ISS: Starkes Gewitter von oben

Am Abend des 13. Oktober 2022 (Ortszeit) flog die Internationale Raumstation ISS über den Tropischen Sturm Karl hinweg. Der Sturm, der sich über dem südwestlichen Golf von Mexiko befand, erreichte zwar nie Hurrikanstärke, es entstanden jedoch kräftige Gewitter in seinem Einflussbereich. Ein besonders intensives Gewitter wurde von der Besatzung der ISS fotografiert. In einem Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der NASA und den Universitäten Bonn und Bochum werden hier von Zeit zu Zeit interessante ISS-Fotos und Videos vorgestellt.



Zu sehen ist der Wolkenschirm des Gewitters, auch Amboss (engl. Anvil) genannt, der sich an der Grenze zwischen Troposphäre und Stratosphäre ausbreitet. Im Aufwind des Gewitters steigt warme und mit Feuchtigkeit angereicherte Luft auf. Dabei wird der Aufwind so stark, dass er über die eigentliche Wolkenoberseite hinaus schießt und bis in die Stratosphäre reicht. Dieser sogenannte Overshooting Top ist deutlich zu sehen und wird von der untergehenden Sonne angestrahlt. Die Ausmaße des Overshooting Tops sind an sich schon ein Zeichen dafür, dass es sich um ein sehr intensives Gewitter handelt. Ein weiteres noch deutlicheres Zeichen ist jedoch etwas unscheinbarer. Rechts des Overshooting Tops (in Windrichtung dahinter) befindet sich eine Cirruswolke, die sich über dem Wolkenschirm befindet, was am Einfall des Sonnenlichts und dem Schattenwurf zu erkennen ist. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Above-Anvil Cirrus Plume, kurz AACP.

Gewitter erzeugen häufig Wellen in der Atmosphäre, die oft auch bin Verbindung mit dem Umgebungswind entstehen. Zu sehen sind einige dieser Wellen in dem Wolkenschirm des Gewitters. Wenn hinter dem Overshooting Top eine Welle entsteht und bricht, gelangt feuchte Luft in die Stratosphäre und ein AACP entsteht. Solche AACPs deuten auf besonders intensive Gewitter hin. Untersuchungen haben gezeigt, dass 73% aller signifikanten Unwettermeldungen, die in Verbindung mit Gewittern auftreten, auf solche mit AACP zurückzuführen sind. Meist treten Unwettererscheinungen rund 30 Minuten nach auftreten eines AACP auf, was Wetterdiensten einen gewissen Zeitrahmen für Warnungen gibt.

Flugbahn der ISS über Mexiko am 13.10.2022, Quelle: Columbus Eye

Copyright Titelbild und Foto: NASA/ KEPLER ISS

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