Am Dienstag weitere Schauer und Gewitter

Bereits am Montag wurden in den Niederlanden mehrere Tornados beobachtet, aus Deutschland liegen bisher noch keine Meldungen vor. Zahlreiche Schauer und Gewitter hatten sich in höhenkalter Luft gebildet und bei relativ schwachem Höhenwind entstanden die Tornados, die nach den vorliegenden Erkenntnissen zum Glück keine größeren Schäden anrichteten. Wie sieht es am heutigen Dienstag mit der Gewitter- und Tornadogefahr in den Niederlanden und in Deutschland aus? Die Bedingungen für die Tornadoentstehung sind nicht optimal, aber die Gefahr ist in den Niederlanden und im Nordwesten Deutschlands leicht erhöht.




Wetterlage und Höhenwind in rund 5,5 km Höhe am Dienstagmittag, Quelle: NOAA

Während mitten über Deutschland relativ starker Höhenwind weht, ist er in Richtung Nordseeküste deutlich schwächer, aber schon noch vorhanden.

Simulierte Radarechos am Dienstagmorgen aus dem COSMO-Modell, Quelle: Unwetteralarm

Bereits in den Morgenstunden sind im Nordwesten Deutschlands und in den Niederlanden einzelne Schauer und auch Gewitter unterwegs.

Potenzial für Typ-II-Tornados am Dienstagmorgen aus dem ICON-Modell, Quelle: Unwetteralarm

An der deutschen Nordseeküste und im Bereich der Westfriesischen Inseln ist das Potenzial für so genannte Typ-II-Tornados am Dienstagmorgen leicht erhöht.

Experimentell wird derzeit das Potenzial für die Entstehung von so genannten Typ-II-Tornados berechnet. Beim Wert 0 besteht fast kein Potential für die Bildung, bei 10 besteht deutlich erhöhtes Potential für die Bildung, sollte es zu entsprechenden konvektiven Ereignissen am Vorhersageort kommen. Für Insider ist es zusammengefasst eine Weiterentwicklung des SWI (Szilagyi Waterspout Index), angepasst auf die höhere Auflösung des ICON im Vergleich zum globalen US-Modell. Allerdings bezieht sich der neue Index nicht nur auf Wasseroberflächentemperaturen, sondern auch auf bodennahe Temperaturen und ist damit auf Landflächen übertragbar. Zusätzlich, wegen der höheren Modellauflösung, werden Bodenkonvergenz und Vorticity sowie konvektive Parameter wie der Temperaturgradient 850-700 hPa berücksichtigt.

Zum Hintergrund und zur Unterscheidung zwischen Typ-I-Tornados und Typ-II-Tornados: Die Zutaten für die Entstehung von Tornados sind weitgehend bekannt. Dazu gehören große Labilität mit ausreichenden Temperaturunterschieden zwischen unten und oben sowie feuchte Luft und bei Tornados, die sich im Bereich von so genannten Mesozyklonen (starke Gewitter mit rotierendem Aufwindbereich) starke Windscherung. Nimmt der Wind mit der Höhe deutlich zu und ändert dabei auch noch seine Richtung, spricht man von starker (vertikaler) Windscherung. Passt alles zusammen, können sich Typ-I-Tornados bilden. Die meisten starken Tornado entstehen im Bereich von Mesozyklonen. Die Gewitterzellen lassen sich mit den Radarbildern verfolgen und auch die Rotation ist dort zu erkennen. Kurzfristig sind sogar Tornadowarnungen durchaus möglich. Die Tornadoforschung hat im Bereich der Typ-I-Tornados in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht.

Es gibt aber auch noch die Möglichkeit der Tornadoentstehung, wenn Labilität und Feuchtigkeit vorhanden sind, aber (nahezu) kein Höhenwind. Bei solchen Wetterlagen ohne Höhenwind bewegen sich die entstehenden Schauer und Gewitter kaum bis gar nicht und die Überflutungsgefahr durch lokale Sturzfluten ist enorm groß. So thermisch ausgelöst können sich auch Tornados bilden, man spricht von Typ-II-Tornados, die bisher kaum vorhergesagt werden konnten.

Simulierte Radarechos am Dienstagnachmittag aus dem COSMO-Modell, Quelle: Unwetteralarm

Im Laufe des Dienstags muss von Nordfrankreich bis nach Norddeutschland erneut mit Schauern und einzelnen Gewittern gerechnet werden. Auslöser ist höhenkalte Luft.

Potenzial für Typ-II-Tornados am Dienstagnachmittag aus dem ICON-Modell, Quelle: Unwetteralarm

Am Dienstagnachmittag ist das Potenzial für Typ-II-Tornados in Teilen Belgiens und den Niederlanden sowie im Nordwesten und Norden Deutschlands leicht erhöht. Die Karte zeigt zwar leicht erhöhte Werte, die Berechnungen sind aber noch experimentell. Es könnte also auch heute durchaus die eine oder andere Meldungen zu Tornados in Benelux, auf der Nordsee und auch im Nordwesten Deutschlands geben. Wäre der Höhenwind noch schwächer, wäre das Potenzial deutlich höher. Ab Mittwoch nimmt die Gefahr von Gewittern und auch Tornados deutlich ab.

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