Grönlandeis schmilzt schneller
Durch die globale Klimaerwärmung schmelzen nahezu weltweit nicht nur die Gletscher, auch die Eismassen Grönlands schwinden immer schneller. Grönland ist die größte Insel der Erde, sie ist zu etwa 81 Prozent mit teils Kilometer dickem Eis bedeckt. Das Eisfeld erstreckt sich über eine Länge von 2480 Kilometer und einer Breite bis zu 750 Kilometer. Dabei ist es durchschnittlich 2,3 Kilometer dick und enthält etwa 8 Prozent des gesamten Süßwasservorrats der Erde. Ein Abschmelzen des Grönlandeises hätte katastrophale Folgen. Seit dem Ende der 1970er Jahre beobachtet die NASA den Eispanzer Grönlands.
Durch das Schmelzen des grönländischen Eises steigt vor allem der Meeresspiegel an. Dieser direkte Effekt ist nachweisbar. Einige Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass der Meeresspiegel um etwa 7 Meter ansteigen würde, wenn der gesamte grönländische Eisschild abschmelzen würde. Dies hätte katastrophale Folgen. Denn fast ein Drittel der Weltbevölkerung lebt an den Küsten oder in Küstennähe. Milliarden Menschen müssten fliehen.
Selbst ein Meeresspiegelanstieg von „nur“ einem Meter hätte global extreme Auswirkungen mit zunehmender Küstenerosion, Überschwemmungen, erhöhten Sturmfluten und Verlust von Inseln und Riffen. In den 1990er Jahren stieg der Meeresspiegel pro Jahr rund 3 Millimeter an, Ende der 2000er Jahre waren es bereits 4 Millimeter. In den vergangenen Jahrtausenden war der Meeresspiegel dagegen relativ stabil.
Sollte sich das Abschmelzen des Grönlandeises weiter verstärken, vergrößert sich auch der Süßwassereintrag ins Meer. Damit würde sich der Salzgehalt des Ozeanwassers deutlich verringern und die nordatlantische Zirkulation im Ozean könnte sich drastisch verändern. Eine Abschwächung des nordatlantischen Stroms (Golfstrom) wurde bereits festgestellt. Welche Veränderungen für das Wetter und Klima in Europa daraus resultieren würden, ist sehr umstritten. Um diesen Punkt dreht sich auch der Kinofilm „The day after tomorrow“. Zudem würde eine schnellere Erwärmung der Polarregionen und das Abschmelzen des grönländischen Eises die Temperaturgegensätze zwischen den Tropen und der Polarregion vermindern, was wiederum Einfluss auf die globale Zirkulation und Wärmetransport hätte.
Aktuell wurde im Wissenschaftsmagazin „Nature“ ein Beitrag veröffentlicht, nach dem sich das Abschmelzen des Grönlandeises deutlich beschleunigt hat. Dafür wurden im Westen Grönlands Bohrkerne untersucht und die Schmelzrate in den vergangenen 350 Jahren analysiert. Demnach wurde eine leicht zunehmende Schmelzrate des Grönlandeises bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Industrialisierung beobachtet, in den 1970er Jahren ging sie deutlich über die natürlichen Schwankungen hinaus. Die Wissenschaftler der Rowan University in den USA fanden heraus, dass die Schmelzrate in den vergangenen 20 Jahren fünf mal so hoch war wie in der vorindustriellen Zeit und dass die Schmelzrate immer weiter zunimmt. Den bisherigen Rekord mit der größten Schmelzrate wiese dabei das Jahr 2012 auf. Wenn sich die Schmelzrate mit der fortschreitenden Erwärmung weiter erhöht, könnte ein beträchtlicher Teil des Eises abschmelzen. Je mehr Eis abschmilzt, desto dunkler wird die Oberfläche, mehr Wärme wird absorbiert und die Schmelze beschleunigt sich.
Das Abschmelzen des Grönlandeises hat auch Folgen, an die man in Verbindung mit Grönland nicht gleich denkt: Ende Juli und Anfang August brannten ungewöhnlich große Flächen im Westen Grönlands, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Sisimiut. Es waren die bislang größten Brände seit Beginn der Satellitenbeobachtungen im Jahre 2000.
To wrap up: wildfires have occurred in the past over Greenland but 2017 is exceptional in number of active fire detections by MODIS pic.twitter.com/2HGaVieTEe
— Stef Lhermitte (@StefLhermitte) August 7, 2017
Die Flächen, auf denen Brände auftraten, haben sich in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert. Dabei übertraf das Jahr 2017 alle vorherigen Jahre deutlich.
Als erstes denkt man daran, dass das Grönlandeis nur an der Oberfläche schmilzt, aber es schmilzt auch von unten her. Denn der dicke Eispanzer isoliert den Untergrund von den extremen Temperaturen an der Oberfläche. Durch aus dem Boden aufsteigende Wärme kann es an der Basis des Eisschildes um etliche Grad wärmer sein als an der Oberfläche. Bisher weiß man aber nur sehr wenig über den Untergrund des Eisschildes. Mehrere Dutzend Bohrungen bis an den Grund des Eises wurden durchgeführt. Zusammen mit Satellitendaten lässt sich nun ein ungefähres Bild des Eisgrundes erstellen, wie es in der obigen Karte dargestellt ist. Nach dieser Untersuchung geht man davon aus, dass 43 Prozent der Eisfläche am Boden geschmolzen sind (rot), 24 Prozent sind wahrscheinlich gefroren (blau), für den Rest ist der Zustand unsicher. Je mehr Eis am Grund aufgetaut ist, desto schneller kann sich das Eis darüber bewegen und auf die Klimaerwärmung reagieren.
Derzeit findet im polnischen Katowice die 24. UN-Klimakonferenz statt, bei der über die Umsetzung des Pariser Weltklimaabkommens aus dem Dezember 2015 beraten wird. Viele Klimaexperten erwarten mit der weiteren Erwärmung in Zukunft ein weiteres Abschmelzen des Grönlandeises, einzelne befürchten langfristig sogar das Verschwinden des Eisschildes.
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