Aralsee von Staub bedeckt

Wo sich einst mit einer Fläche von etwa 68.000 Quadratkilometern der viertgrößte See der Erde erstreckt, bedeckte Ende März 2020 Staub und Sand eine weite, öde Fläche. Nur noch ein winziger Rest des Sees ist heute erhalten. Seit 1960 ist er deutlich geschrumpft und inzwischen sind nur noch Bruchteile der ursprünglichen Wasserfläche vorhanden. Die Austrocknung des abflusslosen Aralsees gehört zu den schlimmsten Umweltkatastrophen weltweit.




Das Titelbild zeigt den Aralsee am 24. März 2020, als vor allem der südliche Teil des Sees von einer riesigen Wolke aus Staub und Sand verdeckt war. Der See verlandet immer mehr.

Übrig sind heutzutage nur noch der kleine und durch künstliche Dämme abgeschottete Nordteil des Sees sowie winzige Reste des Südteils. Ausgelöst wurde die derzeitige Austrocknung durch die weitgehende Umleitung der beiden Hauptzuflüsse Amudarja und Syrdarja, um das trockene Land um den See landwirtschaftlich nutzen zu können. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die regionale Wirtschaft sind gewaltig. So liegen ehemalige Hafenstädte und Badeorte nun mitten im Land. Durch einen Dammbau konnte ein kleiner Teil des Sees gerettet werden. Im Jahr 2014 war der südöstliche Teil komplett ausgetrocknet, sporaidsch taucht er seitdem wieder auf.

Aralsee am 25.08.2000, Quelle: NASA

Der See befindet sich östlich des Kaspischen Meers im Gebiet der Staaten Kasachstan und Usbekistan. In der Region herrscht kontinentales Halbwüsten- und Wüstenklima mit nur geringen Niederschlagsmengen. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Wasserspiegel des Aralsees zusätzlich enormen natürlichen Schwankungen unterliegt. Siedlungsreste zum Beispiel aus dem 13. Jahrhundert deuten auf ähnlich niedrige Wasserstände hin wie heute. Allerdings ist der Rückgang seit den 1960er Jahren größtenteils auf die Wasserentnahme zurückzuführen. Mit dem Dammbau zur Rettung des Nordteils des Sees und der damit weiter verringerten Wasserzufuhr zum Südteil wurde dieser praktisch aufgegeben.

Im August 2000 versandete der südliche Aralsee zunehmend, auch wenn er teilweise noch vorhanden war. Eingetragen ist auch die Küstenlinie im Jahr 1960, als es nur einen See gab, in dem sich mehrere große Insel befanden, die heute eine Verbindung zum Land haben.

Aralsee am 19.08.2014, Quelle: NASA

Im August 2014 war der südöstliche Teil des Sees komplett verschwunden, nur noch ein schmaler Streifen des Südwestteils war vorhanden. Nach dem Bau eines stabilen Damms – ein erster Damm aus Sand hielt nicht – stabilisierte sich der nördliche Aralsee.

In den Jahren danach tauchte der südöstliche Teil sporadisch wieder auf, in den Satellitenbildern ist es schwach angedeutet. Der Nordteil des Sees verändert sich seitdem kaum.

Dies zeigen auch die Fotos, die Alexander Gerst an Bord der internationalen Raumstation ISS im Juli 2018 aufnahm. Gut zu erkennen sind der abgeschottete nördliche See, im Vordergrund der schmale Rest des Südwestteils und der schwächer erscheinende südöstliche Teil.

Ein Band aus Neuschnee vom Aralsee bis nach Baikonur, Aufnahme von Alexander Gerst, ISS im November 2014. Rechts im Bild ist der durch den Damm gestaute nördliche See zu erkennen, der Südteil war bis auf den schmalen Restsee verschwunden.

Die Auswirkungen der Umweltkatastrophe sind extrem: Fischfang war nicht mehr möglich, Küstenstädte lagen plötzlich mitten in der Wüste, Bilder mit auf Land liegenden Schiffen gingen um die Welt. Wo früher eine riesige Wasserfläche etwa von der Größe Bayerns lag, toben heute Sandstürme. Ob sich der See und die gesamte Region jemals wieder komplett erholen werden, ist mehr als fraglich. Wissenschaftler halten es für unwahrscheinlich, dass der sporadisch wieder erscheinende Südostteil des Sees sich erholt. Die fortschreitende Klimaerwärmung hilft dabei nicht gerade. Der Aralsee bleibt damit ein Mahnmal für die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen.

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