2020/21 – Ein ganz normaler Winter?
Das könnte man jedenfalls meinen, wenn man sich die Durchschnittswerte aus den zurückliegenden drei Monaten anschaut. Die Temperaturen lagen in Deutschland meist im Bereich der langjährigen Mittelwerte, nach Südwesten hin etwas darüber. Während es im Norden und Nordosten zum Teil deutlich trockener war als im langjährigen Mittel, fiel im Südwesten des Landes deutlich mehr Niederschlag. Die Sonne hielt sich in den meisten Landesteilen etwas zurück. Der heftige Wintereinbruch im Februar wurde durch vorfrühlingshaftes Wetter in der zweiten Monatshälfte mehr als ausgeglichen.
Der Februar 2021 hatte es also in sich. Über den gesamten Monat gerechnet war die Nordosthälfte Deutschlands etwas kälter als im langjährigen Mittel, im Süden und Südwesten dagegen bis etwa 2 Grad wärmer. Hier kam der Wintereinbruch in der zweiten Februarwoche etwas verspätet an. Sehr trocken war der Februar im Nordwesten, wo gebietsweise nicht einmal ein Drittel der durchschnittlichen Menge zusammenkam. Dagegen meldete Magdeburg in Sachsen-Anhalt mehr als das Doppelte vom Mittelwert Die Sonne leistete in weiten Landesteilen reichlich Überstunden.
Erste Februarhälfte mit Extremwinter
06308 Benndorf #Schneesturm pic.twitter.com/LaoUghyUHK
— Unwetteralarm 😷 (@unwetteralarm) February 7, 2021
Schneemassen in einem breiten Streifen quer durch Deutschland (Foto: Benndorf in Sachsen-Anhalt), erhebliche Schneeverwehungen, stundenlanger Eisregen mit massivem Eisansatz und frostige Temperaturen bei schneidend kaltem Ostwind – das war der Wintereinbruch, der zum 07. Februar einige Regionen Deutschlands erfasste. Besonders betroffen waren Teile von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Auslöser für die Unwetter in Teilen Deutschlands war eine ausgeprägte Luftmassengrenze, die sehr milde und feuchte Luft über dem Südwesten Deutschlands von trockenkalter Luft im Nordosten trennte.
An der Nordseite der Luftmassengrenze fiel mehr und mehr Schnee und die Schneefallzone weitete sich immer mehr aus. Zeitweise schneite es sehr kräftig und bei auffrischendem Ost- bis Nordostwind bildeten sich bald erste massive Schneeverwehungen. Bis zum Morgen kamen in einigen Regionen Neuschneemengen von 20 bis 30 Zentimeter zusammen, mit weiteren Schneefällen tagsüber wuchs die Schneedecke gebietsweise auf mehr als 40 Zentimeter an.
Südlich schloss sich ebenfalls ab Samstagabend (06.02.) ein Streifen an, in dem Regen aus der wärmeren Luft in der Höhe in die bodennahe Kaltluftschicht fiel und schließlich an Gegenständen gefror. Die Folge war zum Teil zentimeterdicker Eisansatz, der unter anderem Oberleitungen reißen ließ. Erst zum 09. Februar erreichte die Kaltluft auch den Süden Deutschlands.
Was extrem begann, war auch schnell wieder Wettergeschichte: Nach der extremen Kälte stiegen die Temperaturen innerhalb weniger Tage um bis zu 40 Grad an, was in Mitteleuropa nur sehr selten vorkommt.
Die Bilanz für den Winter 2020/21:
Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen im Winter 2020/21 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes im Norden und in der Mitte im Bereich der langjährigen Mittelwerte, im Südwesten war es dagegen bis etwa 1,5 Grad wärmer. Die tiefsten Temperaturen wurden in der Nacht zum 10. Februar gemessen, laut DWD mit -26,7 Grad in Mühlhausen (Thüringen) und laut Kachelmannwetter und Vereinigter Hagelversicherung mit -27,7 Grad in Gotha (ebenfalls Thüringen). In der zweiten Februarhälfte wurde an sechs Tagen in Folge zumindest örtlich die 20-Grad-Marke überschritten – ein neuer Rekord in der bis 1881 zurückreichenden Messereihe. In Ohlsbach (Baden-Württemberg) wurde am 25. Februar sogar ein Höchstwert von 22,0 Grad registriert.
Das Deutschlandmittel lag im Winter 2020/21 bei 1,9 Grad und damit im unteren Mittelfeld der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe.
Im Norden und Nordosten war der Winter gebietsweise deutlich trockener, in Schleswig kamen gerade einmal 70 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge zusammen. Deutlich nasser war es im Südwesten, in Freiburg mit 46 Prozent und in Frankfurt am Main mit 47 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel. Die höchste Tagesmenge würde am 28. Januar mit 87,4 Liter pro Quadratmeter in Bernau-Goldbach im Südschwarzwald registriert. Mit auch im Bergland beinsetzenden Tauwetter stellte sich Ende Januar an vielen Flüssen eine Hochwasserlage ein.
Vielerorts war der Winter 2020/21 grauer als im Mittel, überwiegend wurden lag die Sonnenscheindauer aber im Bereich der Mittelwerte. Meist wurden 90 bis 110 Prozent der Mittelwerte erreicht, nur ganz vereinzelt auch etwas mehr.
Titelfoto: Achim Otto
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