Fünftwärmster Herbst seit Aufzeichnungsbeginn
Ähnlich wie in den vergangenen Jahren setzt sich der Trend zur weiteren Erwärmung auch in Deutschland ungebrochen fort. Der Herbst 2024 gehört zu den wärmsten seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Frost trat in den meisten Regionen nur an wenigen Tagen im November auf. Insgesamt war der Herbst nasser, aber nur im Südwesten deutlich grauer als im Mittel.
Der November 2024 bot ein breites Spektrum aus der Wetterpalette, von Winterwetter – wenn auch nur für kurze Zeit – bis hin zu Vorfrühlingstemperaturen. Dabei blieb die erste Monatshälfte unter Hochdruckeinfluss überwiegend trüb, sonnige Tage konnte man am ehesten im höheren Bergland genießen. Die zweite Monatshälfte war geprägt durch den Wechsel von.polarer Kaltluft mit regionalen Schneefällen zu einem Vorstoß subtropischer Warmluft. Insgesamt zeigte sich der November vor allem im Norden als sehr nasser und in weiten Landesteilen ausgesprochen grauer Monat.
Mit einer deutschlandweiten Temperatur von 5,4 Grad lag der November 0,5 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 (4,8 Grad) und 1,4 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (4,0 Grad). Er liegt damit im oberen Mittelfeld in der bis 1881 zurückreichenden Statistik. Der tiefste Wert des Monats wurde während der Kältephase in der zweiten Monatshälfte mit -10,1 Grad in Wutöschingen-Ofteringen im südlichen Baden-Württemberg registriert. Nur drei Tage später meldete die Wetterstation in Baden-Baden-Geroldsau (ebenfalls Baden-Württemberg) im Zuge des Warmluftvorstoßes einen Höchstwert von 22,3 Grad.
Extrem unterschiedlich fiel die Niederschlagsbilanz im November aus. Der Norden war verbreitet deutlich nasser als im Mittel, örtlich fiel mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Menge. Am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel kamen 125,0 Liter pro Quadratmeter zusammen, entsprechend 206 Prozent vom Mittelwert. An der Nordseeküste wurden örtlich sogar mehr als 150 Liter gemessen. Dagegen kam Erfurt lediglich auf 23,5 Liter, entsprechend 57 Prozent vom Mittelwert. Nach dem trockenen Start erwischten Tiefausläufer vor allem Norddeutschland und vorübergehend den Südwesten des Landes. Die höchste Tagesmenge meldete Utzenfeld im Südschwarzwald am 19. mit 88,9 Liter pro Quadratmeter.
Die Sonne hielt sich im November 2024 in den meisten Landesteilen deutlich zurück. Verbreitet war es ein ausgesprochen grauer Monat, oft mit nur der Hälfte bis zwei Drittel der durchschnittlichen Sonnenstunden. Am Kap Arkona auf der Insel Rügen wurden nur 24,2 Sonnenstunden registriert und damit 46 Prozent vom Mittelwert. Ungewöhnlich sonnig war es in den höchsten Mittelgebirgslagen in Süddeutschland. Über dem Nebel und Hochnebel wurden in Zinnwald im Erzgebirge 62,7 Stunden mit Sonnenschein gemessen und damit 67 Prozent mehr als im langjährigen Mittel.
Der Herbst 2024 im Einzelnen:
Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen im Herbst 2024 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes verbreitet deutlich über den langjährigen Mittelwerten, die Abweichungen lagen meist zwischen 0,9 und 1,5 Grad. Nach der ersten Auswertung der Daten war es der bisher fünftwärmste Herbst der vergangenen 140 Jahre. Der Herbst startete mit ungewöhnlicher Hitze im Nordosten und am 04. September wurde in Doberlug-Kirchhain im Süden Brandenburgs mit 35,2 Grad die höchste Temperatur der drei Monate gemessen. Bei einem Kälteinbruch mit Schneefällen sanken die Temperaturen im November in Süddeutschland stark ab. Am Morgen des 22. November gab es in Wutöschingen-Ofteringen im südlichen Baden-Württemberg Frost bis -10,1 Grad.
Das Deutschlandmittel lag im Herbst 2024 bei 10,5 Grad und damit unter den Top 10 der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. Die Temperaturen lagen 1,1 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020 (9,4 Grad) und 1,7 Grad über dem Mittel der Periode 1961-1990 (8,8 Grad).
Deutschlandweit fiel der Herbst 2024 verbreitet deutlich nasser aus als im Mittel, wobei es wieder einmal große Unterschiede gab. Besonders viel Regen fiel im Nordseeküstengebiet und in einigen Mittelegbirgen. In Hamburg kamen 309,6 Liter pro Quadratmeter zusammen und damit 64 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. In Potsdam waren es 126,2 Liter, entsprechend 95 Prozent vom Mittelwert. Nach längerer Trockenzeit in der zweiten Oktoberhälfte und Anfang November wurde es ab Mitte November in Norddeutschland besonders nass. Die höchste Tagessumme meldete Ruhpolding-Seehaus am bayerischen Alpenrand am 13. September mit 156,8 Liter pro Quadratmeter.
Ein erstes Schneeintermezzo stellte sich ab dem 20. November in einigen Landesteilen ein. An der Nordseite eines von Frankreich heranziehenden Tiefs schneite der äußerste Süden regelrecht ein. In Immenstadt (Allgäu) lag der Schnee am Morgen des 22. November 40 Zentimeter hoch. Zeitgleich bekam der äußerste Norden eine Schneepackung ab. Im Raum Schleswig legte am Morgen des 23. November eine bis zu 20 Zentimeter hohe Schneedecke den Straßenverkehr zeitweise lahm. Bis zu 10 Zentimeter Schnee wurden am Morgen des 22. im nôrdlichen Landkreis Wesel am Niederrhein gemeldet.
Im Herbst 2024 wurden in Deutschland bisher mindestens 6 bestätigte oder plausible (sehr wahrscheinliche) Tornados und 17 weitere Tornadoverdachtsfälle verzeichnet. Mindestens 3 Tornados richteten allein am 25. September einige Schäden in NRW an. Betroffen waren unter anderem Teile von Rheinberg am Niederrhein, eine ländliche Region bei Gescher und mehrere Orte im Osten von Münster. Der Tornado am Niederrhein richtete innerhalb einer mindestens 13 Kilometer langen Spur einige Schäden an und wurde von vielen Augenzeugen beobachtet.
Die Sonnenscheinbilanz fiel im Herbst 2024 ebenfalls sehr unterschiedlich aus. In vielen Regionen schien die Sonne seltener als im Mittel, vor allem der Südwesten war eher grau. In Freiburg wurden lediglich 241,9 Sonnenstunden registriert, entsprechend 67 Prozent vom Mittelwert. Sonniger war es im Norden, in Hamburg mit 378,0 Sonnenstunden, entsprechend 121 Prozent vom Mittel. In tiefen Lagen war es besonders im November oft trüb, während in höheren Lagen in Süddeutschland sich häufiger die Sonne zeigte.
Titelbild: Achim Otto
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