El Niño bald auf dem Vormarsch?

Nach fast drei Jahren, in denen das Kaltwasserphänomen La Niña mit niedrigen Wassertemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik zum Dauerbrenner wurde, ist ein Ende von La Niña absehbar. Es ist Recht wahrscheinlich, dass im Frühjahr die Lage mehr und mehr kippt und im Sommer aus La Niña direkt El Niño wird. El Niño und La Niña haben beide oft weit reichende Auswirkungen auf das Wettergeschehen rund um den Pazifik, aber auch auf die Hurrikanaktivität auf dem Nordatlantik.



Mit El Niño bezeichnet man ein Phänomen, bei dem sich das Wasser im zentralen und östlichen tropischen Pazifik stark erwärmt und sich die übliche Zirkulation im pazifischen Raum umstellt. Da diese Erwärmung seinen Höhepunkt üblicherweise zur Weihnachtszeit erreichte, wurde sie El Niño getauft, was in Südamerika für das Christkind steht. Für die örtlichen Fischer bedeutete sie das Ende der Fischfangsaison und war lange Zeit ein jährlich wiederkehrendes Ereignis. Inzwischen versteht man unter El Niño nur noch ein ungewohnt starkes Warmwasserereignis. Das Gegenteil von El Niño wird La Niña genannt.

Wassertemperaturabweichungen im tropischen Pazifik vom Mittel, Quelle: International Research Institute for Climate and Society

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Wassertemperaturen im Vergleich zum langjährigen Mittel in der Pazifikregion zwischen 5 Grad nördlicher und südlicher Breite sowie zwischen 120 und 170 Grad westlicher Länge. Die Temperaturen werden über drei Monate hinweg gemittelt. Positive Abweichungen werden in rot dargestellt.

Wassertemperaturen Ende Februar 2022 und Abweichungen vom Mittel, Quelle: CPC/NOAA

Die Wassertemperaturen im tropischen Pazifik: Wie üblich liegen die Temperaturen im Westpazifik regional bei und über 30 Grad, während es weiter östlich deutlich kälter ist. Während der zentrale Pazifik noch unterkühlt ist, steigen die Wassertemperaturen vor der südamerikanischen Küste bereits deutlich an. Im unteren Bild sind die Abweichungen zu den langjährigen Mittelwerten dargestellt. Deutlich zeigt sich der Anstieg der Wassertemperaturen vor der südamerikanischen Küste, der sich langsam westwärts ausbreitet.

Entwicklung der Wassertemperaturen seit Dezember 2022, Quelle: CPC/NOAA
Entwicklung der Wassertemperaturabweichungen seit Dezember 2022, Quelle: CPC/NOAA

In den vergangenen Wochen schwächte sich La Niña allmählich ab, im zentralen tropischen Pazifik blieben die Wassertemperaturen aber noch unter dem Mittel.

Entwicklung der Wassertemperaturabweichungen mit der Wassertiefe seit Dezember 2022, Quelle: CPC/NOAA

Betrachtet man dazu noch die Wassertemperaturen nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in größeren Tiefen, dann fällt auf, dass sich das kalte Wasser im zentralen Pazifik nur oberflächennah hält. Darunter steigen die Werte deutlich an. Dies könnte ein Anzeichen für das Ende von La Niña und den Start von El Niño sein.

Oceanic Nino Index (ONI), Dreimonatsmittel, Quelle: CPC/NOAA
Oceanic Nino Index (ONI), Dreimonatsmittel, Quelle: CPC/NOAA

Noch einmal der Oceanic Nino Index als Dreimonatsmittel in Tabellenform und als Grafik. Bis zuletzt wurden deutlich negative Werte registriert.

El Niño-Vorhersagen verschiedener Modelle, Quelle: CPC/IRI

Die Vorhersagen der verschiedenen Modelle weichen wie üblich recht stark voneinander ab. Bei den meisten Prognosen aus dem Februar 2023 steigen die Wassertemperaturen im zentralen und östlichen tropischen Pazifik auch in den kommenden Monaten weiter an und überschreiten die Mittelwerte schon im kommenden Sommer deutlich. Die meisten Modellrechnungen lassen die Werte so stark ansteigen, dass sich rasch ein El Niño-Warmereignis einstellen kann.

Auswirkungen von El Niño und La Niña

Auswirkungen von El Niño, Quelle: PMEL/NOAA

El Niño und La Niña haben oft weit reichende und globale Auswirkungen. Deutlich trockener ist es in El Niño-Zeiten meist im südlichen Afrika, in Südostasien und Australien. Mehr Niederschlag fällt oft entlang des tropischen Pazifiks, besonders ab der Datumsgrenze und weiter östlich bis zur südamerikanischen Küste. Die Neigung zu Hitzewellen in Teilen Australiens ist erhöht. Während due Hurrikanaktivität auf dem nordöstlichen Pazifik stärker ist, erzeugt El Niño auf dem Nordatlantik oft ungünstige Höhenwinde und die Aktivität wird hier eher unterdrückt. Dabei gilt allerdings, dass auch in Jahren mit nur geringer Aktivität einzelne starke und verheerende Hurrikane auftreten können. Welche Auswirkungen El Niño in Europa hat, ist noch nicht genau bekannt.

Auswirkungen von La Niña, Quelle: PMEL/NOAA

Mehr Niederschläge fallen während eines La Niña-Ereignisses im Bereich des Westpazifiks, während es im Bereich des östlichen tropischen Pazifiks deutlich trockener ist. Seit drei Jahren stellten sich daher im Osten Australiens immer wieder Hochwasserkatastrophen ein. Auch in anderen Regionen der Erde werden einige Auswirkungen beobachtet, allerdings sind keine Effekte durch La Niña in Europa gesichert.

Sollte sich El Niño in den kommenden Monaten tatsächlich durchsetzen, könnte sich dies deutlich auf die Hurrikanaktivität auf dem Nordatlantik auswirken. Stellen sich neutrale Verhältnisse ein, ist eher nicht mit ungünstigen Höhenwinden über dem Nordatlantik zu rechnen. In solchen Jahren ist die Aktivität häufig erhöht, zum Teil sogar deutlich. Kehren sich die Verhältnisse um und wird aus La Niña ein El Niño, dann könnte durch stärkere westliche Höhenwinde häufiger starke vertikale Windscherung über dem Nordatlantik auftreten und die Hurrikanentstehung eher unterdrücken. Wirklich vorhersagen lässt sich dies aber nicht.

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