Seltener Tropensturm vor Brasilien

Wir alle kennen die berüchtigten Hurrikane auf dem Nordatlantik, die unter anderem in der Karibik und in den USA immer wieder schwere Schäden anrichten und viele Tote fordern können. Nur selten kommen tropische Wirbelstürme dagegen auf dem Südatlantik vor. Vor wenigen Tagen entstand allerdings vor der Küste Brasiliens ein Tropensturm und vor 20 Jahren traf sogar ein ausgewachsener Hurrikan den Süden des Landes.



Die Störung begann sich am 15. Februar zu einer stabilen Tiefdruckfront zu entwickeln. Laut Forschern des Cooperative Institute for Meteorological Satellite Studies (CIMSS) der NOAA bildete sich die Front am 16. Februar zu einem subtropischen Tiefdruckgebiet, nachdem sie von tropischer Feuchtigkeit gespeist wurde. Das Tiefdruckgebiet verstärkte sich weiter und bewegte sich nach Süden und um 21 Uhr. Ortszeit am 18. Februar (00:00 Weltzeit am 19. Februar) stufte das Hydrographische Zentrum der brasilianischen Marine es zum Tropensturm Akará hoch. Zu diesem Zeitpunkt reichten die mittleren Windgeschwindigkeiten bis 64 Kilometer pro Stunde.

Das MODIS-Instrument (Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer) am Aqua-Satelliten der NASA hat dieses Bild von Akará am 19. Februar gegen 14:20 Uhr Ortszeit (18:20 Uhr Mitteleuropäische Zeit) aufgenommen, als sein Zentrum etwa 900 Kilometer südöstlich von São Paulo in Brasilien lag.

Bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts waren tropische Wirbelstürme auf dem Südatlantik nicht dokumentiert. Laut Meteorologen von Yale Climate Connections war die Windscherung – die Differenz zwischen dem Wind in Bodennähe und dem Höhenwind – oft zu hoch für die Entstehung von Stürmen, und östliche Wellen aus Nordafrika („Easterly Waves“), die die meisten Stürme und Hurrikane auf dem Nordatlantik hervorrufen, kommen südlich des Äquators nicht regelmäßig vor.

Im März 2004 bildete sich in dieser Region ein seltener Hurrikan, der schließlich auf den südlichen brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina traf. Dort gab es mehrere Tote und der Sturm richtete große Schäden an. Das National Hurricane Center in Miami schätzte, dass es sich bei dem Sturm mit dem Namen Catarina um einen Hurrikan der Kategorie 1 handelte, was ihn zum ersten Hurrikan im Südatlantik seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen machte. Zu diesem Zeitpunkt hatte das brasilianische Zentrum für Wettervorhersage keine Anemometer (Windmessgeräte) in der Gegend im Einsatz und verfügte auch nicht über Hurrikanjägerflugzeuge, um durch den Sturm zu fliegen. Alle Schätzungen basierten ausschließlich auf Satellitendaten.

Nach Catarina widmeten Meteorologen der Sturmentwicklung im Südatlantik mehr Aufmerksamkeit. Seit 2015 wurden im Seegebiet drei weitere tropische Stürme registriert: Tropensturm Iba im Jahr 2019, Tropensturm 01Q im Jahr 2021 und nun Akará im Jahr 2024.

Hohe Wassertemperaturen trugen wahrscheinlich zur Entstehung von Akará bei. Laut Yale Climate Connections lagen die Meeresoberflächentemperaturen in der Nähe von Akará am Montag mit rund 26 Grad etwa 0,5 Grad höher als im Durchschnitt und entsprachen damit etwa dem Wert, der normalerweise als Mindestschwelle für tropische Entwicklungen angesehen wird. Sie stellten fest, dass dieses ungewöhnlich warme Wasser eher typisch für Temperaturen im Frühsommer sei und damit einen seit Monaten anhaltenden Trend warmer Meeresoberflächentemperaturen fortsetze.

Akará blieb weit vor der Küste und abgesehen von der hohen Brandung entlang der Küste südlich von Rio de Janeiro hatte der Sturm keine größeren Auswirkungen auf das Land. Inzwischen hat sich der Sturm deutlich abgeschwächt, während er weiter nach Süden über kühleres Wasser zog.

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