Wird aus La Niña bald El Niño?

Seit dem Sommer 2020 beherrscht das Kaltwasserphänomen La Niña die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik – mit weit reichenden Folgen über den Pazifik hinaus. So ist La Niña eine der Ursachen für die extreme Hurrikansaison 2020 auf dem Nordatlantik. Auch über den Winter 2020/21 hielt sich das kalte Pazifikwasser. Nun sprechen erste Anzeichen dafür, dass La Niña in den kommenden Monaten verschwindet und möglicherweise sogar dem nächsten El Niño-Ereignis weicht. El Niño und La Niña haben beide oft weit reichende Auswirkungen auf das Wettergeschehen rund um den Pazifik, aber auch auf die Hurrikanaktivität auf dem Nordatlantik.




Mit El Niño bezeichnet man ein Phänomen, bei dem sich das Wasser im zentralen und östlichen tropischen Pazifik stark erwärmt und sich die übliche Zirkulation im pazifischen Raum umstellt. Da diese Erwärmung seinen Höhepunkt üblicherweise zur Weihnachtszeit erreichte, wurde sie El Niño getauft, was in Südamerika für das Christkind steht. Für die örtlichen Fischer bedeutete sie das Ende der Fischfangsaison und war lange Zeit ein jährlich wiederkehrendes Ereignis. Inzwischen versteht man unter El Niño nur noch ein ungewohnt starkes Warmwasserereignis. Das Gegenteil von El Niño wird La Niña genannt.

Wassertemperaturabweichungen im tropischen Pazifik vom Mittel, Quelle: International Research Institute for Climate and Society

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Wassertemperaturen im Vergleich zum langjährigen Mittel in der Pazifikregion zwischen 5 Grad nördlicher und südlicher Breite sowie zwischen 120 und 170 Grad westlicher Länge. Die Temperaturen werden über drei Monate hinweg gemittelt. Positive Abweichungen werden in rot dargestellt. In den vergangenen Monaten war das Wasser in dieser Region mehr als 1 Grad unter dem Mittel – ein La Niña stellte sich ein.

Wassertemperaturen Ende März 2021 und Abweichungen vom Mittel, Quelle: CPC/NOAA

Die Wassertemperaturen im tropischen Pazifik: Wie üblich liegen die Temperaturen im Westpazifik regional bei und über 30 Grad, während es vor der südamerikanischen Pazifikküste deutlich kälter ist. Im unteren Bild sind die Abweichungen zu den langjährigen Mittelwerten dargestellt. Entlang des östlichen tropischen Pazifiks ist das Wasser gebietsweise mehr als 2 Grad kälter als im Mittel.

Entwicklung der Wassertemperaturen seit Anfang Januar 2021, Quelle: CPC/NOAA
Entwicklung der Wassertemperaturabweichungen seit Anfang Januar 2021, Quelle: CPC/NOAA

In den vergangenen Wochen schwächte sich La Niña nur kurzzeitig ab, in weiten Teilen blieben die Wassertemperaturen deutlich unter dem Mittel.

Entwicklung der Wassertemperaturabweichungen mit der Wassertiefe seit Ende Januar 2021, Quelle: CPC/NOAA

Betrachtet man dazu noch die Wassertemperaturen nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in größeren Tiefen, dann fällt auf, dass vor allem im zentralen Pazifik die Werte in jüngster Zeit zum Teil deutlich angestiegen sind. Dies könnte ein erstes Anzeichen für das Ende von La Niña sein.

Oceanic Nino Index (ONI), Dreimonatsmittel, Quelle: CPC/NOAA
Oceanic Nino Index (ONI), Dreimonatsmittel, Quelle: CPC/NOAA

Noch einmal der Oceanic Nino Index als Dreimonatsmittel in Tabellenform und als Grafik. Bis zuletzt wurden nur leichte Schwankungen registriert.

El Niño-Vorhersagen verschiedener Modelle, Quelle: CPC/IRI

Die Vorhersagen der verschiedenen Modelle weichen wie üblich recht stark voneinander ab. Bei den meisten Prognosen aus dem März 2021 steigen die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen tropischen Pazifik auch in den kommenden Monaten an und nähern sich wieder dem Mittelwert. Einzelne Modellrechnungen lassen die Werte sogar so stark ansteigen, dass sich noch in diesem Jahr ein schwaches El Niño-Warmereignis einstellen könnte.

Auswirkungen von El Niño und La Niña

Auswirkungen von El Niño, Quelle: PMEL/NOAA

El Niño und La Niña haben oft weit reichende und globale Auswirkungen. Deutlich trockener ist es in El Niño-Zeiten meist im südlichen Afrika, in Südostasien und Australien. Mehr Niederschlag fällt oft entlang des tropischen Pazifiks, besonders ab der Datumsgrenze und weiter östlich bis zur südamerikanischen Küste. Die Neigung zu Hitzewellen in Teilen Australiens ist erhöht. Während due Hurrikanaktivität auf dem nordöstlichen Pazifik stärker ist, erzeugt El Niño auf dem Nordatlantik oft ungünstige Höhenwinde und die Aktivität wird hier eher unterdrückt. Welche Auswirkungen El Niño in Europa hat, ist noch nicht genau bekannt.

Auswirkungen von La Niña, Quelle: PMEL/NOAA

Mehr Niederschläge fallen während eines La Niña-Ereignisses im Bereich des Westpazifiks, während es im Bereich des östlichen tropischen Pazifiks deutlich trockener ist. Auch in anderen Regionen der Erde werden immer wieder Auswirkungen beobachtet, allerdings sind keine Effekte durch La Niña in Europa gesichert.

Sollte sich La Niña in den kommenden Monaten tatsächlich deutlich abschwächen, könnte sich dies deutlich auf die Hurrikanaktivität auf dem Nordatlantik auswirken. Stellen sich neutrale Verhältnisse ein, ist eher nicht mit ungünstigen Höhenwinden über dem Nordatlantik zu rechnen. In solchen  Jahren ist die Aktivität häufig erhöht, zum Teil sogar deutlich. Kehren sich die Verhältnisse im Laufe des Sommers oder Herbstes um und wird aus La Niña ein El Niño, dann könnte durch starke westliche Höhenwinde häufiger starke vertikale Windscherung über dem Nordatlantik auftreten und die Hurrikanentstehung eher unterdrücken. Derzeit spricht vieles für einige erneut sehr aktive Hurrikanmonate auf dem Atlantik. Die Saison könnte aber früher enden als im vergangenen Rekordjahr. Wirklich vorhersagen lässt sich dies aber nicht.

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