Sommer der Gegensätze

Der Sommer 2023 dürfte den meisten von uns als verregnet und kühl in Erinnerung bleiben. Ganz so schlimm war er dann doch nicht, allerdings konnte der teils frühherbstliche August nicht halten, was der Juni vorgelegt hatte. Der Sommer startete vielfach mit sommerlichem Wetter, in der zweiten Julihälfte und im August ging ihm dann die Puste aus. Insgesamt war der Sommer zwar wärmer als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990, lag aber kaum über den höheren Temperaturen in der wärmeren Periode von 1991 bis 2020. Und nicht nur gefühlt war der Sommer 2023 nasser, tatsächlich fiel in den meisten Landesteilen mehr Regen. Dafür war es durch die vielen Sonnenstunden im Juni sonniger als im Durchschnitt.



Der August 2023 war in weiten Landesteilen grauer und nasser als im langjährigen Mittel. Lediglich die Temperaturen waren im Vergleich zu den Jahren 1991 bis 2020 in etwa durchschnittlich, im Süden war der Monat sogar etwas wärmer. Insgesamt war es also kein Sommermonat, der in Erinnerung bleibt. Einige Unwetter hatten es aber in sich und richteten vor allem in Süddeutschland enorme Schäden an.

Mit einer deutschlandweiten Temperatur von 18,2 Grad lag der August 0,2 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 und 1,8 Grad über dem Mittel 1961 bis 1990. Die Temperaturen erinnerten dennoch zeitweise eher an den nahenden Herbst, besonders in den Tagen 06.-08. August wurde die 20-Marke kaum noch erreicht. Die kühlste Nacht wurde zum 10. August mit nur 2,4 Grad in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge registriert. Deutlich wärmer würde es in der zweiten Augustdekade und vor allem im Süden setzt sich vorübergehend hochsommerliche Hitze durch. Der deutschlandweit höchste Wert wurde am 24. mit 37,4 Grad in Rheinfelden nahe der Schweizer Grenze gemessen. Zum Monatsende wurde es im ganzen Land deutlich kühler.

So nass wie in diesem Jahr war der August zuletzt vor 13 Jahren. Lediglich im äußersten Norden und Nordosten war es überwiegend trockener. In Rostock fielen mir 55,1 Liter pro Quadratmeter lediglich 80 Prozent des Mittelwertes. In weiten Landesteilen kam dagegen deutlich mehr Regen zusammen, örtlich sogar mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Menge. In Frankfurt am Main waren es mit 137,3 Liter 224 Prozent des langjährigen Mittels. Dazu trugen auch viele schwere Unwetter bei, teils mit großem Hagel, Starkregen, Sturm und mehreren Tornados.

Der graue Eindruck, den der August vielerorts hinterließ, täuschte nicht. Tatsächlich schien die Sonne im ganzen Land seltener als im Mittel. Die Wetterstation in der Hansestadt Greifswald meldete nur 154,8 Sonnenstunden, entsprechend 71 Prozent vom Mittelwert.

Temperaturen im Sommer 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen im Sommer 2023 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes im Norden Deutschlands meist 0,5 bis 1,0 Grad und im übrigen Land 1,0 bis 1,5 Grad höher; im deutschlandweiten Flächenmittel waren es 1,0 Grad mehr. Im Vergleich zur Periode 1961 bis 1990 waren die drei Monate im Flächenmittel um 2,3 Grad wärmer. Die höchsten Temperaturen wurden meist im Juni und vor allem Anfang und Mitte Juli gemessen. Den landesweiten Höchstwert meldete die Wetterstation in Möhrendorf-Kleinseebach (Bayern) am 15. Juli mit 38,8 Grad, der tiefste Wert des Sommers wurde am 03. Juni mit -0,7 Grad in Sohland an der Spree registriert.

Temperaturen im Sommer seit 1881, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Das Deutschlandmittel lag im Sommer 2023 bei 18,5 Grad und damit unter den Top 10 der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe.

Niederschläge im Sommer 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Nach dem trockenen Start holte der Sommer 2023 beim Niederschlag rasch auf und war insgesamt eher nass. Dabei gab es regional sehr große Unterschiede. Zum Teil schwankten die Regensummen um die Mittelwerte, teils fielen aber auch enorme Regenmengen, vor allem durch lokale Unwetter. So kamen in Nürnberg mit 341,0 Liter pro Quadratmeter 170 Prozent des langjährigen Mittels zusammen, in Düsseldorf waren es mit 347,2 Liter noch 161 Prozent. Die höchste Tagesmenge meldete Station Bad Berneck im Fichtelgebirge am 22. Juni mit 120,7 Liter pro Quadratmeter.

Das wechselhafte Wetter im Sommer 2023 war häufig mit Schauern und Gewittern verbunden, örtlich mit schweren Unwettern. Auch zahlreiche Tornados zogen über das Land. Bisher (Stand 01.09.2023) sind mindestens 19 Tornados und plausible Fälle aus den drei Sommermonaten bekannt, davon erreichten mehrere die Stärke F1 der Fujitaskala. Stärkere Tornados wurden aber nicht beobachtet. Große Schäden richtete ein Tornado am 26. Juli in Burghausen im bayerischen Landkreis Altötting an. Der am 11. Juli von den Medien gemeldete F2-Tornado mit erheblichen Schäden in der Siedlung Asweiler im Saarland stellte sich dagegen bei der Analyse der Tornado-Arbeitsgruppe als Downburst (Gewitterfallböen) heraus. Zu den bestätigten Tornados kommen noch mehr als 90 Verdachtsfälle hinzu, die noch untersucht werden.

Sonnenschein im Sommer 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Ohne den außergewöhnlich sonnigen Juni würde der Sommer 2023 als eher sonnenscheinarm in die Wettergeschichte eingehen. Vor allem im August schien die Sonne deutlich seltener. Insgesamt übertraf der Sommer im Flächenmittel den durchschnittlichen Wert der Jahre 1991 bis 2020 um etwa 10 Prozent. In Konstanz wurden 18 Prozent mehr Sonnenstunden als im Mittel registriert.

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