Was macht eigentlich El Niño?

Nach dem schwachen El Niño-Warmereignis im vergangenen Winter mit erhöhten Wassertemperaturen im zentralen und östlichen tropischen Pazifik hat sich der Ozean dort wieder abgekühlt und inzwischen stellt sich sogar das gegensätzliche Phänomen La Niña ein, die oft als „kleine Schwester“ von El Niño bezeichnet wird. Die meisten Vorhersagen gehen davon aus, La Niña noch einige Monate anhalten kann. El Niño und La Niña haben oft weit reichende Auswirkungen auf das Wettergeschehen rund um den Pazifik, aber auch auf die Hurrikanaktivität auf dem Nordatlantik.




Oceanic Nino Index, Dreimonatsmittel, Quelle: National Center for Atmospheric Research

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Oceanic Nino Index seit 1950. Der Index beschreibt die Temperaturabweichung in der Pazifikregion zwischen 5 Grad nördlicher und südlicher Breite sowie zwischen 120 und 170 Grad westlicher Länge. Die Temperaturen werden über drei Monate hinweg gemittelt. Abweichungen von 1,0 Grad und mehr werden farbig dargestellt. Im September 2020 erreichten die Abweichungen die 0,5-Grad-Grenze.

Wassertemperaturen Ende September und Abweichungen vom Mittel, Quelle: CPC/NOAA

Die Wassertemperaturen im tropischen Pazifik: Wie üblich liegen die Temperaturen im Westpazifik bei und über 30 Grad, während es vor der südamerikanischen Pazifikküste deutlich kälter ist. Im unteren Bild sind die Abweichungen zu den langjährigen Mittelwerten dargestellt. Entlang des östlichen tropischen Pazifiks ist das Wasser gebietsweise mehr als 2 Grad kälter als im Mittel.

Entwicklung der Wassertemperaturen seit Anfang Juli 2020, Quelle: CPC/NOAA
Entwicklung der Wassertemperaturabweichungen seit Anfang Juli 2020, Quelle: CPC/NOAA

In den vergangenen Wochen sanken die Wassertemperaturen vor allem im Ostteil des tropischen Pazifiks deutlich ab. Gebietsweise liegen sie deutlich unter den langjährigen Mittelwerten.

Entwicklung der Wassertemperaturabweichungen mit der Wassertiefe seit Ende Juli 2020, Quelle: CPC/NOAA

Betrachtet man dazu noch die Wassertemperaturen nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in größeren Tiefen, dann fällt auf, dass vor allem im östlichen Pazifik die Werte in jüngster Zeit zum Teil deutlich abgesunken sind.

Oceanic Nino Index (OCI), Dreimonatsmittel, Quelle: CPC/NOAA

Noch einmal der Oceanic Nino Index als Dreimonatsmittel in Tabellenform. Im Laufe des Sommers ergab sich ein langsamer Rückgang.

El Niño-Vorhersagen verschiedener Modelle, Quelle: CPC/IRI

Die Vorhersagen der verschiedenen Modelle weichen wie üblich recht stark voneinander ab. Bei den meisten Prognosen aus dem September liegen die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen tropischen Pazifik auch in den kommenden Monaten zum Teil deutlich unter dem Mittelwert. Erst für das Frühjahr 2021 sollen die Wassertemperaturen wieder ansteigen.

Auswirkungen von La Niña, Quelle: PMEL/NOAA

Mehr Niederschläge fallen während eines La Niña-Ereignisses im Bereich des Westpazifiks, während es im Bereich des östlichen tropischen Pazifiks deutlich trockener ist. Auch in anderen Regionen der Erde werden immer wieder Auswirkungen beobachtet, allerdings sind keine Effekte durch La Niña in Europa gesichert.

Auswirkungen von El Niño, Quelle: PMEL/NOAA

El Niño und La Niña haben oft weit reichende und globale Auswirkungen. Deutlich trockener ist es in El Niño-Zeiten meist im südlichen Afrika, in Südostasien und Australien. Mehr Niederschlag fällt oft entlang des tropischen Pazifiks, besonders ab der Datumsgrenze und weiter östlich bis zur südamerikanischen Küste. Die Neigung zu Hitzewellen in Teilen Australiens ist erhöht. Während due Hurrikanaktivität auf dem nordöstlichen Pazifik stärker ist, erzeugt El Niño auf dem Nordatlantik oft ungünstige Höhenwinde und die Aktivität wird hier eher unterdrückt. Welche Auswirkungen El Niño in Europa hat, ist noch nicht genau bekannt.

Mit El Niño bezeichnet man ein Phänomen, bei dem sich das Wasser im zentralen und östlichen tropischen Pazifik stark erwärmt und sich die übliche Zirkulation im pazifischen Raum umstellt. Da diese Erwärmung seinen Höhepunkt üblicherweise zur Weihnachtszeit erreichte, wurde sie El Niño getauft, was in Südamerika für das Christkind steht. Für die örtlichen Fischer bedeutete sie das Ende der Fischfangsaison und war lange Zeit ein jährlich wiederkehrendes Ereignis. Inzwischen versteht man unter El Niño nur noch ein ungewohnt starkes Warmwasserereignis. Das Gegenteil von El Niño wird La Niña genannt.

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