Am Dienstag weitere Schauer und Gewitter
Bereits am Montag wurden in den Niederlanden mehrere Tornados beobachtet, aus Deutschland liegen bisher noch keine Meldungen vor. Zahlreiche Schauer und Gewitter hatten sich in höhenkalter Luft gebildet und bei relativ schwachem Höhenwind entstanden die Tornados, die nach den vorliegenden Erkenntnissen zum Glück keine größeren Schäden anrichteten. Wie sieht es am heutigen Dienstag mit der Gewitter- und Tornadogefahr in den Niederlanden und in Deutschland aus? Die Bedingungen für die Tornadoentstehung sind nicht optimal, aber die Gefahr ist in den Niederlanden und im Nordwesten Deutschlands leicht erhöht.
Noch liegen keine Meldungen vom Montag in Deutschland vor, dafür aus den Niederlanden, wo am späten Nachmittag eine Wasserhose über der Nordsee nahe der Küste, zwischen Zoutelande und Domburg beobachtet wurde. Video: Jens Hauptmanns #Tornado #Wasserhose #Niederlande #Nordsee pic.twitter.com/AYUei7VKz3
— Thomas Sävert (@Tornadoliste) August 12, 2019
Schitterende #waterhoos gespot boven het #HollandsDiep vanuit #ZuidBeijerland. Duurde vrij lang voordat hij verdween, het water is vrij warm daar. @helgavanleur @EdAldus pic.twitter.com/H9rGLggShe
— Ferry Krauweel (@ferrykrauweel) August 12, 2019
Während mitten über Deutschland relativ starker Höhenwind weht, ist er in Richtung Nordseeküste deutlich schwächer, aber schon noch vorhanden.
Bereits in den Morgenstunden sind im Nordwesten Deutschlands und in den Niederlanden einzelne Schauer und auch Gewitter unterwegs.
An der deutschen Nordseeküste und im Bereich der Westfriesischen Inseln ist das Potenzial für so genannte Typ-II-Tornados am Dienstagmorgen leicht erhöht.
Experimentell wird derzeit das Potenzial für die Entstehung von so genannten Typ-II-Tornados berechnet. Beim Wert 0 besteht fast kein Potential für die Bildung, bei 10 besteht deutlich erhöhtes Potential für die Bildung, sollte es zu entsprechenden konvektiven Ereignissen am Vorhersageort kommen. Für Insider ist es zusammengefasst eine Weiterentwicklung des SWI (Szilagyi Waterspout Index), angepasst auf die höhere Auflösung des ICON im Vergleich zum globalen US-Modell. Allerdings bezieht sich der neue Index nicht nur auf Wasseroberflächentemperaturen, sondern auch auf bodennahe Temperaturen und ist damit auf Landflächen übertragbar. Zusätzlich, wegen der höheren Modellauflösung, werden Bodenkonvergenz und Vorticity sowie konvektive Parameter wie der Temperaturgradient 850-700 hPa berücksichtigt.
Zum Hintergrund und zur Unterscheidung zwischen Typ-I-Tornados und Typ-II-Tornados: Die Zutaten für die Entstehung von Tornados sind weitgehend bekannt. Dazu gehören große Labilität mit ausreichenden Temperaturunterschieden zwischen unten und oben sowie feuchte Luft und bei Tornados, die sich im Bereich von so genannten Mesozyklonen (starke Gewitter mit rotierendem Aufwindbereich) starke Windscherung. Nimmt der Wind mit der Höhe deutlich zu und ändert dabei auch noch seine Richtung, spricht man von starker (vertikaler) Windscherung. Passt alles zusammen, können sich Typ-I-Tornados bilden. Die meisten starken Tornado entstehen im Bereich von Mesozyklonen. Die Gewitterzellen lassen sich mit den Radarbildern verfolgen und auch die Rotation ist dort zu erkennen. Kurzfristig sind sogar Tornadowarnungen durchaus möglich. Die Tornadoforschung hat im Bereich der Typ-I-Tornados in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht.
Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Tornadoentstehung, wenn Labilität und Feuchtigkeit vorhanden sind, aber (nahezu) kein Höhenwind. Bei solchen Wetterlagen ohne Höhenwind bewegen sich die entstehenden Schauer und Gewitter kaum bis gar nicht und die Überflutungsgefahr durch lokale Sturzfluten ist enorm groß. So thermisch ausgelöst können sich auch Tornados bilden, man spricht von Typ-II-Tornados, die bisher kaum vorhergesagt werden konnten.
Im Laufe des Dienstags muss von Nordfrankreich bis nach Norddeutschland erneut mit Schauern und einzelnen Gewittern gerechnet werden. Auslöser ist höhenkalte Luft.
Am Dienstagnachmittag ist das Potenzial für Typ-II-Tornados in Teilen Belgiens und den Niederlanden sowie im Nordwesten und Norden Deutschlands leicht erhöht. Die Karte zeigt zwar leicht erhöhte Werte, die Berechnungen sind aber noch experimentell. Es könnte also auch heute durchaus die eine oder andere Meldungen zu Tornados in Benelux, auf der Nordsee und auch im Nordwesten Deutschlands geben. Wäre der Höhenwind noch schwächer, wäre das Potenzial deutlich höher. Ab Mittwoch nimmt die Gefahr von Gewittern und auch Tornados deutlich ab.
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