Vor 50 Jahren: Starker Tornado in Kiel

Vor genau 50 Jahren, am 18. Oktober 1971, zog ein Tornado der Stärke F3 über die nördlichen Stadtteile von Kiel hinweg und dann weiter durch den Kreis Plön. Betroffen war innerhalb der von Kronshagen bis nach Behrensdorf an der Ostsee reichenden Schneise u.a. der Ort Fahren am Passader See. Von hier stammen die beiden Fotos der Schäden. Insgesamt gingen die Schäden entlang der mindestens 38 Kilometer langen Zugbahn in die Millionen. Der Tornado erreichte zumindest zeitweise die Stärke F3 mit Windgeschwindigkeiten zwischen 250 und 300 km/h.




In Kronshagen wurde ein neunjähriges Mädchen vom Tornado durch die Luft gewirbelt, dann aber mit nur leichten Verletzungen wieder abgesetzt – ein sicherlich traumatisches Erlebnis.

Nur eineinhalb Jahre nach dem starken Tornado im Oktober 1971 wiederholte sich die Katastrophe in Kiel mit noch deutlich größeren Schäden: Am 05. Mai 1973 tobte mitten in der Landeshauptstadt Kiel einer der folgenreichsten Tornados des 20. Jahrhunderts in Deutschlands. Es war ein verkaufsoffener Samstag, als der Tornado gegen 17:45 in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt zog. Das Gewitter war von Hagel und starkem Regen begleitet. Er kam aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde und zog über Kiel-Russee hinweg direkt in die Innenstadt. Hier wurden zahlreiche Fensterscheiben zerstört und Dächer abgedeckt. Es entstand erheblicher Schaden am Bahnhof und auf dem Werftgelände von HDW. Viele Dächer wurden komplett abgedeckt und die Trümmer flogen hunderte Meter durch die Luft. Die Autos auf dem Bahnhofsparkplatz wurden teilweise fortgetragen, einige landeten sogar in der Förde.

Der Tornado entstand gegen 17:20 Uhr am Rande des Barloher Geheges. Schon vor Kiel wurden mehrere Bauernhöfe zerstört und zahlreiche Hochspannungsmasten geknickt. Die Schneise in der Stadt war 9 Kilometer lang. Dabei geriet auch die Gablenzbrücke am Ende der Förde ins Wanken und zwei große Kräne bei HDW stürzten um. Es gab beim Durchzug des Tornados viele Verletzte und ein 14jähriger wurde auf dem Sophienblatt von einem Dach erschlagen. Nach den Verwüstungen bei HDW zog der Tornado auf dem Ostufer der Kieler Förde durch Ellerbek und Wellingdorf, bevor er sich wieder auflöste. Die Schäden im Bereich der mindestens 61 Kilometer langen Schneise lagen deutlich im zweistelligen Millionenbereich.

Die drei Tornados 1971, 1973 und 2021 in und um Kiel, Karte: Open Street Map

Blickt man noch weiter zurück, stößt man auf weitere Tornados in Kiel und Umgebung. Der älteste bekannte Fall ereignete sich im August 1859, als sich über der Förde eine Wasserhose bildete. Auch aus dem Juni 1900 ist ein Tornado gemeldet worden, über den aber nichts Näheres bekannt ist. Im Jahre 1921 würde das Tribünendach des Holsteinstadions durch einen Tornado abgedeckt und im Jahr darauf erneut beschädigt. Der Tornado im Oktober 1971 war damit schon mindestens der dritte, das das Stadion traf. Mitten in den Kriegswirren hat im August 1944 vermutlich ein starker Tornado einige Häuser einstürzen lassen und die gerade geräumten Straßen erneut mit Trümmern verschüttet.

Tornado in Kiel am 29.09.2021, Foto: Laura Kranich

Der jüngste Fall wurde im September 2021 beobachtet. Ein Tornado zog von Südwest nach Nordost durch das Stadtgebiet. Er hielt sich mehr als eine halbe Stunde und zog von Kiel-Meimersdorf über Gaarden zur Kieler Förde und weiter entlang des Westufers der Förde bis nach Pries-Friedrichsort und löste sich im Bereich Dorf Pries auf. Zeitweise zeigte sich auf der Kieler Förde ein zweiter Tornado. An der Kiellinie (Promenade) wurden einige Menschen ins Wasser gefegt. Mindestens 7 Verletzte werden gemeldet und es entstehen erhebliche Schäden

Quelle der Schadenfotos und des Titelbildes: Probstei-Museum Schönberg

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