Drittwärmster Winter seit Aufzeichnungsbeginn

Der Winter 2023/24 fiel mehr oder weniger aus – von einzelnen kurzen Stippvisiten abgesehen. Nur selten und meist nur regional wurde man bei Schnee und Frost an die tatsächliche Jahreszeit erinnert. Immer wieder wurden zweistellige Plusgrade gemessen. Damit reihte sich die zurückliegende Jahreszeit als drittwärmster Winter seit Aufzeichnungsbeginn ein. Allerdings hatten darunter vermehrt Pollenallergiker zu leider, da die Natur ihrer Zeit weit voraus war. Es war zudem einer der nassesten Winter seit Messbeginn und die Sonne schien verbreitet deutlich seltener als im langjährigen Mittel.



Wie schon zur Monatsmitte absehbar, übertraf der Februar temperaturtechnisch alles, was bisher registriert worden war. Denn fast durchgehend lenkten atlantische Tiefdruckgebiete milde bis sehr milde Luft nach Mitteleuropa und damit auch nach Deutschland. Der bisherige Temperaturrekord wurde deutlich übertroffen. Dazu war der Monat sehr nass, sodass die Wasserstände vieler Flüsse die meiste Zeit über auf hohem Niveau blieben. Schnee war selbst in den meisten Skigebieten der deutschen Mittelgebirge Mangelware. Stürmisch wurde es vom 22. zum 23. Februar, als das Sturmfeld eines über die Nordsee nach Skandinavien ziehenden Sturmtiefs viele Landesteile erfasste. An der Nordsee traten Böen bis Orkanstärke auf. Die Sonne machte sich passenderweise sehr rar und in vielen Regionen wurde nicht einmal die Hälfte des durchschnittlichen Sonnenscheins erreicht.

Mit einer deutschlandweiten Temperatur von 6,5 Grad lag der Februar 5,0 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 (1,5 Grad) und 6,1 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (0,4 Grad). Im Norden und Westen des Landes lagen die Abweichungen überwiegend zwischen 3 und 5 Grad, sonst meist zwischen +5,0 und +6,2 Grad. Damit wurde der bisherige Rekord aus dem Jahr 1990 (5,7 Grad) gerade pulverisiert. Viele Orte, besonders im Westen, blieben den ganzen Monat über frostfrei. Den tiefsten Wert des Monats meldete am 24. Februar Oberstdorf im Allgäu mit -5,2 Grad. Der Höchstwert wurde am 16. mit 18,8 Grad in Rosenheim (Bayern) gemessen.

Lediglich im äußersten Süden des Landes war der Februar trockener als im langjährigen Mittel. So kamen in Kempten im Allgäu 48,4 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen, entsprechend 66 Prozent des Mittelwertes. In weiten Landesteilen war der Monat dagegen sehr nass und zum Teil fiel mehr als doppelt so viel Regen wie im Durchschnitt. In Leipzig wurden insgesamt 66,6 Liter pro Quadratmeter gemessen und damit mehr als das Zweieinhalbfache des Mittelwertes. Die höchste Tagesmenge wurde am 07. Februar mit 77,4 Liter pro Quadratmeter in Baiersbronn-Mitteltal im Nordschwarzwald gemessen.

Der Februar war ein sehr grauer Monat. In vielen Regionen wurde nicht einmal die Hälfte des durchschnittlichen Sonnenscheins registriert. In Hamburg kamen gerade einmal 16,8 Sonnenstunden zusammen, entsprechend 25 Prozent des Mittels. Nicht ganz so schlimm fiel die Sonnenscheinbilanz im Süden aus. Unter zeitweiligem Hochdruckeinfluss schien die Sonne häufiger und in Konstanz wurden 88,7 Sonnenstunden registriert, 105 Prozent vom Mittelwert.

Temperaturen im Winter 2023/24, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen im Winter 2023/24 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes im Norden und Westen meist zwischen 1,5 und 2,5 Grad höher, sonst betrugen die Abweichungen sogar 2,5 bis 3 Grad. Damit war es der 13. Winter in Folge mit Temperaturen über dem Mittel. Der Winter beschränkte sich auf eher kurze Perioden zu Beginn des Dezembers und gegen Mitte Januar. Der tiefste Wert des Winters wurde am 20. Januar mit -19,5 Grad in Leutkirch-Herlazhofen im Allgäu gemessen, den höchsten Wert meldete Rosenheim in Bayern am 16. Februar mit 18,8 Grad.

Temperaturen im Winter seit 1881, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Das Deutschlandmittel lag im Winter 2023/24 bei 4,0 Grad und damit nach 2006/07 und 2019/20 auf Platz 3 der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. Die Temperaturen lagen 2,5 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020 (1,5 Grad) und 3,8 Grad über dem Mittel der Periode 1961-1990 (0,2 Grad).

Niederschläge im Winter 2023/24, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Der Winter 2023/24 gehört zu de zehn nassesten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Regional kam mehr als das Doppelte des durchschnittlichen Niederschlags zusammen. In Hannover wurden 312,9 Liter pro Quadratmeter gemessen, entsprechend 212 Prozent des langjährigen Mittelwertes. Lediglich im äußersten Südwesten lagen die Niederschlagssummen im Bereich der Normalwerte, so Freiburg mit 161,6 Liter, entsprechend 98 Prozent des Mittels. Hochwasser war das große Thema des Winters, vor allem Niedersachsen war lange Zeit schwer betroffen. Schnee hielt sich fast nur in den höchsten Mittelgebirgen und in den Alpen für längere Zeit. Die höchste 24stündige Niederschlagssumme des Winters meldete am 07. Februar Baiersbronn-Mitteltal im Nordschwarzwald mit 77,4 Liter pro Quadratmeter.

Hochwasser am Niederrhein zum Jahreswechsel, Foto: Thomas Sävert

Im Winter 2023/24 wurden in Deutschland bisher 3 bestätigte oder plausible Tornados und 3 weitere Tornadoverdachtsfälle verzeichnet. Am 21. Dezember richtete ein Tornado der Stärke F2 erhebliche Schäden innerhalb einer mindestens 16 Kilometer langen Schneise in und um Köln in NRW an. Betroffen waren die Orte Poll, Westhoven, Rodenkirchen, Weiß, Zündorf, (nördlich von) Libur, Spich, Oberlar und Troisdorf. Mehr zu den Tornados und Tornadoverdachtsfällen in der Tornadoliste Deutschland.

Sonnenschein im Winter 2023/24, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Ausgesprochen grau präsentierte sich der Winter 2023/24 in weiten Teilen Deutschlands. Nur im Südwesten lag die Sonnenscheinsumme regional im Bereich der Mittelwerte oder etwas darüber, so in Augsburg mit 224,1 Sonnenstunden, entsprechend 110 Prozent des Mittelwertes. Weniger die Hälfte davon wurde in Hamburg mit lediglich 76,8 Sonnenstunden registriert, entsprechend 52 Prozent des langjährigen Mittelwertes.

Titelbild: Achim Otto

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