vor diesem Datum erste Stürme bilden, manchmal sogar schon im April. Gibt es tatsächlich einen Trend zu früheren Stürmen und sollte die offizielle Hurrikansaison zukünftig schon im Mai starten?




Datum des ersten Sturms jeder Saison für die Jahre 1969 bis 2018, Quelle: NHC

Die Grafik zeigt für die Jahre 1969 bis 2018 jeweils das Datum des ersten Sturms der Saison (rot), dazu in schwarz den Durchschnittswert und in grün das offizielle Datum, also den 01. Juni. Die violette Linie zeigt den langjährigen Trend zu einem früheren Start der Saison.

Die Entstehungsorte aller Stürme vor Saisonbeginn am 01. Juni seit 2001, Daten: NHC

Die meisten Stürme vor dem offiziellen Saisonstart bilden sich auf dem westlichen Atlantik, nur wenige weiter östlich oder in der Karibik.

Der Trend zu früheren Stürmen wird auch bei einer Konferenz der Weltorganisation für Meteorologie Mitte März diskutiert. Möglicherweise starten die täglichen Ausblicke für die Tropen, herausgegeben vom National Hurricane Center in Miami/Florida, demnächst schon am 15. Mai, wie es schon seit Jahrzehnten für den Ostpazifik üblich ist. Allerdings ist fraglich, ob die Änderung schon für die Saison 2021 kommen würde.

Zugbahnkarte aller Stürme 2020, Quelle: NHC

Die Zugbahnkarte für das Jahr 2020 zeigt gleich zwei frühe Stürme; es war erst das fünfte Mal seit Beginn der Aufzeichnungen, dass sich bereits vor Beginn der offiziellen Hurrikansaison in einem Mai zwei Stürme bilden. Zwei Stürme bis zum 27. Mai gab es in der atlantischen Hurrikansaison bisher nur in den Jahren 1887 (insgesamt: 19 Stürme), 1908 (gesamt: 10), 1951 (gesamt: 10) und 2012 (gesamt 19 Stürme). Insgesamt gab das National Hurricane Center im Jahr 2020 vor dem 01. Juni bereits 36 Ausblicke für die Tropen heraus, die sonst nur vom 01. Juni bis zum 30. November erscheinen.

Angefacht wurde die Diskussion um einen früheren Start der Hurrikansaison durch die Hurrikankonferenz der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), dem US-Wetterdienst, nach der Rekordsaison mit 30 Stürmen im vergangenen Jahr. 2020 war auch das sechste Jahr in Folge mit mindestens einem Sturm vor dem offiziellen Saisonstart. Nach Angaben der Colorado State University wurden seit dem Beginn des Satellitenzeitalters in den 1960er Jahren bisher 19 Stürme vor Saisonbeginn beobachtet, von denen einige auf Land trafen und teils größere Schäden anrichteten. Mindestens 20 Tote werden auf die Maistürme zurückgeführt.

Gründe für die Zunahme der Maistürme sind einerseits in der verbesserten Satellitentechnik zu suchen, mit der Stürme leichter aufgefunden werden können als in früheren Jahren. Außerdem werden seit 2003 auch Subtropische Stürme benannt, darunter versteht man Stürme, die nicht rein tropische Eigenschaften aufweisen. Allerdings können auch geänderte Wetterbedingungen und steigende Wassertemperaturen durchaus Ursachen sein. Ob der Trend auch in Zukunft anhält, ist unsicher.

Schon einmal wurde die offizielle Hurrikansaison verändert. Mit der Neuorganisation der Hurrikanwarnungen waren im Jahr 1935 für die Zeit vom 15. Juni bis zum 15. November Telegraphenleitungen reserviert worden. Ab dem Jahr 1965 wurde die Saison auf den Zeitraum 01. Juni bis 30. November erweitert.

Titelbild: Sturm ANDREA im Mai 2007, Quelle: NASA

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