Droht neues Niedrigwasser?

In vielen Teilen Deutschlands ist in den vergangenen Wochen und Monaten nur wenig Regen gefallen, Erinnerungen kommen auf an den Dürresommer 2018. Damals sanken die Pegelstände einiger Flüsse auf Rekordwerte und auf dem Rhein gab es erhebliche Einschränkungen für den Schiffsverkehr. Nun fragen sich viele Menschen, ob uns in diesem Sommer und Herbst ein ähnliches Niedrigwasser in den größeren Flüssen droht. Sollte es im weiteren Verlauf dieses Sommers noch längere Zeit trocken bleiben, ist dies durchaus möglich. Allerdings sind der Rhein und die Donau nach starken Regenfällen im Süden und großen Schneemassen in den Alpen von einem markanten Niedrigwasser noch weit entfernt.




Am Donnerstagmorgen zeigte der Elbpegel in Dresden nur noch einen Wasserstand von 58 Zentimetern über Pegelnull an. Nun ist dieser Nullpunkt wie an jedem Pegel an jedem Fluss in Deutschland willkürlich festgelegt (damit auch nicht untereinander vergleichbar) und auch darunter befindet sich noch Wasser, aber bei dem aktuellen Wasserstand wird es für den Schiffsverkehr schon sehr knapp. Auch im weiteren Verlauf der Elbe herrscht bereits markantes Niedrigwasser mit teilweise massiven Einschränkungen für die Schifffahrt bis kurz vor Hamburg. Ähnlich sieht es an vielen anderen Flüssen in Deutschland aus. So wird die Oberweser seit Tagen durch Wasser aus dem nordhessischen Edersee gestützt, der nun deutlich an Wasser verliert.

Anders sieht es aber an Rhein und Donau aus. Der Bodenseepegel in Konstanz zeigte am Donnerstagmorgen noch einen Pegelstand von 4,61 Metern an, rund 30 Zentimeter über dem Mittelwert für diese Jahreszeit und deutlich mehr als vor einem Jahr, als am 04.07. ein Wasserstand von 3,74 Meter registriert wurde. Auch entlang des Hoch- und Oberrheins liegen die Wasserstände derzeit noch im Bereich der Mittelwerte, wenn auch mit deutlich fallender Tendenz. Am Mittelrhein wurden heute früh 2,81 Meter gemessen, bis zum Beginn der neuen Woche könnten hier etwa 2,50 Meter erreicht werden. Der Rekord am Pegel Köln stammt aus dem Oktober 2018 mit 69 Zentimetern. Bis zu diesem Wert ist also noch sehr, sehr viel Luft.

An den Talsperren sieht die Lage sehr unterschiedlich aus. Der Edersee liegt aktuell etwa 4 Meter unter Vollstau und damit etwa im Bereich des Mittelwertes für Anfang Juli. Allerdings werden von den noch vorhandenen 157 Millionen Kubikmeter derzeit pro Tag etwa 2 Millionen Kubikmeter abgelassen, um die Oberweser weiterhin schiffbar zu halten. Im Harz ist die Okertalsperre nur noch gut zur Hälfte gefüllt, während die meisten anderen Talsperren noch einen Füllungsgrad von 60 bis 80 Prozent aufweisen. Im Einzugsbereich der Ruhr in Nordrhein-Westfalen sind die Talsperren derzeit noch zu etwa 86 Prozent gefüllt, aber mit fallender Tendenz.

Wie geht es nun weiter? Kommen in nächster Zeit stärkere Regenfälle, die das Niederschlagsdefizit zumindest verringern können?

Niederschlagssummen bis zum Dienstag (09.07.2019) aus dem ICON-Modell, Quelle: Unwetteralarm

 

Die Niederschlagssummenkarte aus dem ICON-Modell für die kommenden 5 Tage lassen am Alpenrand gebietsweise größere Regenmengen erwarten, die vor allem auf kräftige Schauer und Gewitter zurückzuführen sind. Dadurch können vor allem Bäche und kleinere Flüsse zeitweise deutlich anschwellen. Ein wenig können davon auch die größeren Flüsse in Süddeutschland profitieren. Über den Norden und Nordosten ziehen Tiefausläufer hinweg, während es in einem breiten Streifen zwischen diesen beiden Regionen nahezu komplett trocken bleibt.

Niederschlagssummen bis zum Samstag, den 13.07.2019, aus dem US-Modell, Quelle: NOAA

Auch im weiteren Verlauf sind in großen Teilen Deutschlands nur geringe Regenmengen zu erwarten. Das US-Modell rechnet bis zum Wochenende 13./14.07. nur im Süden und im Nordosten mit nennenswerten Regenmengen, dazwischen fällt wenig bis gar nichts (weiß für weniger als 2,5 Liter pro Quadratmeter, dunkelblau für 18,8 Liter oder mehr). Was dann im weiteren Verlauf des Sommers passiert, ist noch reine Spekulation. In den kommenden Tagen streifen zwar Tiefausläufer den Norden und Nordosten Deutschlands, eine echte, durchgreifende Westlage mit zahlreichen Tiefdruckgebieten und häufigen Regenfällen in ganz Deutschland ist aber nach derzeitigem Stand vorerst nicht zu erwarten.

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