ISS: Berg-Talwind in den Anden

Am 28. April 2021 flog die Internationale Raumstation ISS über die peruanischen Anden hinweg. Über den bis zu 6000 m hohen Bergen sind viele Wolken zu sehen, die von einem komplexen Muster durchzogen sind. So gibt es lange wolkenfreie Bereiche, die sich sogar zu einem großen Kreuz verbinden. In einem Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der NASA und den Universitäten Bonn und Bochum werden hier von Zeit zu Zeit interessante ISS-Fotos und Videos vorgestellt.




Bei genauerer Betrachtung fallen die dünnen, hellen Linien von Flussbetten auf, die sich durch die wolkenfreien Bereiche schlängeln. Es sind jedoch nicht die Flüsse, die dort für weniger Bewölkung sorgen, sondern die Täler, durch die die Flüsse fließen. Denn für die wolkenfreien Täler sorgt die sogenannte „Berg-Talwind Zirkulation“. Nach Sonnenaufgang erwärmen sich der Sonne zugewandte Berghänge schneller als die umgebenden Bereiche. Die warmen Berghänge erhitzen die Luft darüber, die dann entlang der Hänge aufsteigt. Aus den Tälern strömt Luft nach, die dann ebenfalls erwärmt wird und an den Hängen aufsteigt. Über den Berggipfeln strömt die Luft auseinander und sinkt über den Tälern und dem Vorland des Gebirges ab. Sobald sich die Luft stark genug erwärmt hat, steigt sie über den Bergen so hoch, dass sich Quellwolken bilden.

Mit zunehmender Erwärmung am Mittag und Nachmittag nimmt die Bewölkung über den Bergen zu, während die Täler wolkenfrei bleiben. So entstehen die komplexen Wolkenmuster, die sich entlang der Täler orientieren. Nachts kehrt sich das Ganze um, denn die Berghänge kühlen rasch aus, während die Luft über dem Tal länger warm bleibt. Deshalb entsteht in der Nacht ein Wind, der die Hänge hinab ins Tal weht.

Flugbahn der ISS über Peru am 28.04.2021, Quelle: Columbus Eye

Copyright Titelbild und Foto: NASA/ KEPLER ISS

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